Montag, 28. November 2011

Die pure Langeweile

Da hab ich mich ja in was reingeritten … Weil ich bei Frau Rosmarin vollmundig behauptet habe, mein Leben sei total langweilig, halten mich natürlich nun alle für eine Übertreiberin – und ich muss den Beweis antreten, wie langweilig ich tatsächlich bin. Also dann: Hier kommen sieben Dinge über mich, die (fast) noch niemand weiß, der dieses Blog liest und die eigentlich alle überhaupt nicht der Rede wert sind:

1. Ich bin sehr religiös erzogen worden. Jeden Abend habe ich als Kind ein Gebet gesprochen, und ich war überzeugt, schwer von Gott bestraft zu werden, wenn ich es mal vergessen sollte. Irgendwann kamen mir jedoch arge Zweifel an meinen eigenen Überzeugungen. Eines Tages stellte ich Gott auf die Probe und ließ mein Abendgebet ganz bewusst ausfallen. Und siehe da – ich wachte am nächsten Morgen gesund und munter auf und es passierte rein gar nichts. Seitdem stecke ich in einer tiefen, religiösen Sinnkrise.

2. Ich bin sehr treu in Freundschaften. Meinen ältesten Freund habe ich im Kindergarten kennengelernt, meine älteste Freundin in der Grundschule. Zu beiden habe ich immer noch Kontakt. Manchmal sehen wir uns jahrelang nicht und hören kaum etwas voneinander. Dann wieder sind wir sehr innig miteinander. Was ich an diesen Freundschaften besonders liebe: Wir wissen voneinander, wie wir aufgewachsen sind, kennen Eltern und Geschwister der anderen und verstehen, warum wir alle so sind, wie wir sind.

3. Ich bin die Frau der vielen Frisuren. Ich sehe fast immer anders aus, wenn ich vom Friseur komme. Kurz, lang, rot, blond, kunterbunt – alles war schon dabei. Als ich mir meine erste Digitalkamera kaufte, habe ich nach jedem Friseurbesuch ein Foto von mir gemacht. Zurzeit gibt es nicht so große Veränderungen. Aus Kostengründen gehe ich nicht mehr so oft zum Haareschneiden wie früher, die Haare wachsen unordentlich vor sich hin. Außerdem habe ich beschlossen, meine Naturfarbe so lange zu tragen, bis die Haare für meinen Geschmack zu grau werden (was überraschenderweise sehr auf sich warten lässt).

4. Ich habe schon drei Romane geschrieben, aber keinen veröffentlicht. Mir fehlten immer der Mut und die Entschlossenheit, meine Geschichten in die Welt hinaus zu schicken. Und wohl auch das Glück, als ich es dann doch mal halbherzig versuchte. Roman Nummer drei soll jedoch nicht das traurige Dasein seiner Vorgänger fristen. Das ist sozusagen mein vorzeitiger Neujahrswunsch.

5. Ich war früher ziemlich schusselig und habe mich mehrmals heftig verletzt. Davon zeugen zwei Zahnkronen (ausgerechnet die Frontzähne, saublöd), eine kleine, fast unsichtbare Narbe auf meinem Oberschenkel, eine ebenfalls kaum sichtbare Narbe überm Auge, und zwei große, sehr hässliche Narben auf meinem rechten Oberarm. Früher habe ich mich für sie geschämt und keine ärmellosen Shirts getragen. Inzwischen sind sie jedoch so sehr Teil meines Körpers geworden, dass ich mich meistens erst wieder an sie erinnere, wenn ich die Blicke der Leute spüre. Neuerdings trage ich auch eine Blinddarmnarbe. Von wegen minimal-invasive Chirurgie, nach der man nix mehr sieht - wenn die Naht unterm Bauchnabel so dilettantisch wie bei mir zusammengeflickt wird, bleibt eben doch was zurück.

6. Ich liebe Pferde. Schon als Kind bin ich auf verrückten, schlecht eingerittenen Ponys durch die Wälder meiner Heimat galoppiert und habe mich auch nicht davon abschrecken lassen, wenn ich mal runtergefallen bin (was damals oft passierte). Später waren die Ponys dann besser erzogen und ich eine bessere Reiterin. Die Begeisterung an diesem Sport hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen. Dass ich das Reiten aus finanziellen Gründen aufgeben musste, schmerzt mich sehr. Es gibt vieles, auf das ich mühelos verzichten kann. Bei den Pferden fällt mir das schwer. Aber es ist immer gut, Ziele zu haben, und ich bin sicher, dass ich eines Tages wieder durch die Wälder galoppieren werde.

7. Mir ist Lachen extrem wichtig. Albernes Lachen, fröhliches Lachen, ausgelassenes Lachen, freches, verführerisches, boshaftes Lachen. Ich verliebe mich nur in Männer, die einen sehr ausgeprägten Humor haben und bin auch nur mit Menschen befreundet, mit denen ich lachen kann. Selbst in den miesesten Phasen meines Lebens habe ich es immer noch geschafft, wenigstens schwarzen Humor zu entwickeln. Wenn ich mal tage- oder gar wochenlang überhaupt nicht lache, dann steht es schlecht um mich. Sehr schlecht.

So. Wer auch immer meine langweiligen Berichte mit seinem eigenen langweiligen Kram toppen mag, greife sich den Preis da unten, schreibe sieben Dinge auf, die noch niemand über ihn weiß und reiche den Preis an eine unübersichtliche Anzahl Leser weiter – oder so ähnlich.


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Sonntag, 20. November 2011

Umnebelt

Ich stehe auf dem Friedhof. Wohlweislich gehe ich nicht am Sonntag, wenn die ganzen Familien kommen und Tannengestecke auf die Gräber ihrer Lieben legen. Ich gehe einen Tag früher, da treffe ich nur Leute, die genauso allein und verloren wirken wie ich. Keine Ahnung, warum ich neuerdings immer heulen muss, wenn ich da so einsam am Grab stehe. Das war doch früher nicht so. Aber der Verlust wiegt mit den Jahren immer schwerer, weil ich erst jetzt begreife, was meine Eltern alles verpassen – und wir Hiergebliebenen auch.

Die Freundin, die später anruft und sich spontan mit mir verabredet, schickt der Himmel. Mir ist jetzt jede Ablenkung willkommen! Wir gehen aufs Schiff und schippern bei fröhlicher Partymusik die Elbe rauf und runter. Eine dichte Nebelwand zieht auf, die Sicht wird immer spärlicher, Hafen und Speicherstadt wirken geradezu mystisch. „Jetzt fehlen bloß noch die Untoten“, sagt meine Freundin mit Blick auf die Schiffe, die im Hafen festgemacht haben und gespenstisch vom Nebel umhüllt werden. Passanten stehen wie erstarrt am Kai und heben sich als schwarze Scherenschnitte von den hell erleuchteten Häusern dahinter ab. Wir starren ins schwarze Wasser hinab und warten förmlich darauf, dass plötzlich eine weiße Hand daraus auftaucht.

Leider sind wir nicht allein. Mit an Bord: eine Gruppe Herren aus dem Hamburger Umland, die einen Junggesellenabschied feiern. Anfangs finde ich sie noch ganz amüsant – bis sie extrem plumpe Annäherungsversuche bei uns Frauen starten. Die Männer sind alle schon nicht mehr ganz nüchtern – dabei hat der Abend gerade erst angefangen. Wenn ich eins nicht leiden kann, dann sind es angetrunkene fremde Kerle. Einer von ihnen zwängt sich zwischen meine Freundin und mich, geht schnell auf Tuchfühlung. Ich bügele ihn mit einer eisigen Bemerkung ab. Meine Freundin hingegen – bügelt mich ab. Sie lässt sich von dem Mann in eine Unterhaltung verwickeln. Ich höre kaum, was sie sagen, weil die Musik zu laut ist. Doch ich sehe, wie sie immer dichter zusammenrücken und lauthals lachen. Verständnislos starre ich hinüber und beschließe dann, einfach die wunderbare Aussicht auf die beleuchtete Speicherstadt zu genießen und alles andere im Nebel versinken zu lassen.

Später, nachdem die Junggesellen das Boot verlassen haben, entschuldigt sich meine Freundin. Sie habe momentan so viel Stress in der Arbeit und hätte einfach das dringende Bedürfnis verspürt, mal ein paar total banale Augenblicke erleben zu dürfen. Ich kann sie verstehen. Und frage mich sogar, warum ich nicht einfach mitalbern konnte. Es hätte die vergangene halbe Stunde deutlich unterhaltsamer gestaltet. Aber, wie gesagt, bei betrunkenen Fremden gehen bei mir sämtliche Jalousien runter. Versöhnlich stehen meine Freundin und ich den Rest der Fahrt nebeneinander. Wir sprechen über das Leben und den Tod. Über zerplatzte Träume, falsche Hoffnungen und die Liebe, die sich manchmal, vielleicht, doch noch dazwischen schleicht. Und wir schauen stumm hinaus auf den Nebel, der sich immer tiefer auf die Stadt herabsenkt und allen Schmutz, alle Enttäuschungen und falschen Sehnsüchte, Einsamkeiten und Verluste sanft bedeckt.

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Donnerstag, 10. November 2011

Dickicht

Ich habe mich verirrt im Dickicht meiner Gefühle, stecke fest zwischen Aufregung, Angst und Freude. Es ist so anders als alles andere, so fremd, so neu, so ungewohnt. Kein lauter Knall, der mich um den Verstand bringt, kein „Wow!“, das mir die Schuhe auszieht, wie bei ihm. Vielmehr ist es ein leises, zaghaftes Vorwärtsgehen. Anfangs habe ich die Signale gar nicht verstanden. Und auch jetzt bin ich nicht sicher, ob ich alles richtig deute. Er ist sehr verschlossen, behält seine Gefühle ganz für sich und öffnet sich nur millimeterweise. Ich habe seltsamerweise alle Zeit der Welt, dränge nicht, fordere nicht, sondern warte einfach ab.

„Ich telefoniere nicht gern“, hat er vor langer Zeit mal gesagt. Also nahmen wir immer nur Kontakt per Mail auf. Bis er irgendwann doch anrief, um irgendwas zu klären, das am Telefon schneller ging. Und dann wieder. Und wieder. Mittlerweile ruft er alle paar Tage an, und die Gespräche dauern nicht selten stundenlang. Meistens hat er einen Vorwand für seinen Anruf, damit uns beiden nicht auffällt, dass es völlig egal ist, worüber wir reden. Hauptsache, wir spüren Nähe und Lachen – und Erregung. Viel Erregung. Sehr viel Erregung.

Neulich gab es keinen Vorwand. „Ich denke ganz viel an dich“, sagte er. Einfach so. Ich freue mich riesig darüber, obwohl er vermutlich vor allem an die Erregung denkt, an diese unfassbare Gier, die wir aufeinander verspüren und die nach all der Zeit noch kein bisschen weniger geworden ist, im Gegenteil. Aber irgendwie ist da noch etwas anderes, schwingt zwischen uns mit, unausgesprochen, von uns beiden ängstlich beäugt. Ich sehe ihn an und denke: Du doch nicht. Und ich schaue noch einmal hin und merke: Doch, genau du!

Auf einmal wünsche ich mir mehr. Ich werde ungeduldig, kann es nicht abwarten, bis sein nächster Anruf kommt, bis wir uns wiedersehen. Und das macht mir Angst. Weil wir so gar nicht zueinander passen. Weil er nicht der Prinz hoch zu Ross ist. Weil mit ihm nichts so wäre, wie ich es mir immer erträumt habe. Vor allem aber, weil jeglicher Druck von mir alles sofort ruinieren würde. „Laufen lassen!“, sage ich mir immer wieder. „Warte einfach ab, dann geschehen die Dinge von selbst.“ Ich fürchte, das ist die schwerste Übung meines Lebens. Wenn ich sie meistere, wird, so glaube ich, sehr vieles richtig gut. Bis dahin kämpfe ich mich weiter durch dieses wirre Dickicht aus Gedanken und Empfindungen und frage mich voller Unruhe, an welcher Stelle meines Lebens ich am Ende herauskomme.

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Sonntag, 23. Oktober 2011

Tolldreist

Träume zu haben, ist eine feine Sache. Darauf zu spekulieren, sie auf Kosten anderer verwirklichen zu können, ist hingegen weniger fein. So verschlug es mir ganz schön die Sprache, als, wenn auch aus zweiter Hand, die Bitte an mich herangetragen wurde, meine Wohnung mit einer anderen Wohnung in dieser Straße zu tauschen. Grund des seltsamen Ansinnens: Mein Nachbar will seine Wohnung dauerhaft untervermieten, und die tolldreisten Damen, die dafür in Frage kommen, hätten gern mehr Platz – der sich wunderbar erzielen ließe, wenn meine Wohnung mit des Nachbars Wohnung zusammengelegt würde. Ich solle daher, so der Plan, in die jetzige Wohnung einer der Damen ziehen. Diese Wohnung hat zwar den gleichen Grundriss wie meine, liegt aber sehr nah an einer großen Straße und hat außerdem keine Dielenböden, sondern Linoleumbeläge. Davon ganz zu schweigen, dass ich seit vielen Jahren hier im Haus lebe, alle Nachbarn kenne und weiß, auf wen ich mich im Ernstfall verlassen kann. Das ist fast noch mehr wert als eine ruhige Lage und schöne Holzböden. Es versteht sich natürlich von selbst, dass ich ohne zu zögern laut und vernehmlich Nein zu diesem absurden Ansinnen sagte. Interessanterweise stammen solch dreiste Pläne übrigens gern von Leuten, die sehr sozial, politisch korrekt und wahnsinnig engagiert tun. Nein, nein und nochmals nein!

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Dienstag, 18. Oktober 2011

Tagebuchnotizen

Hier passiert zurzeit so wenig, weil auch in meinem Leben kaum etwas passiert. Jedenfalls nichts, was sich zu berichten lohnte. Es sei denn, ich würde zur Chronistin des banalen Alltagslebens werden. Aber das langweilt mich immer so sehr.

Obwohl ich neulich von mir selbst überrascht war: Auf der Suche nach einem bestimmten Ereignis, das ich zeitlich nicht mehr richtig einordnen konnte, wühlte ich in alten Tagebüchern. Also nicht in so einem Online-Archiv, sondern in richtigen Büchlein aus Papier, in die ich viele Jahre lang fein säuberlich mit Tinte eintrug, was mich bewegte und beschäftigte. Ich hatte völlig vergessen, wie wunderbar solche Tagebuchtexte sein können, wenn man sie viele Jahre später liest und sich plötzlich nicht nur an damalige Gedanken und Gefühlslagen erinnert, sondern auch an ganz alltägliche Ereignisse, die eher nebenbei erwähnt wurden, nachträglich aber einen unschätzbaren Wert erhalten.

Seit ich blogge, führe ich nur noch selten so ein privates Tagebuch. Meine Texte haben sich verändert, sind publikumswirksamer geworden und weniger privat. Details aus meinem Privatleben gibt es nur marginal, verschlüsselt, allgemeingültig irgendwie, so intim manche Berichte auch wirken mögen. Vielleicht sollte ich das wieder ändern und mehr für mich selber schreiben, für meine ganz persönlichen Erinnerungen.

Aber momentan ist es eigentlich wurscht – ich habe weder Muße zum Bloggen noch zum Tagebuchschreiben. Mein Job füllt mich zurzeit so aus, dass wenig Energie für privates Geschreibsel bleibt. Gut so einerseits, denn die Arbeit erfüllt und beglückt mich immer wieder neu. Andererseits bin ich energiemäßig mal wieder am Bodensatz gelandet und denke, dass etwas nicht stimmt, wenn ich es nicht mal mehr schaffe, abends einfach noch ein paar Sätze aufzuschreiben, ganz entspannt, nur für mich. Aber solange dieser Zustand anhält, gibt es hier leider auch nichts Neues zu lesen. Hoffen wir auf einen geruhsamen Winter voller Inspirationen – oder doch lieber auf turbulente Zeiten mit vielen Aufträgen …

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Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
feinstrick - 15. Mai, 21:06
Hat ja geklappt :)
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