Donnerstag, 2. Juni 2011

Voll beschäftigt

Im Moment schreibe ich so viel anderes, dass hier gerade etwas Pause ist. Dabei gäbe es so viel zu erzählen. Vom schönsten Balkon der Stadt zum Beispiel und meiner Gurken- und Tomatenzucht, die in Zeiten der EHEC-Panik täglich an Wert gewinnt. Oder von diesem ungewöhnlichen Mann, der mich nicht nur in erotischer Hinsicht an meine Grenzen bringt – und darüber hinaus. Ich ringe mit ihm, vor allem aber mit mir selbst, doch am Ende siegen seine Zärtlichkeit und sein Humor. Berichten könnte ich auch von meiner Sehnsucht nach Urlaub am Meer, dem seltsamen Gefühl, auf einem guten Weg zu sein, ohne sowohl den Weg als auch das Ziel richtig sehen zu können, und der Angst, trotz allem am Ende doch zu scheitern. Und ich könnte davon erzählen, dass ich Johnny Depp liebe – und zwar ausdrücklich nicht wegen seines Piraten-Quartetts (aber das schreibe ich jetzt bloß, weil ich nebenher gerade ein Porträt von ihm in so einem Boulevardmagazin sehe).

Doch ich beschäftige mich lieber mit diesem eigenwilligen Pärchen, das mir meine Fantasie eingebrockt hat und das mich zwingt, bei ihm zu bleiben, bis seine Geschichte fertig erzählt ist. Und das kann leider noch etwas dauern. Aber ich schätze, es gibt Schlimmeres im Leben.

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Freitag, 20. Mai 2011

Die Kunst der Verführung

Eben wollte ich noch drüben bei Frau Nessy laut rufen: Ach, so wild ist das alles doch gar nicht mit diesen Kontaktbörsen im Internet. Ich staune zwar, wie viele Leute dort tatsächlich der Liebe ihres Lebens begegnen, weil mir das nämlich nie passiert ist. Aber nette Begegnungen kann man trotzdem haben. Und es ist eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme, die mir schon lange nicht mehr peinlich ist. Sind halt andere Zeiten heute, wo man nicht mehr einen Herrn an die Seite gestellt kriegt, mit dem man die Hochzeit von Annegret und Dieter „machen“ muss, und mit dem man dann – Großmutters Verkupplungskunst sei's gedankt – später selbst vor den Altar tritt. Heute muss Frau sich um alles alleine kümmern, und das ist anstrengend und mühsam.

Nachdem mich der Mann mal wieder aus Zeitmangel versetzte, dachte ich, es könne ja ganz nützlich sein, mir ein Alternativprogramm für die Durststrecken zwischen unseren durchaus erfüllenden Begegnungen zu schaffen. Ich meldete mich also in einer Erotikbörse an, deren Besuch mir als Mitglied einer Singlebörse regelrecht ans Herz gelegt wurde. Die Macher fanden es wohl eine schlaue Idee, all den verzweifelt Suchenden das Warten auf den Prinzen und die Prinzessin ein wenig zu versüßen. Nun ja, dachte ich, mit der Partnersuche läuft es tatsächlich nicht so rund, schaun wir doch mal, wie es mit einem kleinen Zeitvertreib aussieht.

Um es vorweg zu sagen: Es sieht grauenvoll aus. Machen Sie das bloß nie nach! Besagte Börse scheint sich noch in ihrer Vor-Beta-Phase zu befinden. Anders kann ich mir jedenfalls das stellenweise unausgereifte Konzept nicht erklären. Ich kann nicht aktiv nach Kontakten suchen, sondern bin auf die Matching-Ergebnisse irgendeines Computerprogramms angewiesen. Dieses Programm scheint alles Mögliche zu können, nur eins nicht: Daten miteinander abzugleichen. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, wie es passiert, dass die Hälfte meiner Kontaktvorschläge angeben, dass sie in einer Beziehung leben, obwohl ich doch ausdrücklich nur ungebundene Männer suche. Was mich ebenfalls erstaunt (aber dafür kann die Technik nun nichts): Ziemlich viele dieser verheirateten Männer, die auf der Suche nach einem Seitensprung sind, setzen ein Foto in ihr Profil, das nur notdürftig mit einer bunten, kleinen Maske verdeckt wird. Jede Frau, die diese Männer von irgendwoher kennt, wird sie garantiert sofort erkennen. Ist ja nicht mein Problem, Jungs, aber bitte beklagt euch dann auch nicht, wenn ihr zuhause Ärger kriegt.

Obwohl ich durchaus dazu neige, mich schnell in Affären und Beziehungen zu stürzen, brauche ich doch einen gewissen Vorlauf, eine Rahmenhandlung, die mir die Möglichkeit gibt, Nähe, Vertrauen, Lust und sehr gelegentlich sogar Liebe zu entwickeln. Dafür reicht manchmal ein anregender Abend in einer Bar. Oder eine Handvoll Mails, fröhlich, frech, pointiert. Ein kurzes, flüchtiges Gespräch, das neugierig macht und nach mehr verlangt. Irgendetwas, das mich aufmerken lässt. Was ich hingegen total öde finde: Wenn mich ein Mann in seiner allerersten Mail mit Obszönitäten zumüllt. Das halte ich selbst in einer Erotikbörse für völlig fehl am Platz und ungemein abtörnend. Alles braucht ein Vorspiel, finde ich, und der Mann, der das nicht verstanden hat, sollte auch nicht diese Einladungen mit dem Aufdruck „Lust, die Kunst der Verführung kennenzulernen?“ verschicken. Männer, ich glaube, ich weiß eine ganze Menge über die Kunst der Verführung. Wie wäre es, wenn ihr mal ein paar Nachhilfestunden nehmt und dann wiederkommt?

Was auch höchst peinlich ist: Wenn ein Mann in besagter Börse behauptet, Single zu sein, mir ein Foto schickt, und ich ihn, wie das Schicksal so will, zufällig zwei Tage später am Bahnhof sehe – im Schlepptau mit Frau und Kindern. Der Herr trug sogar denselben Pullover wie auf dem Bild. Ach Leute, nee, echt nicht. Für so einen Käse bin ich zu alt. Überhaupt bin ich für diesen Internet-Erotik-Mist zu alt. Das ist alles so plump und platt und billig. Und vor allem so schnelllebig. Da lobe ich mir doch meinen Bösen Buben, der zwar wenig Zeit hat, aber sehr treu und verlässlich immer genau dann wieder auftaucht, wenn ich nicht damit rechne. Und dann … ja, dann … hach … Das ist nämlich einer, der hat seine Hausaufgaben schon gemacht und weiß, wie das mit der Verführung geht. Und darum melde ich mich jetzt gleich mal wieder in dieser beknackten Erotikbörse ab, die tut meinen Nerven gar nicht gut.

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Sonntag, 15. Mai 2011

Karaoke

Ein- bis zweimal im Jahr unternehme ich einen eigenartigen Ausflug, der mittlerweile schon fast zu einem Ritual geworden ist. Mit meiner liebenswerten Freundin Frau C. besuche ich einen seltsamen Studentenclub in Berlin, um einer noch seltsameren Karaoke-Show beizuwohnen. Als wir diesmal den recht gut besuchten Club betreten, laufen auf der Großbildleinwand gerade die letzten Minuten des Europäischen Sängerwettstreits. Unsere Lena hat es natürlich nicht geschafft, und ich an ihrer Stelle wäre auch froh, diesen Käse nun endlich hinter mir lassen zu können. Uns interessiert das aber nicht wirklich. Wir beobachten amüsiert, wie andere, auch sehr ambitionierte Sänger sich vor dem Anmeldetisch für die Karaoke-Show drängeln. Dann geht es los – in einer Lautstärke, die jede Kommunikation eigentlich unmöglich macht. Wie jedes Mal beginnen Frau C. und ich jedoch genau jetzt wie auf Kommando eine Unterhaltung. Nur gelegentlich schweifen unsere Augen und Ohren gen Bühne ab, die meiste Zeit brüllen wir uns konzentriert an, um die viel zu laute Musik zu übertönen. Ich verstehe immer nur die Hälfte von dem, was Frau C. brüllt. Vermutlich erklärt sie gerade, warum sie immer öfter mit dem Gedanken spielt, ihren Mann zu verlassen. Besorgt nicke ich und brülle etwas zurück, während ein Junge knapp am richtigen Ton vorbei mehr schreit als singt: „Ti amo, das heißt, ich lieb dich so.“ Das hat selbst Howard Carpendale nicht verdient. Wir brauchen erst mal frische Luft, und ich begleite Frau C. zu einer Raucherpause nach draußen. Wir sind umringt von Mädchen und Jungen, die halb so alt sind wie wir, aber doppelt so erwachsen tun. Ich frage mich, was sie über uns zwei alte Schachteln denken, die wir so offen und unbefangen über Männer, Affären und guten Sex reden. Im Saal zurück, erreicht das Gesinge seinen Höhepunkt. Die AC/DC-Fraktion lässt ihre nicht vorhandenen Haarmähnen beim Headbanging fliegen, zwei Mädchen singen sich bei einem Song, den ich nicht kenne, halb in Ekstase, und Frau C. und ich setzen unsere brüllende Unterhaltung über das Leben und die Liebe fort. Vielleicht können wir uns all unsere Geheimnisse nur in dieser merkwürdigen Atmosphäre offenbaren, hier, wo wir nicht sicher sind, ob die andere auch wirklich jedes Wort versteht. „Du klingst so, als seist du endlich angekommen“, schreit Frau C., und ich brülle zurück, dass ich mich zumindest auf einem guten Weg befinde. Ein Junge vom Nachbartisch versucht mit uns zu flirten, ein anderer lacht mir zu, als wir aufbrechen. Sind die Kerle zu betrunken, um zu sehen, wie alt wir sind? Oder finden sie gerade das so spannend? Auf dem Heimweg schaut Frau C. auf ihre Uhr. „Himmel!“ schreit sie entsetzt. „So spät ist das schon?“ Wir stellen erstaunt fest, dass wir überhaupt noch nicht müde sind, obwohl es bereits kurz nach drei ist. Eigentlich sind wir nur gegangen, weil unsere Stimmen heiser vom vielen Brüllen sind. „Ich hoffe, mein Mäuschen ist gnädig mit mir“, seufzt Frau C. Ihr Mäuschen ist drei Jahre alt, zeigt leider keine Gnade und kräht um kurz nach sechs laut durchs Haus: „Mama! Papa!“ Später sitzen wir in einer großen Runde an einer wundervoll-üppig gedeckten Frühstückstafel. Obwohl ich viel zu wenig geschlafen und am Abend vorher viel zu viel getrunken habe, und meine Stimme nicht nur vom Schreien, sondern auch einer dicken Erkältung belegt ist, fühle ich mich wach und lebendig. Vielleicht, so schießt es mir durch den Kopf, sogar lebendiger als mancher dieser Studenten, denen ich gestern Nacht begegnet bin. Das ist schon eine seltsame Sache mit dem Älterwerden. „Und – welchen Song habt ihr gesungen?“ fragt der Gatte der Frau C. wie immer nach unseren Karaoke-Nächten, und wir grinsen, und sagen, dass wir uns auch diesmal nicht getraut haben. Aber vielleicht ja beim nächsten Mal. Und dass es ein nächstes Mal geben wird, das steht fest.

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Donnerstag, 5. Mai 2011

Kurioses

„Deine Brüste sehen irgendwie lustig aus.“
„Lustig??? Warum denn das?“
„Keine Ahnung. Die von Mami sehen jedenfalls ganz anders aus. Deine sind lustig.“
„Ah. Ja.“

„Was sind denn das für Tabellen?“
„Da erfasse ich den Größenwachstum unserer Kinder. Wie du siehst – es geht alles schön bergauf.“
„Und diese Grafik da mit dem Zickzack-Verlauf – was ist das?“
„Ähm, ja, da dokumentiere ich meinen Bauchumfang.“

„Ich brauche dringend mehr Geld.“
„Hast du mal darüber nachgedacht, als Prostituierte zu arbeiten?“
„Wie bitte???“
„Na ja – ficken kannst du jedenfalls.“
„Oh, danke. Und diese großartige Geschäftsidee gibt mir gleich so ein wahnsinnig beruhigendes Gefühl, nie mehr Geldsorgen haben zu müssen.“

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Donnerstag, 21. April 2011

Augenblicke

Die Männer geben sich zurzeit so launenhaft, wie man es sonst nur vom Monat April erwartet. Er ist nicht da – und dabei habe ich diesmal extra ein größeres Handtuch eingepackt. Er schreibt mir erst haufenweise sehnsüchtige Mails, doch dann kneift er und schützt Krankheit vor. Darauf stehe ich ja so richtig gar nicht. Und dann ist da noch der Herr, der mir ein zauberhaftes Ostergeschenk gemacht hat, ansonsten aber auch mit Terminproblemen kämpft. Pft, denke ich, dann genieße ich den Frühling eben alleine, so wie immer. Und ich sitze mit einer Schale Erdbeeren und einem Glas Sekt auf meinem Balkon und pfeife auf die Männer. Die wissen ja gar nicht, was sie verpassen.

Später stehe ich bei weit geöffneter Balkontür am Herd. Die Abendsonne scheint direkt in meine Töpfe und lässt die Spaghetti mit Ziegenkäse golden schimmern. Ich hatte ganz vergessen, was für ein wundervolles Gefühl von Freiheit und Glück es ist, wenn meine kleine Küche sich dem Frühling öffnet. Frischer Schnittlauch vom Balkon zum Tomatensalat – himmlisch!

Pünktlich zu Ostern habe ich zwei größere Projekte beendet und genieße nun die Entspannung nach der großen Anstrengung. Nach Ostern geht es hoffentlich mit einem noch größeren Projekt weiter. Ich wage nicht darüber nachzudenken, was passiert, wenn nicht. Immer noch stricke ich alles mit ganz heißer Nadel – ein Auftrag, der platzt, ein Kunde, der nicht zahlt, und dieses wackelige Gebilde stürzt zusammen. Nicht drüber nachdenken, ermahne ich mich selbst, positiv denken, optimistisch vorwärts schauen, dann klappt das schon. Und ich esse Spaghetti, trinke Chardonnay und übe mich darin, im Augenblick zu leben.

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Danke und tschüss!
Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
feinstrick - 15. Mai, 21:06
Hat ja geklappt :)
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steppenhund - 11. Feb, 22:02
Ja, ich erinnere mich...
Ja, ich erinnere mich gut daran. Ich mache mich mal...
feinstrick - 11. Feb, 20:08
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feinstrick - 11. Feb, 20:08

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