Sonntag, 21. Dezember 2008

Fotos

Ich wühle mich durch alte Fotos. Vergilbte, verkratzte, verblichene Papierbilder, Negativstreifen, Dias. Viele Bilder sind unscharf – weil wir alle schlechte Fotografen waren oder weil das Filmmaterial mies war oder wir die Bilder schlecht gelagert haben oder alles zusammen. Viele der Menschen auf den Bildern sind längst tot oder aus anderen Gründen aus meinem Leben verschwunden. Manche der Orte werde ich nie wieder sehen. Andere haben sich so sehr verändert, dass ich mich an ihnen nicht mehr zurecht finde.

Von einer großen Sehnsucht gepackt, möchte ich in die alten Fotos hineinsteigen, an die Orte meiner Kindheit zurück kehren, noch einmal am ersten Schultag die Schultüte in den Armen halten und dabei diesen kuscheligen blauen Nicki tragen, den ich so geliebt habe. Ich möchte mit meinen Geschwistern in unserem alten Haus unter dem Weihnachtsbaum stehen und meinem Vater entgegen grinsen, der uns mit seiner Stimme alle ordentlich in Position bringt und auf Kommando lachen lässt. Ich möchte in der Ostsee plantschen, nur mit einer Turnhose bekleidet, und ich möchte mit meinem kleinen, blauen Rucksack auf dem Rücken durch die Berge wandern, meinem Vater und großen Bruder hinterher, meine Mutter mit den kleinen Geschwistern im Schlepptau. Ich möchte mit meinen Freundinnen in unserem Garten spielen, der einem Dschungel gleicht und für mich der Inbegriff von Glück ist. Ich möchte, dass meine Mutter, die auf manchen Bildern modischer, aber auch ernster aussieht, als ich sie in Erinnerung habe, mein Lachen erwidert und mir nicht so stumm und verschwommen entgegen starrt. Ich möchte ihre Stimme hören und ihre Wärme fühlen.

Es tut mir weh, zu sehen, wie alt diese Bilder sind, wie viele von ihnen wohl für immer ruiniert sind und nur noch in meiner Erinnerung leuchtend klar erstrahlen. Aber wenn ich in sie eintauchen würde, sie zum Leben erwecken könnte, dann würde ich eben nur Altes, Verkratztes, Angeschlagenes sehen und nicht mehr das Neue, Junge, das diese Bilder vor dreißig und mehr Jahren festgehalten haben. Ich weiß, dass diese Bilder viel mehr Wahrheiten erzählen als so manches hochglanzpolierte Digitalbild. Sie erzählen von Vergänglichkeit, vom Wandel der Zeiten und vor allem von einer Vergangenheit, die keineswegs immer nur strahlend und fröhlich war – ganz im Gegenteil. Diese alten, angeschlagenen Bilder sind vielleicht ein viel ehrlicheres Zeugnis meines Lebens als so manche knallbunte Erinnerung in meinem Kopf.

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Sonntag, 14. Dezember 2008

Zwischendrin

Vorwärts Sehnsucht.
Rückwärts Erinnerung.
In der Mitte ein Herz
voller Verunsicherungen.

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Freitag, 5. Dezember 2008

Freitäglich

Die liebe Zeit, ach ja. Mir scheint, ich bin etwas aus der Spur gekommen, weiß kaum noch, welcher Wochentag ist, geschweige denn, welches Jahr wir haben. Gestern dachte ich den ganzen Tag, es sei erst Mittwoch, nur, um mich dann abends sehr freitäglich zu fühlen, das Wochenende zu planen und verwundert darüber zu sein, dass im Fernsehen gar keine Freitags-Talkshow lief. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich versehentlich ein Jahr jünger machte (ich habe es nachträglich nicht korrigiert, wen interessieren schon solche Zahlen?). Und ich staunte, als ich meinen Kalender aufschlug und feststellte, dass Weihnachten dieses Jahr außerordentlich überraschend auftaucht. Von schlechtem Gewissen geplagt fand ich, es sei mal wieder an der Zeit zu bloggen, doch mir fehlt die Muße für schöne, lange Geschichten. Und dann entdeckte ich voller Verwunderung, dass mein letzter Blogeintrag bereits fast zwei Wochen her ist. Das kann doch gar nicht sein, oder? Wer bitteschön klaut mir denn hier die Zeit und lässt mindestens jeden zweiten Tag einfach so verschwinden? Werde ich nachts unbemerkt in ein schwarzes Loch entführt und tauche dann erst Tage später wieder auf, orientierungslos, zeitlos – und vor allem rapide gealtert? Das ist ja gruselig. Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr schlafen und diese Stunden nutzen, um alles unterzubringen, was ich erledigen will und erledigen muss. Aber ob das hilft? Und komme mir jetzt bitte keiner mit besinnlichen Zeiten, Entspannung und Verlangsamung. All das habe ich schon reichlich ausprobiert, geholfen hat es leider nicht.

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Montag, 24. November 2008

Sprung ins Morgen

Ziellos zwischen Gestern und Heute
Auf dem Sprung ins Morgen
Furcht im Handgepäck,
Eingehüllt in großes Misstrauen
Die ewige Angst, verletzt zu werden
Der Wunsch, unsichtbar zu bleiben
Und die Sehnsucht nach mehr.

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Mittwoch, 19. November 2008

Traumhaft

Ich lese. Und träume. Und sehne. Und vergesse den Rest der Welt darüber. Unfassbar, wie man über dem Leben anderer Menschen sein eigenes komplett in den Hintergrund drängen kann. Aber da waren diese Fotos und diese Texte, und auf einmal dachte ich: Ach, das hätte ich auch gerne. So ein Projekt, in das man ganz viel Kraft steckt, in dem man vollkommen aufgeht, sich vielleicht sogar darin verliert, aber an dessen Ergebnis man sich ewig erfreuen kann, womöglich ein Leben lang. Und ich, die ich noch nie auch nur ernsthaft über so etwas nachdachte, die innerlich Angst vor dem Wort „ewig“ hat, wünschte mir ein paar Augenblicke lang ein eigenes Haus, das ich ganz nach meinen Wünschen renovieren und einrichten kann. Nicht mehr so eine provisorische Küche, wie jene, in der ich jetzt lebe. Nicht mehr die Zwänge, denen man in einer Mietwohnung unterworfen ist. Frei gestalten, frei entscheiden. Einen Garten, den ich bepflanze, in dem ich in der Erde wühle und säe und ernte, der meine Oase wird, mein kleines Paradies.
Ach, ach, ach.

Dann wachte ich wieder auf, erinnerte mich daran, dass ich über null handwerkliche Erfahrung verfüge und alleine so etwas nie gestemmt kriegen würde – weder finanziell, noch rein praktisch. Ich erinnerte mich daran, dass ich keinen Mann habe, der sich mit mir in so ein Projekt hinein träumt, der da ist und mich stützt und stärkt, mit mir an einem Strang zieht und nicht wegläuft, sobald er Verantwortung übernehmen muss, so wie es bisher alle Männer in meinem Leben taten, ausnahmslos alle. Ich erinnerte mich daran, dass so ein Projekt Geld kostet, viel, viel Geld, und dass ich dieses Geld nicht habe und so schnell auch nicht haben werde. Und ich erinnerte mich auch daran, wie ungemütlich ich die Vorstellung finde, jahrelang auf einer Baustelle zu leben.

Aber träumen, ach, das kann man schon mal, finde ich. Und eines Tages sollte ich doch eigentlich auch endlich mal an der Reihe sein, wenn das Glück verteilt wird, und nicht immer nur die letzten Reste vom Boden kratzen dürfen, mit denen ich mir dann mein Leben selbst zusammen zimmern muss. Gewiss, so ein selbstgebautes Leben steht sicher auf festerem Grund als eines, in dem einem alles geschenkt wird. Aber es ist halt manchmal doch auch Balsam für die Seele, wenn man einen Klumpen Glück zugeworfen bekommt und eine Stimme einem zuraunt: „Das ist alles nur für dich. Weil du es verdient hast, nach allem, was dir bisher im Leben widerfahren ist.“

Und so träume ich weiter. Und hoffe. Und sehne.

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