Samstag, 26. Januar 2013

Aufschrei

Die Sexismusdebatte, die seit Tagen im Netz brodelt, beschäftigt mich sehr und fasst mich emotional stark an. Ich schrieb gestern einen sehr langen Blogtext dazu. Nach einer fast schlaflosen Nacht habe ich ihn so sehr überarbeitet, dass ein völlig neuer Text daraus geworden ist. Ich könnte ihn morgen noch mal überarbeiten. Und übermorgen. Und überübermorgen. Einfach, weil es sooo viel zu diesem Thema zu sagen gibt. Nach langem Überlegen habe ich mich für die persönlichste Variante entschieden. Allgemeine Debatten über Sexismus werden andernorts dieser Tage zuhauf geführt, da muss ich nicht Dinge zum hundertsen Mal wiederholen.

Gestern schrieb ich auf Twitter, wo Frauen zurzeit unter dem Hashtag #aufschrei sexistische Erlebnisse posten:

„Dafür, dass ich immer nervös werde, wenn zu später Stunde aus der S-Bahn außer mir nur ein oder zwei Männer aussteigen, ein #Aufschrei“

Daraufhin fragte mich ein Mann mit ernsthafter Neugier, worin ich die Ursache für meine Nervosität sähe. Ich antwortete ihm spontan zweierlei:

„Weil mir schon als Kind eingeredet wurde, dass ich mich vorsehen muss - es gäbe so viel Böses da draußen.“

„Und weil ich mehrmals tatsächlich in brenzligen Situationen war, in denen mich Männer unangenehm belästigt und bedroht haben.“


Hinterher fragte ich mich selber, warum ich eigentlich nicht nur nervös werde, sondern oft richtig Angst habe, wenn ich nachts allein unterwegs bin. Weil mir vor über zwanzig Jahren mal ein Busfahrer, der mein Vater hätte sein können, an einer einsamen Haltestelle folgte und mich in der Dunkelheit eines kleinen Waldstückchens küssen wollte – bloß, weil ich zuvor ein freundliches Gespräch mit ihm geführt hatte? Weil mir mal ein Mann am hellichten Tag in einem Park mit einem Messer gegenüber stand, das er rasch sinken ließ, als andere Passanten um die Ecke kamen? Weil in meiner direkten Nachbarschaft mal nachts, als ich mit einer Freundin aus einem Club nach Hause ging, ein Exhibitionist mit seinem entblößten Geschlecht vor uns herumgewedelt hat? Weil eine gute Freundin von mir als Studentin nachts auf offener Straße von zwei Männern so schlimm vergewaltigt wurde, dass sie jahrelang unter den körperlichen Folgen litt – von den seelischen ganz zu schweigen? Ja. Aber nicht nur.

Die Angst fing viel früher an. In den ewigen, körperlich aggressiven Auseinandersetzungen mit meinem großen Bruder, der sich noch in einem Alter mit mir prügelte, in dem man das längst nicht mehr tun sollte. Er ist fünf Jahre älter als ich und war mir körperlich immer haushoch überlegen. Das änderte sich auch im Erwachsenenalter nicht. Ich bin 1,58 groß und 51 Kilo schwer. Ich habe keine Kampfsportausbildung und bin auch sonst nicht sonderlich sportlich. So ziemlich jeder Mann ist mir körperlich überlegen. Von meinem Bruder lernte ich, diese Überlegenheit zu fürchten. Und erwachsene Frauen taten ihr Übriges dazu. Meine Mutter und alle anderen Frauen, die ich kannte, trichterten mir so lange ein, dass ich niemals im Dunkeln alleine unterwegs sein dürfe, bis ich ihnen glaubte. In mir setzte sich eine tiefe Angst fest. Ich war freilich trotzdem alleine nachts unterwegs und bin es auch heute noch. Vielleicht aus Trotz. Ich wollte mich nicht ständig in meiner Freiheit beschneiden lassen. Aber die Angst ging nie weg. Es ist eine Angst, von der ich mal behaupte, dass sie den meisten Männern total fremd ist.

Aber meine Angst bezog sich nicht nur auf körperliche Unterlegenheit. Ebenfalls zuhause lernte ich, dass Jungen und Mädchen unterschiedlich behandelt werden, dass die einen mehr Chancen als die anderen haben. Meine Brüder lernten, sich durchzusetzen, sich Freiheiten zu nehmen, zu diskutieren und sich intellektuell zu behaupten. Ich wollte auch Freiheit haben, wollte mich durchsetzen und machen, was mir gefiel. Ich war ein kleiner Wirbelwind, ein Hitzkopf, der alles sagte, was er dachte. Meine Brüder tun das bis heute. In mir hingegen zerbrach etwas, als ich begriff, dass mein Temperament nicht als klug galt, sondern als frech und unverschämt. „Du hast eine spitze Zunge“, sagte mein Vater, und von da an glaubte ich, ihm nur zu gefallen, wenn ich schwieg. „Du hast davon keine Ahnung“, sagte mein großer Bruder – ich glaube das heute noch. Er selbst hatte von allem Ahnung, zumindest bildete er sich das ein. Wie hätte es auch anders sein können? Meine Eltern übertrugen ihm Verantwortung, sie trauten ihm deutlich mehr zu als mir und duldeten es, dass er mich permanent beleidigte, erniedrigte und bevormundete. Wenn er später als Student nach Hause kam, schleppte meine Mutter tonnenweise all seine Lieblingsspeisen heran und umsorgte ihn, als habe er Jahre im Exil in Nordkorea verbracht. Meine Schwester und ich mussten ihr, sofern wir zugegen waren, dabei helfen. Als wir selber nicht mehr bei meinen Eltern lebten und zu Besuch nach Hause kamen, wurde nicht ein Bruchteil dieses Aufwandes für uns betrieben. Im Gegenteil, bei Familientreffen – vorzugsweise an Weihnachten – ackerten wir Frauen in der Küche, während meine Brüder auf dem Sofa herumlungerten. Weder meine Mutter noch mein Vater sagten etwas dazu.

Mich machte diese Ungleichbehandlung sehr zornig. Ich habe gebrüllt, geschrien, geweint. Es verging kaum ein Tag, an dem ich diese himmelschreiende Ungerechtigkeit nicht lautstark thematisierte. Geändert hat sich kaum etwas. Und je älter ich wurde, desto mehr resignierte ich. Ich ging meiner eigenen Wege, zog mich aus dem Familienleben innerlich zurück. Ich suchte Frieden statt Kampf. Nur leider fand ich den nie. Das Gefühl, Männern körperlich und intellektuell unterlegen zu sein, ließ mich nie mehr los. Gewiss, auf eine Art hatte ich gelernt, mich zu wehren. Weder verbale noch körperliche Zudringlichkeiten ließ ich zu. Wer mich plump anmachte, erhielt eine giftige Abfuhr. Ich strahlte gelegentlich eine Stärke aus, die mir gar nicht bewusst war. Kein Mann kam mir je wirklich zu nahe. Leider auch nicht im positiven Sinne. So sehr ich mich nach Nähe sehnte, so wenig konnte ich sie zulassen. Ich war auch beruflich nicht sonderlich erfolgreich. Zu schnell ließ ich mich von dem Imponiergehabe vieler Männer einschüchtern. Zu tief saß und sitzt der Glaube, weniger gut zu sein als ein Mann.

Wo hätte ich auch das Gegenteil lernen sollen? Meine Mutter und meine Großmutter waren beide starke Frauen – und doch gaben ihre Männer die Richtung vor, in der sich ihr Leben zu bewegen hatte. Mein Vater hatte gleich zwei Studiengänge absolviert, meine Mutter hatte nicht mal Abitur. Ihren Traum, zusätzlich zu ihrem erlernten Beruf eine Heilausbildung zu absolvieren, unterband mein Vater. Er fand es unpassend, dass eine Mutter von vier Kindern berufstätig war. Und obwohl meine Eltern uns Kindern die gleichen Bildungsschancen zuteil werden ließen und wir alle studierten, machten nur meine Brüder beruflich Karriere. Meine Schwester entschied sich (immerhin ganz freiwillig) dafür, Hausfrau zu sein. Ich selber hatte alle Freiheiten, aber ich hatte nicht gelernt, sie zu nutzen.

Ich weiß, dass es viele Frauen gibt, die eine ähnliche Geschichte erlebt haben wie ich, die sich heute mit ähnlichen Minderwertigkeitsgefühlen herumplagen. Bei den meisten ist es der Vater, der ihnen das Gefühl gab, nichts wert zu sein. Später wird dieses Gefühl durch andere Männer bekräftigt, die abfällige Bemerkungen über ihr Äußeres, ihre Kompetenzen, ihre Art zu denken und zu handeln machen. Männern ist vermutlich gar nicht bewusst, was sie da anrichten. „Ach, das war doch gar nicht so gemeint. So einen Spruch muss man doch ab können.“ Mann kann den auch ab. Frau nicht. Aus oben beschriebenen Gründen.

Und darum finde ich diese #Aufschrei-Geschichte so gut. Da kommen Frauen zu Wort, die ein Leben lang nicht den Mut dazu fanden. Und Männer hören hin, die nie geahnt haben, wie massiv Frauen bedrängt, bedroht, beleidigt werden. Wie alltäglich sexistische Bemerkungen für uns Frauen sind. Wie oft weitere Grenzen überschritten werden und es zu sexuellen Übergriffen kommt. Wie selbstverständlich es für uns ist, mit Angst zu leben. Und warum viele von uns sich so wenig dagegen wehren.

Gerade am Anfang solch einer Debatte müssen erst mal alle Luft ablassen. Dann atmet man durch und fängt an zu sortieren. Und dann, irgendwann, findet man hoffentlich auch Lösungen. Von Hysterie halte ich gar nichts. Natürlich ist das ein sehr emotionales Thema, aber nichts liegt mir ferner, als Männer pauschal zu verurteilen und eine Atmosphäre völlig überzogenen Misstrauens zu schaffen. Die Männer, mit denen ich heute privat und beruflich verkehre, verhalten sich mir gegenüber alle respektvoll und auf Augenhöhe. Sie achten und schätzen mich, und ich schaffe es endlich, ihr Anderssein nicht mehr als Bedrohung zu empfinden. Sexismus habe ich persönlich schon länger nicht mehr erfahren. Dennoch leide ich bis heute unter den Folgen vergangener Erlebnisse. Darum ist mir eine Sensibilisierung für dieses Thema wichtig – und zwar bei beiden Geschlechtern. Es gibt nämlich immer noch (oder wieder) auch viel zu viele Frauen, die Sexismus bagatellisieren. So kommen wir aber nicht ans Ziel, Ladies. Hört gefälligst auf, euch gegenseitig zu bezicken und lernt mal von den Männern. Die verbünden sich nämlich, um ein Ziel zu erreichen. Darum waren und sind sie auch so erfolgreich.

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Donnerstag, 24. Januar 2013

Im Namen des Volkes

Als ich das erste Mal einer Gerichtsverhandlung beiwohnte, war ich sechzehn. Ich hatte in der Schule eine Rechtskunde-AG gewählt. Warum ich mich dafür entschied, weiß nicht mehr. Vielleicht klangen die Alternativen noch öder. Oder meine Eltern hatten mir eingeredet, dort könne ich was fürs Leben lernen. Wie auch immer – es folgten endlose Stunden mit Paragraphen, Begriffsdefinitionen, etc. Zum Abschluss stand der Besuch eines Gerichts an, der dann jedoch alles andere als öde war. An die Fälle erinnere ich mich nicht mehr, ich begriff auch nicht alles, was da verhandelt wurde. Ich weiß nur noch, dass ich es spannend fand, die Leute im Gerichtssaal zu beobachten - Richter, Anwälte, Angeklagte, Zeugen. Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und andere, die nun über sie urteilen mussten. Irgendwie eine unangenehme Situation. Die Angeklagten taten mir leid, sie wirkten so armselig. Ein Fall war allerdings auch lustig, es ging emotional hoch her, der Angeklagte schimpfte, ein Zeuge pöbelte, die Straftat (ein Eigentumsdelikt, wenn ich mich recht entsinne) glich einer filmreifen Posse. Alles in allem ein aufregener Nachmittag.

Bei meinem zweiten Gerichtsbesuch saß ich selber auf der Anklagebank. Ich war mittlerweile Studentin und probte mit meinen Mitbewohnerinnen den Zwergenaufstand gegen unseren Vermieter, eine große Immobilienfirma mit fragwürdigem Ruf. Die wollte nach einer notwendigen Sanierung unseres Badezimmers eine völlig überzogene Mieterhöhung durchsetzen. Auf Anraten des Mietervereins klagten wir. Das war leider keine gute Idee. Unsere Anwältin wirkte total konfus, nicht nur uns gegenüber, sondern auch bei Gericht. Das Ganze endete mit einem Vergleich. Ich fühlte mich hilflos, ausgeliefert und betrogen.

Mein dritter Kontakt mit Jura fand ebenfalls während des Studiums statt. Ich belegte das Wahlpflichtseminar „Urheber- und Verlagsrecht“. Mein eigentliches Studium hatte nichts mit Recht zu tun, dementsprechend wenig vertraut waren mir juristisches Denken und Argumentieren. Der Dozent, ein bärbeißiger Anwalt, neigte dazu, durch die Reihen zu wandern und uns nach unserer Meinung zu fragen. Ich zitterte jedes Mal, wenn er in meine Nähe kam, weil ich meistens keine Antwort auf seine spitzfindigen Fragen wusste. Das einzige, was ich begriff: Juristen nehmen es sehr genau mit Worten. Sie ergründen ein so banales Wort wie „Werk“ auf eine Weise, dass jeder Linguistiker mit den Ohren schlackern würde. Vermutlich war mein intuitives Sprachgefühl am Ende meine Rettung. Zu meiner allergrößten Überraschung gehörte ich nämlich zu den 40 Prozent, die die abschließende Hausarbeit auf Anhieb bestanden.

Nun werde ich möglicherweise wieder mit Recht zu tun haben, mit Gerichtsverhandlungen und -urteilen. Ich wurde vom Bezirksamt angeschrieben, dass ich auf einer Vorschlagsliste zur Schöffenwahl gelandet bin. Mein Name wurde aus dem amtlichen Melderegister gezogen. Um dieses Ehrenamt kann sich (fast) jeder deutsche Staatsbürger bewerben. Da es aber nicht genug Freiwillige gibt, werden nun quer durch alle Bevölkerungsschichten Leute ausgewählt und zu diesem Amt verpflichtet.

Im ersten Moment fühlte ich mich wieder wie die Sechzehnjährige. Wow, wie aufregend! Eintauchen in eine fremde Welt und jede Menge Geschichten erleben. Spannend! Doch dann stieß mir das Zwanghafte an der Sache immer mehr auf. Ich werde nämlich nicht gefragt, ob ich als Schöffin arbeiten möchte, ich muss das tun, ob ich will oder nicht. Ich muss eine „Einverständniserklärung“ unterschreiben, selbst dann, wenn ich gar nicht einverstanden mit meiner Wahl bin. Wie absurd! Ablehnen kann man dieses Amt nur aus wenigen Gründen, von denen keiner auf mich zutrifft. Sollte ich also nicht nur vorgeschlagen, sondern auch gewählt werden, so muss ich ab 2014 pro Jahr an bis zu zwölf Verhandlungstagen teilnehmen. Und das fünf Jahre lang. Das ist schon eine enorme Verpflichtung im Dienste der Demokratie.

Dann las ich auch noch diesen Artikel und dachte: „Oh je, ich will auch keine armen Seelen verknacken, die gar nichts Böses getan haben." Das Verurteilen überlasse ich gern anderen. Ich will aber auch nicht nur Statistin sein. Wozu das Ganze, wenn die Richter am Ende doch mehr oder weniger alleine entscheiden? Vor allem will ich aber eins nicht: Vom Staat zu einem Ehrenamt gezwungen werden. Was hat das denn, bitteschön, noch mit Demokratie zu tun?

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Sonntag, 6. Januar 2013

Fehlstart

Ich kann nicht grade behaupten, dass das neue Jahr schwungvoll beginnt. In der Woche vor Weihnachten hatte mich eine fiebrige Grippe so komplett dahingerafft, dass ich das Fest um ein Haar einsam im Bett verbracht hätte. Nur mit letzter Kraft habe ich mich zum Bahnhof geschleppt und bin in einem hoffnungslos überfüllten, total verspäteten Zug zu meiner Familie gefahren. Dort lag ich die ganzen Feiertage mehr oder weniger komatös auf dem Sofa und ließ mich bekochen und verwöhnen. Ich kämpfe bis heute mit den letzten Resten dieser Grippe, vor allem mit einer fürchterlichen Erschöpfung. Jeder Schritt ist zu viel, und beim Treppensteigen schnaufe ich wie eine Hundertjährige. Als ich vorhin beim Abwaschen Schweißausbrüche bekam, stellte ich fest, dass ich wieder leichtes Fieber habe. Weil mich auch noch eine Kieferentzündung plagt, nahm ich zwischenzeitlich ein Antibiotikum – und habe nun, vermutlich als Folge davon, eine Blasenentzündung. Tagsüber liege ich also erschlagen mit Wärmflasche auf dem Sofa, während ich nachts schlaflos ins Dunkel starre und mir tausend Sorgen um meine Zukunft mache. Vor allem fällt mir dann alles ein, was ich in diesen Tagen ganz dringend erledigen wollte und was nun weiterhin liegen bleibt. Das Jahr ist ja noch jung, und es kann viel geschehen, aber dieser Fehlstart ist nicht gerade ermutigend.

Während ich sehr nüchtern Bilanz ziehe, tobt um mich herum übertriebener Positivismus. Das geht mir ehrlich gesagt ziemlich auf die Nerven. Natürlich muss man sich nicht gerade in seinem Elend suhlen, und es ist immer gut und wichtig, den Mut nicht zu verlieren. Aber den Glauben, dass man immer alles erreichen kann, wenn man nur fest genug daran glaubt, finde ich fatal. Gewiss, es gibt Menschen, denen scheint tatsächlich alles mühelos zu gelingen – weil sie klug sind, weil sie begabt sind, weil sie einfach Glück haben. Und es gibt Menschen, denen gelingt ganz oft nichts – obwohl sie klug sind, obwohl sie begabt sind. Aber ihnen fehlt leider das letzte Quentchen Glück. Ich gehöre eindeutig zur zweiten Gruppe. Natürlich hat das Misslingen immer auch ganz viel mit mir zu tun. Wenn ich hartnäckiger, mutiger, überzeugender, selbstbewusster wäre, dann, ja, dann sähe alles ganz anders aus. Behaupten jedenfalls Esoteriker und Weltverbesserungs-Coaches, um die ich einen immer größeren Bogen mache. Leider habe ich mein Glück nämlich ganz oft überhaupt nicht in der Hand. Wenn ich krank werde, zum Beispiel. Oder wenn Kunden Rechnungen nicht begleichen und mich damit in große Bedrängnis bringen. Wenn Dinge einfach misslingen, so sehr ich mich auch anstrenge.

Wie gesagt, den Mut sollte man nie verlieren. Und darum hoffe auch ich darauf, dass meine Energie in den nächsten Tagen wiederkehrt, dass ich all das erledigen kann, was es zu erledigen gilt – und dass mal ein bisschen Glück vom Himmel fällt und genau in meinen weit geöffneten Armen landet.

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Dienstag, 1. Januar 2013

Rückwärts ins neue Jahr

Ich habe das alte Jahr mit einer neuen Erfahrung beendet und den ersten 3D-Film meines Lebens gesehen. Das war überhaupt nicht geplant und genau genommen eine Art Notlösung, nachdem meine ursprünglichen Silvesterpläne plötzlich nichtig wurden (typisch für dieses merkwürdige Jahr, aber das nur am Rande). Meine Freundin und ich hatten beide die Romanvorlage „Schiffbruch mit Tiger“ gelesen, die wir auch beide großartig fanden. Dass der Film in 3D läuft, merkten wir erst im Kino, als man uns an der Kasse die entsprechenden Brillen in die Hand drückte. Und damit fing das Elend für mich schon an: Für Brillenträger (zu denen ich gehöre) ist es kein Vergnügen, sich noch eine zweite Brille auf die Nase zu quetschen. Außerdem entstanden dadurch Spiegelungen, die das Gucken für mich anstrengend machten. Die Fernsichtbrille abzusetzen, war keine Alternative, das strengte meine Augen erst recht an. Fazit: Die erste halbe Stunde des Films verbrachte ich in erster Linie damit, mich mit meinen Sehhilfen zu arrangieren. Das allein schon ist für mich kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt ins technische Steinzeitalter.

Die Begeisterung der meisten Filmkritiker teile ich leider nicht. Natürlich, die wunderbare Romanvorlage wurde adäquat umgesetzt, die Geschichte als solche ist großartig. Und ja, das liegt auch ein bisschen an den Effekten. Das Gefühl, sich selber mitten im Ozean zu befinden, mit den Elemtenten zu kämpfen und dem gefräßigen Tiger, der sich mit an Bord des schiffbrüchigen Jungen Pi befindet, direkt in die Augen zu sehen, ist schon außergewöhnlich. Gleichzeitig aber wirkt der ganze Film so künstlich, so unecht, so sehr nach Plastik und Theaterkulisse, dass ich dieses Gefühl von „mittendrin“ ganz schnell wieder verlor.

Ich weiß nicht, ob es für 3D-Filme typisch ist (die Trailer anderer Filme, die vor dem Hauptfilm liefen, lassen das aber vermuten), dass die Technik nur Bonbonfarben zulässt, man ständig das Gefühl hat, auf Glasplatten zu gucken, die Räumlichkeit simulieren sollen und es Probleme mit Tiefenschärfe gibt. Falls das so ist, kann ich nur sagen: Liebe Filmindustrie bastelt mal noch ein Weilchen an dieser Technik, und wenn ihr sie in zwanzig Jahren oder so perfektioniert habt, dann schaue ich mir eure Filme gern wieder an. Bis dahin verzichte ich dankend darauf. Falls 3D aber auch ganz anders geht und Ang Lee das alles bewusst so plastikmäßig inszeniert hat, muss ich leider sagen: Lieber Herr Lee, bei allem Respekt, aber das ist für meinen Geschmack zu viel künstlerischer Unsinn, der gerade bei einer derart kunstvollen Geschichte überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Schade drum.

Davon abgesehen war mein Jahreswechsel aber schön und ich freue mich nun auf die Wilde 13. :-)

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Dienstag, 18. Dezember 2012

Liebes Jahr 2012,

mit Verlaub, aber Du kannst mich mal. Boah, echt jetzt! Mir ist ja wohl selten ein Jahr untergekommen, das so fies und hinterhältig drauf war wie Du. Und ich habe schon einige richtig miese Jahre kennengelernt, Jahre, die genau genommen viel übler waren als Du. Aber diese Jahre waren aufrichtig. Die haben mir ganz deutlich ins Gesicht gesagt: „Hey, Kleine, ich bin einer von den ganz bösen Jungs und ich will nicht nur mit dir spielen. Ich meine es ernst, wenn ich dir sage, dass ich dich jetzt richtig ficken werde.“ Und dann haben sie mich … na ja … umgehauen. Aber das war dann eben so. Ich wusste, woran ich war und habe mich nicht darüber beklagt.

Du aber, 2012, Du bist boshaft und hinterhältig. Und das ist etwas, was ich überhaupt nicht leiden kann. Du bist so fröhlich und friedlich daher gekommen, hast mich angestrahlt, Dich gleich zu Beginn mit sonnigem Urlaub und Geld eingeschleimt und mich in Sicherheit gewogen. Du hast so getan, als seiest Du einer von den Guten, eins der Jahre, an die man später mit leisem Lächeln zurückdenkt: „Ach ja, 2012, das war ein wirklich gutes Jahr.“

Aber dann ging's los: Nicht eine Sekunde lang hast Du mir mein Glück und meine Entspannung gegönnt. Jeder Tag, der gut war, wurde mit zehn Tagen bestraft, die eine Katastrophe waren. Du hast mir heimlich ein Bein nach dem anderen gestellt, mich links liegen lassen, wenn ich dachte, jetzt sei ich endlich mal an der Reihe, mir Hoffnungen gemacht, die sich nie erfüllt haben, mich immer wieder zu Fall gebracht. Und das alles mit diesem boshaften, falschen Grinsen im Gesicht. Ekelhaft!

Und immer, wenn ich dachte, jetzt sei alles wieder gut, hast Du noch einen drauf gepackt. So wie jetzt, ganz am Ende. Da habe ich endlich, nach gefühlten 100 Jahren wieder ein Date mit dem Lover, freue mich wie blöd darauf – und was ist? Einen Tag vorher schickst Du mir eine böse, kleine Erkältung. Nichts wirklich Schlimmes, aber schlimm genug, um mit triefender Nase und fiebriger Stirn auf dem Sofa zu sitzen und genau zu wissen: Auch beim besten Willen bin ich heute nicht imstande, hemmungslosen Sex zu haben. Ich bin nicht mal für ein gepflegtes Beisammensein und gemeinsames Teetrinken zu gebrauchen. Ich bin durch. Total. Vor allem mit Dir, Du dämliches Jahr. Weißte was, 2012? Fick Dich doch selber. Ich will mit Dir nix mehr zu tun haben. Hau gefälligst ab und komm um Himmels Willen nie mehr wieder.

Ich werde mir jetzt in aller Ruhe das Jahr 2013 angucken. Die 13 hat ja keinen besonders guten Ruf weg. Aber das finde ich nicht schlimm. Die bösen Jungs weiß ich nämlich zu nehmen. Mit denen komme ich erheblich besser klar als mit so verlogenen Leuten, die glauben, was Besseres zu sein und sich am Ende als die letzten Arschlöcher entpuppen. Echt jetzt!

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Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
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