Mittwoch, 6. Juli 2011

Gespräch unter Frauen

Meine Freundin redet stundenlang auf mich ein, dass ich die Finger von diesem beziehungsgestörten Kerl lassen soll. Er könne sich nie auf mich einlassen, werde immer vor seinen eigenen Ängsten davon rennen, und es sei gut, dass er bereits nach einer Nacht und nicht erst nach ein paar Monaten gegangen sei. So sei der Schaden überschaubar.

Freundin: „Du musst eben wissen, dass dir ein beziehungsgestörter Mann keine Sicherheit bieten kann.“
Ich: „Ich weiß. Das ist ja das Schöne an verlässlichen Männern: Die geben Geborgenheit.“
Freundin: „Ja. Aber dafür haben sie irgendwann keinen Sex mehr. Das willst du doch auch nicht.“
Ich: „Stimmt. Das Tolle an den Chaos-Männern: Der Sex mit ihnen ist gigantisch.“
Freundin: „Eben!“
Ich: „Also soll ich doch … ?“
Freundin: „Wenn ich es mir genau überlege: Ja!“

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Dienstag, 5. Juli 2011

Abserviert

Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich zu exzessivem, beziehungslosem Sex neigte. Ich hatte eine Affäre nach der nächsten, oft nur für eine Nacht, manches Mal liefen mehrere Geschichten parallel. Das Schizophrene daran: Gleichzeitig war ich in einer der besonders seriösen Singlebörsen angemeldet und auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Ich hatte mit den potenziellen Heiratskandidaten ein Date nach dem nächsten und wurde von Mal zu Mal abgebrühter. Bald kam es mir so vor, als würden die Männer zum Bewerbungsgespräch bei mir antanzen, aufgeregt, voller Hoffnungen, während ich nüchtern wie eine Personalchefin ihre Zeugnisse begutachtete und in sämtlichen Fällen für viel zu schlecht befand. Natürlich. Ich war gar nicht offen für einen Mann, der mich verehrte, der mir sein Herz schenkte und es gut mit mir meinte. Aber das verstand ich damals nicht.

Ich hatte gerade mehrere dramatische Verluste erlitten – Tod meiner Eltern und anderer naher Menschen, Zerbrechen des familiären Gefüges, Scheitern einer Beziehung, Gewalt und Verrat. Mein ganzes Leben war auseinander gebrochen, ich hatte völlig den Boden unter den Füßen verloren, taumelte ziellos durch die Welt, hilflos und überfordert mit Schmerz und Trauer. Der Sex war die einzige Möglichkeit, mich selbst intensiv zu spüren, Lebendigkeit zu fühlen und dabei gleichzeitig alles um mich herum zu vergessen. Die Männer waren dabei bis auf wenige Ausnahmen nur Mittel zum Zweck. Gleichgültig ließ ich sie wieder fallen, wenn ich sie nicht mehr brauchte oder sie meinen Ansprüchen nicht genügten. Ich bin sicher, dass ich einigen sehr weh dabei tat. Aber ich war selbst so voller Schmerz, dass ich mich nicht noch um den Schmerz anderer kümmern konnte.

Das ist lange her. Danach gab es einige Jahre nur noch einen einzigen Mann in meinem Leben (an den ich mich geradezu verzweifelt klammerte, obwohl er mir absolut nichts bieten konnte und wollte) und dann noch länger gar keinen mehr. In dieser Zeit kam ich zur Ruhe. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren fand ich zu mir selbst, ging meinen Bedürfnissen und Sehnsüchten nach, veränderte mich beruflich, setzte mich mit der Vergangenheit auseinander und nahm Abschied von schmerzhaften Gefühlen und Erinnerungen. Trauerarbeit, so erkannte ich, ist wichtig, um vorwärts gehen zu können. Irgendwann war ich so weit, mich auch Männern wieder zu öffnen - auf unverbindliche, leichte Art, für tiefere Gefühle reichte es wohl doch noch nicht.

Bis zum vergangenen Wochenende. Was da passiert ist, begreife ich immer noch nicht. Nur so viel steht fest: Er und ich sind mit verschiedenen Erwartungen aufeinander zugegangen. Ich suchte tatsächlich Liebe, er aber brauchte wohl nur eine beziehungslose Begegnung – obwohl er in der Singlebörse nicht auf der Suche nach einer Affäre, sondern einer festen Partnerin ist. In dieser Widersprüchlichkeit erinnert er mich sehr an mich selbst. Einerseits ist da die Sehnsucht nach der großen Liebe, nach Nähe, nach Geborgenheit. Andererseits aber steht man sich selbst im Weg mit den eigenen unguten Gefühlen, die sich vor allem in einer riesengroßen, diffusen Angst ausdrücken.

Er mochte mich, das war unübersehbar. Oder war das nur oberflächliche Show, so wie ich früher auch oft unbeabsichtigt eine Intimität vorgegaukelt habe, die ich innerlich nicht wirklich fühlte? Weil ich bloß nett sein wollte, weil ich Lust auf Sex hatte und dafür vorher ein bisschen höflich sein musste? Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich bis jetzt nichts mehr von ihm gehört, und ich gehe davon aus, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird. Meine zaghaften Versuche, ihn per SMS zu erreichen, liefen ins Leere. Vermutlich fühlte er sich sogar bedrängt dadurch. Er hat mich abgehakt, so wie ich in der Vergangenheit einen Mann nach dem nächsten abgehakt habe. Dass ich mit wundem Herzen und ganz viel Sehnsucht hier sitze, ist mein Problem, nicht seins. Er denkt vermutlich nicht mal mehr an mich, hat vielleicht sogar schon Kontakt zur nächsten Frau aufgenommen. Meine Enttäuschung, mein Herzweh, meine Fassungslosigkeit ahnt er nicht mal, weil er selbst so zu ist, dass er diese Gefühle für sich selbst vollkommen ausgeblendet hat und gar nicht mehr weiß, wie sich Herzschmerz anfühlt. Vermutlich. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Kann auch sein, dass alles völlig anders ist. Nur eins steht fest: Ich fühle mich sehr, sehr mies.

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Sonntag, 3. Juli 2011

Tornado

In einer kleinen Singlebörse stolpere ich beim Durchsehen meiner Kontaktvorschläge über ihn. Wenig Text, aber ein Foto, das mich sofort anzieht und ein wenig an Benjamin Sadler mit langen Haaren und Dreitagebart erinnert. Die sparsamen Worte zeugen von einem humorvollen, intelligenten Mann. Er ist in meinem Alter, lebt knapp 300 Kilometer von Hamburg weg, das geht noch als Entfernung. Ich bin angetan und schicke ihm eine sehr kurze Mail. Die Antwort gefällt mir. Noch mehr Humor. Und viel Freundlichkeit. Und – das überrascht mich, weil es in diesen Singlebörsen ungewöhnlich ist – die Zeilen klingen liebevoll, ohne aufdringlich zu sein.

Ich schalte ihm meine Fotos frei, und daraufhin schlägt er vor, nach Hamburg zu kommen, um mich kennen zu lernen. Als ich das lese, geschieht etwas mit mir. Zum ersten Mal seit vielen Jahren berührt mich die Mail eines Fremden. Schlimmer noch: Ich kriege Herzrasen und werde so aufgeregt wie eine Fünfzehnjährige. Entsetzt erkenne ich, dass ich mich in ein paar dürre Worte und ein unscharfes Schwarz-Weiß-Foto verknallt habe. Und das mir, die ich immer dachte, ich hätte diesen ganzen Dating-Zirkus im Griff wie sonst niemand und könnte mich bis in alle Ewigkeiten mit Männern verabreden, ohne tiefere Gefühle dabei zu hegen. Vor allem aber weiß ich doch genau, dass ein paar schöne Worte überhaupt nichts bedeuten. Ich weiß absolut nichts über diesen Mann. NICHTS. Und in dieses Nichts habe ich mich verguckt. Was für ein schrecklicher Anfängerfehler.

Munter ignoriere ich weitere Regeln, die ich sonst befolge, und gebe ihm meine Telefonnummer. Seine Stimme, die schnodderig und hektisch klingt, ernüchtert mich total. Sie passt überhaupt nicht zu den liebevollen Mails und dem Foto, das einen Mann zeigt, der eher in sich gekehrt wirkt. Fast bin ich geneigt, ihn ziehen zu lassen. Er hingegen ist hingerissen von meiner Stimme, und schließlich denke ich: Wer weiß, vielleicht ist er am Telefon nur aufgeregt. Wir verabreden uns, aber ich bin längst nicht mehr so euphorisch. Doch dann telefonieren wir erneut, und siehe da, diesmal klingt er sehr ruhig und vor allem sehr humorvoll. Wir lachen ausgelassen miteinander, und dann ist mein Herzklopfen wieder da.

Er hat sich den schlechtesten Tag des Jahres für einen Hamburg-Besuch ausgesucht. Es gießt in Strömen, und das ganze Viertel ist wegen des Schlager-Moves abgeriegelt. Er braucht zwei Stunden für den größten Teil der Fahrt und eine weitere geschlagene Stunde für die letzten anderthalb Kilometer. Ich ringe mit mir. Das Verkehrschaos, der Regen – ich möchte nicht länger warten und ihm auch nicht zumuten, weiter durch die Stadt zu irren. Also schlage ich ihm vor, nicht in die verabredete Kneipe, sondern direkt zu mir nach Hause zu kommen. Niemals, niemals gebe ich meine Adresse heraus, ohne jemanden vorher persönlich zu kennen. Er hingegen erhält hundert Vertrauensvorschübe auf einmal. Ich verstehe mich selbst nicht mehr.

Dann steht er in der Tür, sieht mich an – und es ist um mich geschehen. Zur Begrüßung nimmt er mich fest in die Arme und küsst mich auf die Wange. Ich möchte ihn am liebsten nie mehr loslassen. Wir bestellen Pizza, setzen uns aufs Sofa und reden, reden, reden. Er hat eine unglaubliche Ausstrahlung, sehr lebendig, sehr wach, mit leuchtenden Augen und einem breiten, mal herzlichen, mal frechen Lachen. Der Mann auf meinem Sofa passt weder zu dem Foto noch zu den Mails noch zu dem Bild, das er beim Telefonieren in meinem Kopf erzeugt hat. Er ist ganz anders. Positiv anders. Aber auch beängstigend anders. Er ist sehr dominant, sagt unverblümt, was er denkt, kritisiert Kleinigkeiten an mir, als seien wir seit zehn Jahren ein Paar. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich bin fasziniert – und total verunsichert. Er ist sehr ironisch und zynisch, nachdenklich und sensibel, aufmerksam und chaotisch. Manchmal weiß ich nicht, was er ernst meint und was nicht. Er steckt mich mit seiner Hektik an, macht mich nervös und bringt mich dazu, Dinge zu erzählen, die ich überhaupt nie erzählen wollte. Ich entdecke, dass sein Bindungsproblem noch größer als meins ist oder als das all der Männer, mit denen ich bisher zu tun hatte. Er ist sozusagen der König aller bindungsscheuen Wesen.

Es entsteht sehr schnell eine körperliche Nähe zwischen uns. Ganz selbstverständlich wärmt er meine kalten Füße zwischen seinen Beinen, streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, berührt meine Arme und Beine mit kleinen, liebevollen Gesten. Ich mag das sehr. Wir landen schneller im Bett, als ich dachte, werden so rasch sehr intim miteinander, dass es mich überfordert. Das geht alles viel zu schnell, das ist viel zu viel. Und gleichzeitig so intensiv, so überwältigend. Ich liege die ganze Nacht wach und schaue ihm beim Schlafen zu, während draußen ein Unwetter tobt und in mir drin mein Herz bebt.

Kurzer, wilder Morgensex – und dann rückt er auf einmal von mir ab. Als wäre ein Vorhang zwischen uns gezogen worden, zieht er sich vollkommen in sich zurück. Das ändert sich nicht mehr, bis er abfährt. All meine Komplimente bleiben unerwidert, ebenso die Anspielungen auf weitere Treffen. Kein Wort darüber, ob ihm die Zeit mit mir gefallen hat, ob er mich wiedersehen möchte. Von unterwegs ruft er noch mal an, um mir mitzuteilen, dass er wieder im Stau steckt – diesmal wegen des Halbmarathons. „Hamburg ist wirklich eine beschissene Stadt“, schließt er grimmig, und ich frage mich, ob ich das als Zusammenfassung für die gesamten vergangenen Stunden werten darf und ob ich jemals wieder von ihm hören werde.

Ich bin verstört und völlig übermüdet. Mir ist übel, weil ich in den letzten zwei Tagen viel zu wenig gegessen habe. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und habe das entsetzliche Gefühl, mitten in einen Tornado geraten zu sein, der quer durch mein kleines, friedliches Leben gewirbelt ist und eine breite Spur der Verwüstung hinterlässt. Ich mache mich jetzt mühsam an die Aufräumarbeiten und frage mich dabei bange, ob es bei diesem einmaligen Tornado bleibt, oder ich in Zukunft noch häufiger von Wirbelstürmen heimgesucht werde, die dieser Mann auslöst und die mich von den Beinen fegen.

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Freitag, 17. Juni 2011

Unter Wert

Ich schufte und schufte und schufte. Aber mein Konto sieht trotzdem schlimm aus. Meine kollegialen Berater sagen einstimmig: „Du musst höhere Honorare nehmen. Du musst dir selbst was wert sein.“ Ich nicke brav und spreche mit ihnen durch, was realistisch ist. Dann gehe ich nach Hause, kriege beim Schreiben eines Angebots eine mittlere Krise – und entscheide mich am Ende wieder für zu wenig. So wird das nie was mit dem Reichtum.

Ich unterhalte mich mit zwei Kolleginnen über Singlebörsen. Eine sagt: „Ich würde mich das nie trauen, mich mit wildfremden Männern zu verabreden.“ „Ach“, sage ich, „so wild ist das gar nicht. Ich bin eigentlich nie einem begegnet, der mir unheimlich war. Schlimmstenfalls waren sie verklemmte Langweiler. Aber die meisten sind einfach nur nette Kerle.“ Und plötzlich geht mir auf, dass ich schon Dutzende dieser netten Kerle fortgeschickt habe. Weil ich fand, sie seien nicht gut genug für mich. Oder weil ich Angst hatte – vor ihren Sehnsüchten, ihren Ansprüchen, ihren Verbindlichkeiten. Je unverbindlicher, desto besser. Für billigen Sex bin ich schnell zu haben. Aber das Teure, Kostbare, das horte ich bis zum Sankt Nimmerleinstag. Gerade neulich bin ich wieder panisch vor einem dieser gut situierten Männer geflüchtet, der viel Interesse an mir hatte, der mir große Sicherheiten bieten könnte. Aber ich kriegte eine Krise, ähnlich wie beim Schreiben meiner Angebote – und zog mich zurück. So wird das nie was mit den Männern.

Manchmal ist es wichtig, sich nicht unter Wert zu verkaufen. Manchmal aber braucht man eine Weile, um die eigentlichen Werte von etwas oder jemandem zu entdecken und sollte ein Angebot nicht sofort ablehnen. Aber manche Fehler macht man wohl ein Leben lang. Aus anderen lernt man allerdings doch ein bisschen. Meine Honorare werden besser. Sie sind noch lange nicht gut, aber ich bin auf dem richtigen Weg. Immerhin. Und mit den Männern? Ich weiß nicht. Es ist so leicht, sich mit diesem Mann abzugeben, der ein Meister des Unverbindlichen ist und es gleichzeitig fertig bringt, den Kontakt nie abreißen zu lassen. Wenn es nach ihm geht, wird unsere Affäre vermutlich die nächsten zwanzig Jahre überdauern. „Das ist doch endlich mal eine gewisse Kontinuität“, stellt eine Freundin fest, der ich davon erzähle. Wir lachen beide. Eine langfristige Affäre ohne tiefere Gefühle scheint für mich leichter zu sein als eine dauerhafte Liebe. Aber wer weiß, vielleicht lerne ich eines Tages auch in dieser Hinsicht noch dazu.

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Dienstag, 7. Juni 2011

Aua!

Seit ich denken kann, leide ich unter Rückenschmerzen. Der Frauenarzt verkündete damals bei meiner Geburt, ich sei ein ausgesprochen bindegewebsschwaches Baby. Meinen jüngeren Bruder bezeichnete er ein Jahr später als ausgesprochen muskulös. Im Klartext heißt das: Mein Bruder hatte sein Leben lang nie Rückenprobleme, er kann noch heute eine Nacht auf dem harten Fußboden verbringen und steht morgens total locker auf. Ich dagegen jammere und jaule ständig, mal zwickt es hier, mal klemmt es da. Eine schiefe Wirbelsäule, stressbedingte Blockaden, Muskelverspannungen, abgenutzte Bandscheiben. Ich habe alles, was man so haben kann. Verschonen Sie mich jetzt aber bitte mit Tipps. Ich habe ganze Heerscharen an Orthopäden, Physiotherapeuten, Osteopathen, Körpertherapeuten, Masseuren und, und, und verschlissen. Jeder hatte eine andere Theorie, woher meine Probleme stammten und andere Tipps parat, wie ich sie wieder loswerden könnte. Dauerhaft hat nichts geholfen. Ich habe mich irgendwie arrangiert, mit viel Sport alles einigermaßen unter Kontrolle gehalten und hingenommen, dass ich gelegentlich mal einen Totalausfall hatte und mich ein paar Tage kaum bewegen konnte.

Vor einigen Jahren hatte ich eine sehr extreme Phase in meinem Leben. Nichts ging mehr. Beruflich und privat hatte ich mein Leben komplett gegen die Wand gefahren. Als ich beschloss, mich aus dieser Sackgasse zu befreien, begann mein Rücken zu rebellieren. So schlimm war es noch nie. Während ich früher vor allem mit den Lendenwirbeln zu kämpfen hatte, machten sich nun plötzlich die Brust- und Halswirbel bemerkbar – und zwar auf wirklich üble Weise. Ich konnte nichts mehr machen. Nach einer Stunde Sitzen war ich durch, nach ein bisschen Sport erst recht. Das einzige, was ich dauerhaft ertrug, war Liegen, am besten mit einer Wärmflasche unterm Rücken. Totaler Stillstand. Ich verstand das nicht. Gerade jetzt war doch so viel Positives in meinem Leben geschehen, alles war in Bewegung – und mein Körper zwang mich zur Bewegungslosigkeit.

Mittlerweile bin ich an fast keinem Tag mehr schmerzfrei. Es gibt Tage, an denen ist es so schlimm, dass ich ohne Schmerzmittel nicht auskomme. Das ist natürlich eine enorme Beeinträchtigung der Lebensqualität, jeder, der schon mal über einen längeren Zeitraum Schmerzen hatte, weiß, wovon ich spreche. Aber es wird besser. Mein regelmäßiges Trainingsprogramm, das ich mir zusammengestellt habe, und das anfangs nur fünf Minuten pro Tag dauerte (behaupte niemand mehr, man müsse mindestens eine halbe Stunde rumtoben, um Erfolge zu erzielen; totaler Unfug!), zeigt Wirkung. Ich kann an guten Tagen schon wieder zwanzig Minuten schwimmen, ohne am nächsten Tag am Stock gehen zu müssen. Dieses Rentnerprogramm ist natürlich trotzdem total unbefriedigend, und ich registriere sehr frustriert, wie mein Körper immer mehr auseinanderfällt, meine Muskeln schlaff und weich werden, ich so wenig Kondition wie noch nie in meinem Leben habe und nicht weiß, ob ich das jemals wieder ändern kann.

Aber ich fange an, meinen Rücken zu verstehen. Er ist einfach sehr sensibel geworden und reagiert sofort auf feinste Störungen in meinem Inneren. Ich fühle mich unwohl, bin angespannt, genervt, gestresst, habe Angst und Sorgen – prompt tut mir alles weh. Wenn es mir jedoch richtig gut geht, ist alles egal. Dann kann ich im unbequemsten Bett schlafen, stundenlang in einer totalen Fehlhaltung am Computer hocken – ich fühle mich trotzdem leicht und entspannt. Diese Tage voller Leichtigkeit sind sehr selten, aber sie sind da. Und sie geben mir Hoffnung. Ich hätte gern mehr von ihnen.

Vor allem aber begreife ich eins immer mehr. Die Bindegewebsschwäche und meine ganzen daraus bedingten Fehlhaltungen sind der Grund, warum ich gerade meinen Rücken so spüre und nicht etwa den Magen oder das Herz. Am Ende wird mir aber tatsächlich kein Therapeut dieser Welt helfen können, denn der Schmerz entsteht irgendwo in meinem Kopf. Er schützt mich vor unnötiger Anspannung, vor zu viel Stress und vor meinem Perfektionismus, der mich oft viel zu viel machen lässt. Er zeigt mir auch deutlich, wenn etwas nicht gut läuft. Ich würde das sonst vielleicht gar nicht bemerken. Ich will damit nicht sagen, dass es toll ist, Schmerzen zu haben, ich bin schließlich keine Masochistin (na ja, höchstens ein klein wenig, aber das gehört hier nicht her ...). Aber sie sind nun mal da, und ich weiß inzwischen, dass sie nur weggehen, wenn ich vieles einfach leichter nehme, wenn ich locker und entspannt bin. Das allerdings ist alles andere als leicht. Leider.

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Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
feinstrick - 15. Mai, 21:06
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