Wohnzimmer

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Frohe Feiertage

Eigentlich sollte dies ein Jahresrückblick, Jahresausblick, Jahresdurchblick werden - aber wer blickt schon wirklich durch? Ich jedenfalls nicht. Und im Moment steht mir der Kopf nach anderen Dingen als besinnlicher Nabelbeschauung. Also wünsche ich euch kurz und knapp frohe Feiertage.

Elbe2-1

Ich begebe mich jetzt auf eins der letzten großen Abenteuer in der zivilisierten Welt: eine Fahrt mit der Deutschen Bahn durch das tief verschneite Norddeutschland. Das Überlebenspaket ist bereits geschnürt. Wünscht mir Glück!

Flattr this

Donnerstag, 25. November 2010

Der Drei-Punkte-Plan

An ihrem 40. Geburtstag verkündete meine Schwester T. im Kreise zahlreicher Freunde, es sei nun genug mit dem täglichen Einerlei, sie bräuchte dringend eine Veränderung in ihrem Leben. Sie habe sich drei Dinge überlegt, die dazu beitragen könnten, und sie werde alles daran setzen, dass eins davon in nächster Zeit eintreten werde.
„Erstens“, erklärte sie den gespannten Zuhörern, „könnte ich ja noch mal schwanger werden. Meine drei Kinder sind mittlerweile alle sehr selbständig, da fehlen mir die echten Herausforderungen. Zweitens könnte ich beruflich endlich mal aktiv werden. Nach dem Studium war ich immer nur Mutter und Hausfrau. Jetzt hätte ich endlich wieder Zeit für anderes. Und wenn das alles nicht klappt, gibt es ja noch Punkt drei: Ich könnte mal einen neuen Mann gebrauchen.“
Ihr Gatte, der M., saß derweilen neben ihr und lächelte freundlich in die Runde. Wie das bei allen Männern so ist, nahm er Punkt drei natürlich überhaupt nicht ernst.

Sie fingen mit Punkt eins an. Spontan entschieden T. und M. kurz nach der Geburtstagsfeier, sich nicht mehr um Verhütung zu scheren. Wenige Wochen später wurde T. von schrecklicher Übelkeit geplagt. „Oh Gott“, sagte sie entsetzt zu M. „Muss ich jetzt wieder ein halbes Jahr diese grauenvolle Übelkeit aushalten? Das überlebe ich nicht.“ Ihre Schwangerschaften waren stets sehr unangenehm, die Geburten fast traumatisch verlaufen. „Scheiße“, sagte der M. schockiert. „Dann muss ich ein größeres Auto kaufen. Dabei haben wir das alte doch erst seit ein paar Monaten.“
Es stellte sich zum Glück heraus, dass T. nur eine Magenverstimmung hatte und nicht schwanger war. Sie und M. waren sehr erleichtert darüber, und seitdem verhüten sie wieder ganz gewissenhaft.

Damit landete T. unweigerlich bei Punkt zwei. In langen Gesprächen entlockte ich ihr Bedürfnisse, Wünsche und Ziele – nur, um herauszufinden, dass sie keinen blassen Schimmer hat, was sie in beruflicher Hinsicht mit ihrem Leben anstellen möchte. „Es soll Spaß machen, das ist das Wichtigste. Ich will nicht in irgendeinem Laden rumstehen, bloß, um sagen zu können, dass ich berufstätig bin.“ Nun hat T., wie gesagt, nach dem Studium nie gearbeitet, ganze dreizehn Jahre lang. Da ist es gar nicht so einfach, in der Arbeitswelt wieder Fuß zu fassen. „Am besten machst du dich auch selbstständig, so wie ich“, schlage ich vor. „Da kannst du machen, wozu du Lust hast. Und da du existenziell durch deinen Mann abgesichert bist, musst du dir nicht mal ums Geld Sorgen machen.“ T. ist skeptisch. Und ratlos.

Und ich frage mich gespannt, ob und wann sie wohl Punkt drei in Angriff nehmen wird.

Flattr this

Mittwoch, 22. September 2010

Unverdaut

Ich lese und höre von Reformen und Sparmaßnahmen, und der Klumpen in meinem Magen, den ein wirklich übles Abendessen aus Burger und Pommes verursacht hat, wird noch größer und schwerer. Wer überlebt das alles am Ende eigentlich noch? Ich sicher nicht. Genauso wenig wie das schöne Museum in meiner Nachbarschaft, das im letzten Jahr erst für sehr viel Geld renoviert wurde. Man glaubt so was immer gar nicht. DA geht das ganze Geld hin, das dann später im Haushalt fehlt: sinnlos rausgeworfen durch völlig plan- und hirnlose Entscheidungen. Und wenn ich an meinen Krankenhausaufenthalt denke und daran, dass man mich am liebsten quasi direkt vom OP-Tisch nach Hause geschickt hätte, bloß um Kosten zu sparen, wird mir erst recht übel. Denn das war vor der Reform, die jetzt kommt. Wir sollen alle immer tiefer in die Taschen greifen, aber am Ende haben wir immer weniger davon. Ich bin mir sicher, dass das eines Tages in einer absoluten Katastrophe enden wird. Aber wer weiß, ob das dann überhaupt noch wichtig ist. Vielleicht erübrigen sich dank Klimawandel ja Zukunftsängste eh von selbst.

Aber ich mag mich nicht aufregen, brauche vielmehr Entspannung nach stressigen Tagen. Gerade als ich dachte, ich könnte mich gemütlich mal wieder ein paar Schreibprojekten widmen, erhielt ich eine Jobanfrage, die mich mehr mit Beschlag belegt als mir lieb ist. Viel mehr. Ich habe sogar die ganze letzte Nacht davon geträumt. Das ist mir ewig nicht passiert und wirklich grauenvoll. Das Gute an der Sache: der gruseligste Teil dieses Jobs dauert maximal zwei Wochen. Dann wird es hoffentlich besser. Das Seltsame: Ein eigentlich ruhiger Schreibtischjob stresst mich weit mehr als das Unterrichten von unmotivierten Langzeitarbeitslosen und Migranten mit minimalen Sprachkenntnissen. Und im Gegensatz zum Lehren macht er auch absolut keinen Spaß. Überraschen tut mich das alles nicht. Nur die Heftigkeit, mit der es mir gerade noch mal vorgeführt wird, die hatte ich nicht erwartet.

Flattr this

Sonntag, 19. September 2010

Worte, in denen man wohnen kann

Ich bereite ein Seminar vor, für das ich schon vor Ewigkeiten eine Zusage gemacht habe. Jetzt, während der Vorbereitung merke ich, dass ich auf das Thema überhaupt keine Lust mehr habe. Die Literatur dazu liegt seit Wochen unberührt auf meinem Schreibtisch. Aber so langsam wird die Zeit knapp, und widerstrebend beginne ich die Bücher zu sichten.

Und dann auf einmal bin ich mittendrin. Ich sitze den ganzen Nachmittag am Fenster in meinem alten Sessel, trinke Tee und lese. Sanfte Harfenklänge von Xenia Narati erfüllen den Raum. „Musik, in der man wohnen kann“ hat mal jemand dazu gesagt. Und wieder einmal staune ich darüber, wie man so schöne Worte finden und gleichzeitig in seinem Inneren so leer und kaputt sein kann. Ich hingegen bin ganz voll, erfüllt von dem, was ich lese. In mir breitet sich eine Ruhe und Klarheit aus, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Ich lese und lese, und immer mehr begreife ich: Hier geht es um mich, um mein Leben, meine ganz persönlichen Themen.

Ich habe immer noch keine Lust, das Seminar zu halten, aber ich bin fasziniert von dem Zufall, der mir diese Bücher gerade jetzt in die Hand gegeben hat. Jetzt, wo ich sie so dringend gebrauchen kann. Seltsam, denke ich, wie sich manchmal eins zum anderen wie Puzzlestücke ineinander fügt.

Die Musik ist vorbei. Vieles andere in meinem Leben auch. Aber es tut nicht mehr so weh, verliert an Härte, an sinnlosem Zorn, an uferloser Traurigkeit. Ich lasse los und nehme Abschied. Jedenfalls für den Moment.

„Die Kunst des Beendens“ heißt das Thema, um das es geht.

Flattr this

Mittwoch, 18. August 2010

Kaleidoskop des Sommers

Es geht alles drunter und drüber. Erst ist der Sommer zu heiß, dann zu nass. Als das Wetter schön ist, habe ich Arbeit im Überfluss. Und als es ununterbrochen regnet, reise ich durch die Gegend und mache Urlaub.

Ein kleiner, blonder Engel rührt mich, weil er mir nach Jahren der Schüchternheit und Angst endlich grenzenloses Vertrauen entgegen bringt. Und er bricht mir das Herz, als er nach intensiven Tagen voller Spiel, Spaß und Glück beim Abschied weint. „Ich will nicht, dass du weggehst.“ Hach …

Anderswo gibt es auch bald einen Abschied für eine längere Zeit. Vielleicht reißen wir darum nur in der Theorie Wände ein und sind ansonsten dankbar, dass alle Mäuerchen noch stehen. Na ja, fast alle.

Ich sehne mich danach, vier Wochen in einem kleinen Haus am Meer zu sein. Stille, Weite, Strand, Wind und all meine Ideen, die ich endlich sortieren und in den Laptop tippen könnte. Stattdessen scheint sich der Arbeitsfluss fortzusetzen. Nicht so stressig wie im Sommer, aber immerhin. Ich bin froh (wegen des Geldes) und suche gleichzeitig nach einem Ausweg (weil ich müde bin und wegen des Herzensprojekts, für das ich gerne mehr Zeit hätte).

In den nächsten Tagen geht das Reisen weiter. Ich besuche liebe Freunde hier und da und freue mich auf Erzählen, Lachen, Freundschaft. Gemeinsam werden wir den grauen Wolken trotzen. Und irgendwann scheint sicher auch mal wieder genau dann die Sonne, wenn ich Zeit habe, sie zu genießen. Im kleinen Häuschen am Meer.

Flattr this

Dienstag, 10. August 2010

Mittendrin

Mittig und doch neben der Spur.
Satt und doch sehnsüchtig.
Entspannt und doch voller Unruhe.
Auf der Suche und doch längst angekommen.

Flattr this

Montag, 31. Mai 2010

Berauscht ...

... bin ich von den vielen Reaktionen auf meinen letzten Blogeintrag zu Hartz IV. So viele Zugriffe auf meine Seiten und Verlinkungen über Twitter und andere Blogs hatte ich schon ewig nicht mehr. Schön, wie viele Menschen merken, dass in unserer Gesellschaft einiges aus dem Ruder läuft!

... bin ich von dem Tempo, mit dem ich gerade durch mein Leben jage. Ich schaue in den Kalender und sage mir: "Wenn die nächsten beiden Stresswochen vorbei sind, dann kann ich mich endlich erholen, Sport treiben und all die anderen Dinge machen, die jetzt liegen bleiben." Doch wenn ich dann endlich etwas Ruhe habe, werde ich prompt krank und vieles bleibt weiterhin auf der Strecke. Und bevor ich noch richtig gesund bin, geht der Stress schon wieder weiter. Nicht, dass ich mich beklagen möchte - zum ersten Mal, seit ich selbstständig bin, habe ich über einen längeren Zeitraum hinweg stabile Einnahmen. Doch irgendwas fehlt.

... bin ich auch von all den Gedanken und Gefühlen, die mir durch Kopf und Herz gehen. Die ganzen Zweifel. Bin ich wirklich auf dem richtigen Weg? Die ganzen schönen, kreativen Ideen, die ich nicht umsetzen kann, weil mir die Zeit fehlt. Die Sehnsucht nach Vergangenem. Die Angst, die Gegenwart auch noch zu verlieren. Die erstaunliche Gelassenheit, mit der ich trotz allem in die Zukunft schaue - und die Panik, die mich in leisen Momenten beschleicht.

... machen mich all die Komplimente, die ich neuerdings erhalte. In den letzten Wochen haben mir so viele Leute gesagt, ich würde viel jünger aussehen, dass ich es langsam selbst glaube. Aber ich verstehe es nicht. Gerade jetzt, wo ich ständig mit verquollenen Augen und Rotznase herumlaufe, unter permanentem Schlafmangel leide und viel zu wenig Bewegung habe und daher an den unschönsten Stellen Speck ansetze. Ich fühle mich so unfit. Aber nicht alt, nein, das seltsamerweise nicht. Im Kopf werde ich immer jünger. Seltsames Leben, das.

Flattr this

Samstag, 9. Januar 2010

Fehlstart

- oder Neustart? Das ist hier die Frage.

Ich habe das alte Jahr recht müde und kraftlos beendet. Viele Fragezeichen wogen schwer bis zur totalen Erschöpfung. Kein Wunder, dass diese Erschöpfung mich in den (allerdings sehr zauberhaften) Familienferien krank werden ließ. Im Schneegestöber fuhr ich kurz nach Neujahr wieder heim in die große Stadt, eine dicke Erkältung im Schlepptau. Im Zug schlief ich auf der einstündigen Fahrt mehrmals fast ein. In Hamburg schaffte ich es, kraftlos wie ich war, kaum, meinen Koffer die Treppe an der S-Bahn hoch zu schleppen (Rolltreppe kaputt). Zuhause sank ich erleichtert auf mein Sofa und blieb eine geschlagene Woche fast regungslos darauf liegen.

An den ersten Tagen tat ich nichts außer essen, schlafen und ruhen. Ich lag da, genoss die Stille, bekam meine verquollenen Augen fast nicht auf, hustete mir die Seele aus dem Leib, trank literweise Kräutertee mit Honig und machte - nichts. Der Computer blieb aus. Der Fernseher auch. Der CD-Player ebenfalls die meiste Zeit. Einmal legte ich das Rilke-Projekt auf. Dabei stellte ich fest, dass ich mir noch nie die Zeit genommen hatte, alle Texte wirklich richtig anzuhören. Ich stellte auch fest, dass es so gut wie nie vorkommt, dass ich still daliege, mich entspanne und selbst in meinem Kopf nicht viel los ist. Nichts arbeitete, ratterte, werkelte vor sich hin. Da war einfach nur eine angenehme, beruhigende Leere.

Gelegentlich schreckte ich auf und mich befiel Panik. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte doch energiegeladen ins neue Jahr starten, die Ärmel aufkrempeln, alle Baustellen gleichzeitig anpacken und möglichst schnell möglichst große Erfolge einfahren. Die Zeit drängt. Stattdessen lag ich da, spielte Sudoku, weil ich selbst zum Lesen keine Lust hatte, und stellte fest, dass der morgendliche Gang zum Arzt oder in die Apotheke zum Abenteuer wurde, von dem ich mich den restlichen Tag erholen musste. Arbeit, Geldverdienen, Karriere rückten in immer weitere Ferne. Ich fluchte leise (laut ging nicht, weil ich keine Stimme mehr hatte) über diesen katastrophalen Fehlstart.

Mittlerweile ist die erste Woche des Jahres rum, ich fühle mich immer noch völlig kraftlos und werde auch in der nächsten Woche sicher nicht voll durchstarten können. Mein Kopf hat seine betriebsame Arbeit allerdings wieder aufgenommen und stellt all die Fragezeichen, die ich schon zum Jahresende hatte, mit neuer Macht und neuem Gewicht in den Raum. Es sind neue Fragezeichen hinzu gekommen, die etwas Beklemmendes haben. Und doch schaffen sie es nicht, mich zu mehr Tempo anzutreiben. Es geht einfach nicht. Selbst die einfachsten Tätigkeiten fordern so viel Energie, dass für größere Arbeiten keine Kraft mehr vorhanden ist.

Ehrlich gesagt genieße ich diese Stille, dieses Nichtstun aber auch. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich nicht getrieben von Sehnsüchten, Lebensgier, existenziellen Ängsten, dieser ewig rastlosen Unruhe, die mich ständig etwas tun lässt, selbst dann, wenn ich gar nichts tue. Ich fürchte nicht, etwas zu verpassen, wenn ich mal tagelang keine Mails lese. Ich schiebe nicht in meinem Kopf sinnvolle und sinnlose Gedanken bis zur Erschöpfung hin und her. Nach jeder noch so kleinen Anstrengung mache ich eine Pause – ohne schlechtes Gewissen, ohne Blick auf die Uhr. Sollte mich diese Erkältung etwa so etwas wie Gelassenheit gelehrt haben? Das wäre ja mal was. Und so gesehen könnte ich diesem schleppenden Jahresbeginn sogar wirklich etwas Gutes abgewinnen.

In diesem Sinne ein gutes Jahr allen da draußen!

Flattr this

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Jahresendgedöns

Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man nichts tut. Und wie viel man doch tut, obwohl man eigentlich nichts tun will. Irgendwie gibt es noch eine Menge zu erledigen und zu bedenken, letzte Geschenke zu kaufen, Freunde ein letztes Mal im alten Jahr zu treffen, doch noch ein bisschen zu arbeiten, ein bisschen das neue Jahr zu planen, und einen allerletzten, raschen Blick auf das alte zu werfen, bevor man dann hinüber hüpft, nicht nur in ein neues Jahr, sondern gar in ein neues Jahrzehnt. Immerhin gibt es diesmal keine Weltuntergangsprophezeiungen wie vor zehn Jahren, mal abgesehen von einem gescheiterten Klimagipfel, der dem vielleicht doch recht nahe kommt, aber was haben wir anderes erwartet?

Ich lasse mich träge treiben zwischen all den letzten Dingen, den vielen Erinnerungen an Vergangenes und dem Blick nach vorne. Müde und erschöpft bin ich von einem bunten, bewegten Jahr voller Hochs und Tiefs, voller Hoffnungen und Träume, von denen einige vor allem auf den letzten Metern mit lautem Knall geplatzt sind. Aber ich versuche, die Enttäuschungen zu verdrängen und genieße stattdessen das Plantschen in dampfendem Wasser, während sich am samtigblauen Himmel über mir der Mond immer höher schiebt. Schwerelos treibe ich auf dem Rücken liegend dahin und vergesse alles, was war und was sein wird. Ich könnte ewig hier in diesem kleinen Sprudelbecken liegen, in dem es trotz der frostigen Außentemperatur warm und gemütlich ist, und mich ziellos von den sanften Bewegungen des Wassers mal hierhin, mal dorthin bringen lassen. Ist es nicht egal, wo wir landen, wenn der Weg so entspannend und schön ist?

In den nächsten Wochen werde ich meine Aktivitäten noch weiter runter fahren und auch nicht mehr online sein. Pause auf allen Kanälen. Rechner aus. Telefon aus. Ruhe. So lange und so konsequent hatte ich das ewig nicht mehr. Ob ich es durchhalten werde und wie es mir dabei geht, wird sich zeigen. Aber mein Bedürfnis, ständig verfügbar zu sein, ständig informiert zu sein, geht momentan gegen Null. Es gibt Wichtigeres. Vielleicht tut die Pause auch gut, um endlich mal wieder neue Ideen für gute Geschichten zu haben, um wieder erzählen zu können, schreiben zu können. Das fehlt mir. Und fehlt gleichzeitig nicht. Alles hat seine Zeit, und ich weiß, dass ich sprudeln werde wie ein kleiner Whirlpool, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Bis dahin träume und schlafe ich, esse und lese, schwimme und laufe. Leben eben.

Flattr this

Dienstag, 17. November 2009

Überbleibsel

Fotos gucken in familiärer Runde:
„Das da ist meine Schwägerin. Die lebt immer noch bei ihrer Mutter und versorgt sie.“ Schneller Blick in meine Richtung: „Die ist auch so eine Übriggebliebene - wie du.“
Übriggebliebene? Ich schaue entgeistert.
„Ich wohne aber nicht zuhause und pflege niemanden.“
„Nein.“ Der Blick bleibt ungerührt. „Aber das hätte dir auch gut passieren können.“

„Wann schaffst du dir endlich einen Hund an?“ drängelt das hundenärrische Kind. „Ich weiß nicht“, sage ich unbestimmt. „Beruflich ist alles bei mir so ungewiss. Wer weiß, ob ich dauerhaft zuhause arbeite. Vielleicht fange ich ja doch wieder irgendwo fest an. Dann ist der Hund den ganzen Tag alleine.“ „Ach was“, sagt das Kind energisch, „du bist doch schon so alt. Du kriegst sowieso keinen Job mehr.“

Das Überbleibsel, das keiner mehr will und braucht. Das höchstens noch nützlich ist, wenn alle anderen keine Zeit und Lust haben. Ist es so? Bin ich zu alt? Für alles? Gescheitert auf ganzer Linie? In früheren Zeiten würde ich immer noch „Fräulein“ heißen. Fräulein Feinstrick, die Übriggebliebene, die keinen Mann abbekommen hat und es beruflich auch nicht weit brachte. Die man anstandshalber mit in den Urlaub nimmt, damit sie nicht immer so alleine sein muss. Mit der man sich gerne bei Familienfeiern umgibt, weil sie immer so schöne Anekdoten aus ihrem bewegten Leben erzählen kann. Die aber ansonsten niemand richtig ernst nimmt. Schließlich ist sie durch sämtliche gesellschaftliche Raster hindurchgefallen. Kein Kerl. Keine Kinder. Keine Karriere. Hinter vorgehaltener Hand tuschelt man, sie sei auch finanziell bankrott, aber das wisse man nicht so genau. Man hoffe nur, sie nicht irgendwann mit durchfüttern zu müssen. Aber man werde natürlich gegebenenfalls seine Pflicht tun, das gehöre sich schließlich so.

Jetzt frage ich mich, ob ich mir eine andere Verwandtschaft suchen oder nachsichtig sein soll, weil ich es genauso machen würde, wenn ich an deren Stelle wäre. Einfach, weil ich nicht wüsste, wie sich dieses ganz andere Leben anfühlt, und mir nicht klar wäre, dass solche unbedachten Äußerungen wie feine Nadelstiche sind. Denn das, was den anderen lustig erscheint, empfindet Fräulein Feinstrick gelegentlich als tragisch. Das hingegen, was die anderen schlimm finden, genießt der Großstadt-Single Feinstrick in vollen Zügen. Ich weiß, es ist kompliziert.

Ich werde daher wohl einfach über das Geplapper hinwegsehen, ebenso über die Nadelstiche in meinem zarten Herzelein. Stattdessen werde ich jetzt ganz fest daran glauben, dass vielleicht nicht alles, aber doch einiges ganz wunderbar wird – irgendwann in naher Ferne. Ein Anfang ist bereits gemacht. Das spüre ich.

Flattr this

Gäste

Neugierig?

Klatsch und Tratsch

Danke und tschüss!
Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
feinstrick - 15. Mai, 21:06
Hat ja geklappt :)
Hat ja geklappt :)
steppenhund - 11. Feb, 22:02
Ja, ich erinnere mich...
Ja, ich erinnere mich gut daran. Ich mache mich mal...
feinstrick - 11. Feb, 20:08
Ich hab meine Statistik...
Ich hab meine Statistik ewig nicht angeschaut, aber...
feinstrick - 11. Feb, 20:08

Post an Frau Feinstrick

feinstrick bei googlemail com

Gezwitscher

Suche

 

Status

Online seit 6288 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Mai, 21:06

Hausordnung

Credits

Knallgrau New Media Solutions - Web Agentur f�r neue Medien

powered by Antville powered by Helma


Creative Commons License

xml version of this page (summary)

twoday.net AGB

blogoscoop


Arbeitszimmer
Badezimmer
Balkonien
Dachboden
Hausordnung
Hobbykeller
Kinderzimmer
Kleiderschrank
Küche
Schlafzimmer
Treppenhaus
Unterwegs
Wohnzimmer
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development