Donnerstag, 19. Februar 2009

Leben

Erst ewig am Rand stehen und sich nicht trauen. Dann allen Mut zusammennehmen und kopfüber hineinspringen, tief eintauchen, strampeln und zappeln, von Strudeln und Strömungen erfasst werden. Angst, namenlos und kalt. Auftauchen, Luft schnappen, Sonne und Wind im Gesicht spüren, und dann auf einmal loslassen. Dahin treiben, sich dem Spiel der Wellen anpassen, Auftriebe spüren, Kraft, Lebendigkeit, Entspannung. Und wieder eintauchen, tief und intensiv. Immer wieder neu. Immer wieder voller Angst. Und voller Neugier und Sehnsucht. Weil man einfach nicht genug kriegen kann. Vom Leben.

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Samstag, 7. Februar 2009

Heimweh

„Abends ist es immer am schlimmsten“, sagt sie, und ihre Augen sehen dunkel und traurig aus. Ich nehme sie ganz fest in die Arme und versuche, sie zu beruhigen und zu beschützen.
„Ja, Süße, ich weiß, wie das ist, wenn man im Bett liegt und voller Sehnsucht an all seine Lieben denkt und sich fragt, was sie jetzt wohl grade tun.“
Ich denke an die vielen, vielen Male in meinem Leben, in denen ich selbst Heimweh hatte, dieses schmerzhafte Gefühl von Verlorenheit, von Sehnsucht nach Geborgenheit und Nähe. Ich weiß, so sehr ich ihr auch meine Liebe zeige, so fest ich sie auch in die Arme schließe oder sie ablenke – ich werde ihr die Sehnsucht nicht nehmen können. Die Sehnsucht nach dem Schutz, den einem nur die eigene Mutter schenken kann, das satte Gefühl von zuhause sein, angekommen sein, eins sein mit ihr.
Ich habe heute noch manchmal Heimweh. Einerseits ist es das klassische Heimweh nach „Zuhause“, wenn ich irgendwo bin, wo ich mich überhaupt nicht wohl fühle und nichts weiter will, als zurück in meine eigenen vier Wände, in denen ich ganz ich sein kann und darf. Andererseits ist es aber eben auch dieses tiefe, nie ganz gestillte Verlangen nach der Geborgenheit mütterlicher Arme, nach dem einzigen Menschen auf dieser Welt, bei dem ich immer willkommen war, ausnahmslos immer.
Warum Heimweh besonders abends auftritt, weiß ich nicht. Vielleicht, weil man sich nachts immer am schutzlosesten fühlt und kurz vor dem Einschlafen auch keinerlei Ablenkung mehr hat. Interessant ist übrigens, dass sich die Wissenschaft offenbar kaum mit dem Phänomen Heimweh auseinander setzt, obwohl Menschen daran regelrecht erkranken können, bis hin zum Tod. Ebenfalls interessant ist, dass noch heute Leiter von Jugendgruppen der Ansicht zu sein scheinen, das beste Mittel gegen Heimweh sei Ablenkung, wohingegen Trost in welcher Form auch immer nicht angebracht sei.
Ich halte nichts davon, Kinder „abzuhärten“. Das Leben ist hart genug, ohne dass ich künstliche Härte und Strenge in Situationen walten lasse, in denen das aus meiner Sicht überhaupt nicht notwendig ist. Die Strenge, mit der ich erzogen wurde, führte dazu, dass ich nachts heimlich im Bett weinte, weil ich mich nicht traute, meine Tränen offen zu zeigen. Sie führte auch dazu, dass ich krank vor Heimweh wurde, ohne überhaupt zu begreifen, was da los war und ohne die Möglichkeit zu haben, mit jemandem darüber reden zu können. Das möchte ich den Kindern, die in meinem Umfeld aufwachsen, ersparen.
Ich habe daher das Mädchen getröstet, das heute bei mir übernachtet. Wir haben ausführlich über Heimweh geredet, und zwar sowohl über ihrs als auch über meins. Ich habe ihr – natürlich! - auch gestattet, abends fast stündlich bei ihrer Mutter anzurufen, beim ersten Mal weinend, später schon viel entspannter. Jetzt liegt die Kleine mit ihrem Teddy im Arm in meinem Bett und schläft fest, während ich neben ihr am Schreibtisch sitze.
Die Sehnsucht wird uns beide vielleicht auch heute Nacht begleiten. Doch sie ist erträglicher, wenn man weiß, dass man nicht alleine damit ist.

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Dienstag, 3. Februar 2009

Glücklich verheiratet

Irgendwo in einem Twitterprofil steht: „Ich bin glücklich verheiratet.“ Abgesehen davon, dass ich diesen Satz in einem derartigen Profil merkwürdig finde – fast so, als wolle man von vornherein sämtliche Flirtversuche der Verfolger kategorisch unterbinden -, ist der Satz an sich schon seltsam. Ich meine, wenn man extra betonen muss, dass man glücklich mit etwas ist, dann heißt das doch, dass auch das genaue Gegenteil möglich ist. Das würde in dem Fall bedeuten: „Ich bin unglücklich verheiratet.“ Einer Singlefrau wie mir, die in Herzensfragen schon immer sehr eigene Wege ging, leuchtet diese Alternative aber nicht so ganz ein. Wenn ich nicht glücklich in einer Ehe bin, dann arbeite ich daran, das zu verändern. Und wenn das nicht gelingt, gehe ich. Es macht doch überhaupt keinen Sinn, unglücklich verheiratet zu sein. Sollte eine Ehe nicht immer ein Glück sein? Schließlich hat man sich sogar ganz öffentlich dazu bekannt, dass man einander lieben will – für immer. Natürlich gibt es auch in der besten Ehe jede Menge unglückliche Momente – wie überall sonst im Leben halt auch, das ist ja bekannt. Aber wer unterm Strich nicht voller Überzeugung sagen kann, dass er glücklich mit dem Menschen an seiner Seite ist, der sollte doch wohl dringend etwas unternehmen.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang übrigens, dass es für unverheiratete Paare so einen feststehenden Begriff gar nicht gibt. Sie sind anfangs sicher glücklich verliebt, aber dann? Glücklich befreundet? Glücklich zu Zweit? Ein glückliches Paar vielleicht noch, ja, doch. Mir scheint aber fast, dass dieser geläufige Satz: „Ich bin glücklich verheiratet“ aus einer Zeit stammt, in der Ehen in der Regel nicht aus Liebe, sondern aus wirtschaftlichen und sozialen Zwängen heraus geschlossen wurden. Da war eine glückliche Ehe wohl eher die Ausnahme von der Regel und bedurfte einer besonderen Erwähnung. Aber diese Zeiten sind doch nun wirklich lange, lange vorbei. Oder täusche ich mich da?

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Freitag, 23. Januar 2009

Promiglotzen

Ich habe heute Tim Bergmann tief in die Augen gesehen. Nicht im Fernsehen, sondern ganz in echt, im Supermarkt hier im Viertel. Das lag nur daran, dass eine Familie so dümmlich grinste, erst die Mutter, dann der Vater, der sich nicht entblödete, sich noch mal umzudrehen, dann die Tochter, die nicht grinste und nur starrte, vermutlich, weil sie gar nicht wusste, wer Tim Bergmann ist. Ich ging an den Dreien vorbei, fragte mich, wo die eigentlich hinglotzten, dachte noch, dass der Mann, den ich da rechts überholte, von hinten entfernte Ähnlichkeit mit Tim Bergmann hatte und sie den wahrscheinlich anstarrten, dass ich aber diesen Fehler nicht machen würde. Promis anzuglotzen ist nun wirklich nicht mein Ding. Mitten im Gang blieb ich stehen, um meine Gedanken zu sortieren. Joghurt, Mozzarella, Nudeln, Knoblauch – irgendwas fehlte, aber mir fiel nicht ein, was. Ich musterte die Waren in meinem Korb und überlegte. Crème Fraiche könnte ich noch holen, aber eigentlich brauchte ich die für meine Rezepte nicht wirklich, die vergammelte bloß wieder im Kühlschrank. Chips? Nee, von dem Zeug aß ich in letzter Zeit viel zu viel. Also drehte ich mich entschlossen Richtung Kasse um. Und da stand er tatsächlich, Tim Bergmann, in der Obstabteilung neben den Zitrusfrüchten und - er sah mich an. Ja, tatsächlich, er sah zu mir herüber, direkt in meine Augen, die unter einer dicken, schwarzen Wollmütze hervorlugten. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sich niemand mehr in diesem Laden zu bewegen, einschließlich mir selbst. Dann grinste ich schief. Tim Bergmann hielt mich vermutlich für total dämlich. Er ist nicht nur sehr attraktiv, sondern auch ziemlich groß, und neben ihm stand eine ebenfalls ziemlich große Frau, vermutlich seine Freundin. Oder ist er verheiratet? Ich bin nicht so genau über das Leben von Tim Bergmann informiert. Jedenfalls dachte er sicher, ich hätte so lange in diesem Gang rumgestanden und vor mich hingestarrt, weil ich überlegte, wer er ist, und als es mir wieder eingefallen war, drehte ich mich um, damit ich ihn genauso anglotzen konnte wie zuvor diese Familie. So war es zwar nicht gewesen, aber das konnte ich natürlich schlecht erklären. Also bog ich rasch nach links ab, bevor ich in Tim Bergmanns Gesicht lesen würde, wie blöd er mich fand. Dabei war er es doch genau genommen, der mich so unverblümt und durchdringend angesehen hatte, ich erwiderte den Blick lediglich. Fast war ich geneigt, zu sagen: „Was starren Sie denn so? Haben Sie nichts Besseres zu tun?“

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Dienstag, 20. Januar 2009

Schreiberei

Meine Arbeit entwickelt sich gerade in eine völlig andere Richtung, als ursprünglich geplant. Ich verdiene damit zwar auch kein Geld, aber zumindest verbringe ich meine Zeit mit etwas, das mich sehr befriedigt: dem Schreiben. Ich arbeite momentan gleich an mehreren Projekten, und in meinem Kopf sprudeln die Ideen nur so. Das Schreiben an sich ist für mich jedoch eine echte Qual. Ich wünschte, die Bilder in meinem Kopf würden einfach auf Knopfdruck in meinen Rechner purzeln, so, wie man die Bilder einer digitalen Kamera überträgt. Da ich so sehr in Bildern denke, überlege ich gelegentlich sogar, ob es nicht klüger sei, gleich Drehbücher zu schreiben.

Das Erstaunliche ist jedoch: Ich bin erheblich weniger produktiv als in Zeiten, in denen ich mir fürs Schreiben mühsam mal ein paar Stunden nach Feierabend abzweigen musste. Damals war das Bloggen und Arbeiten an größeren und kleineren Projekten für mich ein guter Ausgleich zu meiner eher öden Berufstätigkeit. Heute könnte ich theoretisch meine gesamte Arbeitszeit damit füllen, doch es bleibt leider bei der Theorie. Auf einmal ist Schreiben nämlich kein Luxus mehr, nicht die kleine Nische, in der ich mich kreativ austoben kann. Vielmehr ist es Alltagsgeschäft geworden und offenbart dadurch all seine Anstrengungen und Mühen. Ich bin, wie gesagt, ganz groß darin, mir Geschichten auszudenken, sie in passende Worte zu fassen bedeutet für mich jedoch harte Arbeit, die mir nur dann Spaß macht, wenn es richtig rund läuft und die Worte im selben Tempo auf dem Monitor erscheinen, in dem die Bilder in meinem Kopf entstehen.

Nichtsdestotrotz ist es nun aber ausgerechnet die Schriftstellerei, die mich momentan am meisten beschäftigt. Mal sehen, wo das hinführt. Denn ich muss ja auch von was leben. Irgendwie.

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