Mittwoch, 8. April 2009

Das liebe Alter

Mit dem Älterwerden ist das ja so eine Sache. Manchmal fällt mir über lange Zeit nicht auf, dass auch mein Alterungsprozess unablässig voran schreitet. Dann wieder merke ich es fast täglich. Ich schaue in den Spiegel und denke: „Wäh, was machen diese ganzen Falten da?“ Ich zupfe mir die ersten grauen Haare vom Kopf, wohl wissend, was für eine lächerliche, sinnlose Aktion das ist. Ich fühle, wie ich schwabbelndes Fett ansetze, sobald ich zunehme und viel schwerer straffe Muskeln bilde als früher. Wenn ich mal zwei Wochen keinen Sport getrieben habe, kann ich wieder bei Null anfangen – alle Kondition ist sofort hinüber. Früher war es nicht weiter wild, wenn ich mal drei Monate pausierte.

Besonders auffällig finde ich mein fortschreitendes Alter aber im Vergleich zu meinem Umfeld. Ich spüre meine Schwerfälligkeit und Unbeweglichkeit besonders deutlich, wenn ich junge Mädchen vor mir leichtfüßig die Straße entlang hüpfen sehe. Ich merke, wie erwachsen ich bin, wie reif an Jahren und Lebenserfahrung, wenn ich mit Kindern zusammen bin, die bei mir Schutz suchen und sich von mir das Leben erklären lassen wollen. Ich bin erst mal irritiert, weil meine neue Zahnärztin deutlich jünger ist als ich (kann die das überhaupt schon?). Mir wird klar, dass ich schon lange in einer anderen Liga spiele, wenn ich gleichgültig-amüsiert junge Männer beobachte, die ich vor wenigen Jahren noch total cool gefunden hätte. Sie können noch so hübsch aussehen, noch so straffe Körper haben, sie reizen mich einfach nicht mehr. Dafür finde ich den grauhaarigen Kerl mit dem Gesicht, das Geschichten erzählt, auf einmal viel aufregender. Dass allerdings auch nur er und nicht der junge Schnuckel sich für mich interessiert, wurmt mich dann doch.

Es gilt als unhöflich, zu sagen: „Mensch, du bist aber alt geworden!“ Allerdings ertappe ich mich immer häufiger dabei, dass ich das innerlich denke, wenn ich Freunden begegne, die ich länger nicht gesehen habe. Mittlerweile – und das ist wirklich ein deutliches Zeichen dafür, dass ich keine 30 mehr bin – reicht manchmal schon ein einziges Jahr, um zu schlucken, weil man den anderen kaum wiedererkennt. So ging es mir vor einigen Tagen mit einem Freund, der seit unserem letzten Treffen so deutlich zugenommen hatte, dass ich eine Weile brauchte, um mich an sein verändertes Gesicht zu gewöhnen.

Kürzlich war ich auf der Party einer ehemaligen Studienfreundin. Die Gastgeberin war damals die Flotteste von uns allen, modisch ganz vorne, auf jeder Party dabei. Heute wirkt sie älter als ihre Mutter, brav, bieder, unauffällig. Ihre Welt besteht aus Kind, Mann, Eigenheim und Tupperware. Die Gäste auf ihren Partys haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Während sich früher immer spannende Gespräche ergaben, scheint heute kaum noch jemand das Bedürfnis zu verspüren, neue Leute kennen zu lernen. Alle sprechen nur noch mit ihren guten Bekannten, und wer niemanden kennt, hat Pech gehabt. Die Gespräche drehen sich – wenn man nicht gerade mit seinen Kindern beschäftigt ist – um die nächste Einbauküche, das neue Auto, die letzten Angebote im Discounter. Bestürzt höre ich zu, mustere leere Gesichter und frage mich, wo sie hin sind, die frechen, dynamischen Frauen von damals, als wir noch jung waren.

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Sonntag, 5. April 2009

Frühling

Ich bin ganz verwundert, wie viele Besucher dieses Blog in der vergangenen Woche hatte – so viele, wie schon lange nicht mehr. Und das, obwohl ich zurzeit nur selten blogge und twittere, und eigentlich schon dachte, das Interesse an Käthe Feinstricks Wohlergehen würde dadurch nachlassen. Weit gefehlt. Meine berufliche Zukunft scheint viele Leute zu beschäftigen. Oder ist es in Wahrheit ihre eigene Zukunft, mit der sie sich in den zahlreichen Kommentaren auseinander gesetzt haben? Wie auch immer, neben beruflichen Empfehlungen wurde mir nahe gelegt, nicht nur an Tagen zu bloggen, an denen ich Lebens- und Sinnkrisen habe, sondern wieder mehr Farbe in dieses Blog zu bringen. Ich gebe mir Mühe, dieser Bitte nachzukommen.

Doch ich stelle fest, dass das gar nicht so leicht ist. Mein Leben verläuft momentan sehr still, sehr unspektakulär. Das, was mich bewegt, kann oder will ich nicht veröffentlichen. Es sind vor allem die kleinen, alltäglichen Dinge, die mich zufrieden machen. Schwimmen unter freiem Himmel in der Mittagssonne etwa. Oder kreativ und lecker zu kochen. An der Elbe die Frühlingssonne genießen. Freunde treffen. Lachen.

In den letzten zwei Wochen habe ich beobachtet, wie die Knospen an der Kastanie hinterm Haus täglich ein Stückchen größer wurden. Die Wärme der letzten Tage sorgte dann dafür, dass der Baum regelrecht explodierte und innerhalb weniger Stunden die meisten Knospen schlagartig ihre Blätter entfalteten. Ich freue mich jeden Tag neu darüber, wie der immer gleiche Ausblick sich doch ständig verändert. Und ich genieße den Luxus, dass ich die Zeit habe, all das genau zu beobachten und zu genießen. Das und noch viel mehr nimmt mich so gefangen, dass ich wenig Lust verspüre, es aufzuschreiben. Das ist schön für mich, und schade für meine Leser. Ich weiß.

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Freitag, 27. März 2009

Weggabelung

Ich stehe vor einer großen Entscheidung. Völlig überraschend ist mir ein interessanter, anspruchsvoller Job angeboten worden. Er würde Sicherheit bedeuten, regelmäßige Einkünfte, klar geregelte Tagesabläufe. Und er wäre ein sehr gutes Karrieresprungbrett. Auf den ersten Blick würde er mir alles bieten, wovon ich jahrelang geträumt habe (abgesehen von einem ordentlichen Gehalt, denn die Bezahlung ist eher schlecht).

Allerdings würde dieser Job auch das Ende des Lebens bedeuten, das ich jetzt führe, das ich mir in winzigkleinen Schritten seit Monaten aufbaue. Jetzt arbeite ich selbstständig, teile mir meine Zeit ganz frei ein, setze meine eigenen Ideen um, ohne Zwänge, ohne Vorgesetzte, die mich ausbremsen. Ich tobe mich kreativ total aus und mache endlich lauter Dinge, die ich mein Leben lang machen wollte. Allerdings habe ich große Existenzängste, die von Monat zu Monat stärker werden, da ich ausgesprochen schlecht in der Kundenakquise bin. Ich glaube jedoch, dass das alles eine Frage der Übung ist – und der Zeit.

Das Jobangebot kommt zum völlig falschen Zeitpunkt. Es hätte prima vor einem Jahr gepasst, als ich noch arbeitslos war. Oder in einem Jahr, wenn ich merke, dass ich mit der Selbstständigkeit tatsächlich endgültig gescheitert bin. Aber jetzt kommt es mir so vor, als würde ich viel zu früh aufgeben, wenn ich diesen Job annehme, als würde ich gehen, bevor ich alles probiert habe, um in der Selbstständigkeit genug Geld zu verdienen. Andererseits - sollte man Chancen nicht wahrnehmen, wenn sie einem vor die Füße fallen?

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sicherheit und Karrieresprung – aber Tretmühle und Korsett eines großen Unternehmens? Oder Freiheit, kreative Selbstverwirklichung – aber existenzielle Unsicherheit und große finanzielle Einschränkungen? Beide Wege haben etwas für sich, das habe ich in den letzten Tagen gemerkt. Witzigerweise raten mir übrigens im Freundes- und Familienkreis alle genau das, was ich von ihnen jeweils nicht erwartet habe. Jeder hat seine eigene, spannende Sicht auf mein Leben – und jeder hat auf seine Weise absolut Recht. Das macht mir die Entscheidung nicht leichter.

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Montag, 23. März 2009

An diesen Tagen

An Tagen wie diesem fühle ich mich unendlich einsam, verloren und hilflos. Müde betrachte ich die Welt, die mir fremd und kalt erscheint. Ich möchte nur noch ins Bett zurück und mich in Träumen verlieren, statt zu kämpfen, wünsche mir andere Erinnerungen und eine andere Zukunft. Meine Tränen vermischen sich mit dem Regen vor dem Fenster, ich komme mir nackt wie die schwarzen Bäume draußen vor, alles scheint unsinnig und belanglos zu sein, am allermeisten meine eigenen Gedanken. Ich möchte raus aus diesem Gefängnis, aber ich finde den Ausweg einfach nicht. An Tagen wie diesem wünsche ich mir ein anderes Leben, ein anderes Ich.

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Freitag, 20. März 2009

Voll

Voll. Einfach nur voll. Kein Platz mehr im Kopf für all das bunte Zeug hier, das Geschnatter und Getratsche, Geläster und Gefoppe, die vielen Selbstdarsteller und Wichtigtuer, die Klugschwätzer und Möchtegern-Helden. Gelegentlich schaufele ich ein Eckchen frei für die leisen Töne, das Nachdenken, Besinnen, Suchen und Forschen. Aber auch das wird weniger. Es schrumpft alles zu einem kleinen Häuflein aus Belanglosigkeiten zusammen, unwichtig, banal, überflüssig.

Ich gehe meiner Wege. Geradlinig, und doch mit vielen, vielen Schlangenlinien, Schleifen, Kreisen und Wendepunkten. Ich bin hellwach und gleichzeitig unendlich erschöpft, ausgelaugt, leer. Ich lebe im Jetzt und Hier, vermeide zu viele Gedanken an die Zukunft und lasse die Vergangenheit ruhen. Nur gelegentlich stößt mir mal etwas sauer auf, wenn die Wichtigtuer wieder am Werk waren. Aber eigentlich ist es Zeitverschwendung, sich über sie Gedanken zu machen. Zeitverschwendung und überflüssig, wie so vieles andere auch.

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