Reise ins Ich
Ein lautes, langanhaltendes Tuten reißt mich aus dem unruhigen und nicht sehr tiefen Schlaf. Vermutlich verlässt gerade ein Kreuzfahrtschiff den Hafen und bringt seine Passagiere hinaus in die Welt. Ich lausche dem Tuten, das immer leiser wird, lausche dem Rasen meines Herzens, meinem Atem. Hellwach bin ich auf einmal, und voller Panik. Ich wünschte, ich wäre auch auf so einem Schiff und könnte weit, weit weg fahren, mein ganzes Leben hinter mir lassen, und mich selbst am besten gleich mit. Ich glaube, im falschen Leben zu stecken, die falschen Dinge zu tun, die falschen Gefühle zu haben.
Die Existenzangst zerfrisst mich, die Einsamkeit lässt mich verzweifeln. Ich habe nur noch einen Gedanken: Ich schaffe das nicht! Ich schaffe es nicht, beruflich wieder Fuß zu fassen. Ich schaffe es nicht, mein Leben dauerhaft alleine zu bewältigen. Ich schaffe es nicht, all meine Alltagssorgen und -nöte ohne Unterstützung zu meistern. Raus möchte ich aus diesem Gefängnis aus Angst und Isolation. Aber da ist nirgendwo ein Ausgang. Ich drehe mich immer nur um mich selbst, bis ich völlig erschöpft bin. Das, was mir Spaß macht, was mich glücklich macht, kann ich nicht tun, weil meine ganze Kraft ins Geldverdienen geht. Und trotzdem komme ich kaum über die Runden. Am Ende einer harten Arbeitswoche bleibt keine Energie mehr für Freunde, für Lachen, für Liebe. Das ist es, was mich besonders schmerzt. Früher bin ich wenigstens viel ausgegangen - Kultur, Partys, Dates, hübsche und weniger hübsche Affären, ich fühlte mich lebendig, begehrt und geliebt. Das ist lange vorbei. Heute komme ich mir wie so ein altes Weib vor, das niemand mehr haben will, dem kein Mann mehr hinterher schaut. Manchmal fühle ich mich selbst schon nicht mehr als Frau, sondern mehr wie so eine Art Neutrum, ein Wesen jenseits von allem Lebendigen. Ich denke kaum darüber nach, was ich anziehe und laufe in uralten Jeans und Turnschuhen rum. Egal. Sieht mich doch eh keiner. Für die meisten Jobs bin ich zu alt. Für die Singlebörsen auch. Frauen in meinem Alter gelten dort als schwer vermittelbar. Ich hab's gemerkt und mich wieder abgemeldet.
Was nun? Tränen schießen mir in die Augen und ich bemitleide mich eine Weile selbst, suhle mich in diesem grauenvoll schmerzhaften Einsamkeitsgefühl und der Verzweiflung über mein permanentes Scheitern. Es ist einfach bitter, dass sich gewisse Dinge nie ändern, von Jahr zu Jahr gleich bleiben. Es tut weh, zu sehen, wie Paare miteinander reifen und wachsen, während ich meine einsamen Kämpfe ausfechte, als sei ich immer noch 25. Auch der berufliche Erfolg anderer schmerzt, und verzweifelt frage ich mich, was an mir so verkehrt ist, warum alles schief läuft und ich schon mein halbes Leben lang auf der Stellte trete.
Draußen ist es still geworden. Das Kreuzfahrtschiff erreicht vermutlich bald die Nordsee und erobert die Weiten des Meeres. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und hoffe, die finsteren Dämonen schnell wieder zu vertreiben. Ich kann es mir nicht leisten, lange schwach zu sein. Wer Single ist und noch dazu selbständig, darf keine Angst haben, sonst geht er unter. Das Problem ist nur: Ich war mein Leben lang ein riesengroßer Angsthase. Darum klappt ja bei mir auch vieles nicht so leicht und so schnell wie bei anderen Leuten. Darum habe ich oft Albträume und Rückenschmerzen und kriege gelegentlich nächtliche Panikanfälle. Trotzdem mache ich weiter. Was bleibt mir auch anderes übrig?
Die Existenzangst zerfrisst mich, die Einsamkeit lässt mich verzweifeln. Ich habe nur noch einen Gedanken: Ich schaffe das nicht! Ich schaffe es nicht, beruflich wieder Fuß zu fassen. Ich schaffe es nicht, mein Leben dauerhaft alleine zu bewältigen. Ich schaffe es nicht, all meine Alltagssorgen und -nöte ohne Unterstützung zu meistern. Raus möchte ich aus diesem Gefängnis aus Angst und Isolation. Aber da ist nirgendwo ein Ausgang. Ich drehe mich immer nur um mich selbst, bis ich völlig erschöpft bin. Das, was mir Spaß macht, was mich glücklich macht, kann ich nicht tun, weil meine ganze Kraft ins Geldverdienen geht. Und trotzdem komme ich kaum über die Runden. Am Ende einer harten Arbeitswoche bleibt keine Energie mehr für Freunde, für Lachen, für Liebe. Das ist es, was mich besonders schmerzt. Früher bin ich wenigstens viel ausgegangen - Kultur, Partys, Dates, hübsche und weniger hübsche Affären, ich fühlte mich lebendig, begehrt und geliebt. Das ist lange vorbei. Heute komme ich mir wie so ein altes Weib vor, das niemand mehr haben will, dem kein Mann mehr hinterher schaut. Manchmal fühle ich mich selbst schon nicht mehr als Frau, sondern mehr wie so eine Art Neutrum, ein Wesen jenseits von allem Lebendigen. Ich denke kaum darüber nach, was ich anziehe und laufe in uralten Jeans und Turnschuhen rum. Egal. Sieht mich doch eh keiner. Für die meisten Jobs bin ich zu alt. Für die Singlebörsen auch. Frauen in meinem Alter gelten dort als schwer vermittelbar. Ich hab's gemerkt und mich wieder abgemeldet.
Was nun? Tränen schießen mir in die Augen und ich bemitleide mich eine Weile selbst, suhle mich in diesem grauenvoll schmerzhaften Einsamkeitsgefühl und der Verzweiflung über mein permanentes Scheitern. Es ist einfach bitter, dass sich gewisse Dinge nie ändern, von Jahr zu Jahr gleich bleiben. Es tut weh, zu sehen, wie Paare miteinander reifen und wachsen, während ich meine einsamen Kämpfe ausfechte, als sei ich immer noch 25. Auch der berufliche Erfolg anderer schmerzt, und verzweifelt frage ich mich, was an mir so verkehrt ist, warum alles schief läuft und ich schon mein halbes Leben lang auf der Stellte trete.
Draußen ist es still geworden. Das Kreuzfahrtschiff erreicht vermutlich bald die Nordsee und erobert die Weiten des Meeres. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und hoffe, die finsteren Dämonen schnell wieder zu vertreiben. Ich kann es mir nicht leisten, lange schwach zu sein. Wer Single ist und noch dazu selbständig, darf keine Angst haben, sonst geht er unter. Das Problem ist nur: Ich war mein Leben lang ein riesengroßer Angsthase. Darum klappt ja bei mir auch vieles nicht so leicht und so schnell wie bei anderen Leuten. Darum habe ich oft Albträume und Rückenschmerzen und kriege gelegentlich nächtliche Panikanfälle. Trotzdem mache ich weiter. Was bleibt mir auch anderes übrig?
Schlafzimmer - feinstrick - 26. Sep, 01:35
7 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
rosmarin (Gast) - 26. Sep, 11:41
ach so ein jammertal..... ist schlimm.
ich geh schnell eine taschenlampe suchen, die schicke ich ihnen dann, damit sie nächtens den ausgang aus dem tal wieder finden.
*umärmel*
ich geh schnell eine taschenlampe suchen, die schicke ich ihnen dann, damit sie nächtens den ausgang aus dem tal wieder finden.
*umärmel*
feinstrick - 26. Sep, 13:25
Ach, das ist eine feine Idee und ein schöner Trost! *seufz
giardino (Gast) - 26. Sep, 18:43
Das Verflixte an solchenTagen ist ja, dass man gerade dann es nicht gut vermag, sich selbst Gutes zu tun oder besser noch sich zu Freunden einzuladen und sich z. B. bei einer Kanne Tee und Gesprächen oder anderen Dingen wie gemeinsamen Spaziergängen, Kochen oder so auf andere Gedanken bringen zu lassen... Fühl dich gedrückt.
feinstrick - 26. Sep, 18:57
Das stimmt leider! Ich bin von dieser schlaflosen Depri-Nacht und einer insgesamt sehr stressigen Woche so alle, dass ich heute gar nichts zuwege bringe. Selbst ein Telefonat mit meiner Schwester verlief eher mühsam. Keine Ahnung, wo ich da den Schwung für die neue, nicht minder stressige Woche hernehmen soll. Hmpf.
romeomikezulu - 26. Sep, 21:55
Selbständig und single.
Auf über-Hochtouren getrieben und doch immer irgendwie in der Angst, ab nächste Woche zu verhungern.
Das Gefühl, im falschen Leben zu rotieren, aber sich niemals und nirgends eine Schwäche zu zeigen erlauben.
Hey, woher kenn ich das - ach ja: Das war ja mal ICH.
Es gibt einen Weg aus dem Hamsterrad, allein - zeigen kann ihn Dir Keiner.
Den musst und wirst Du selbst finden, aber was ich sagen kann, ist, dass sich nach und nach dei Dinge zum Guten wenden, beginnt man erstmal mit EINER Änderung.
In meinem Fall war das der selbständige Job, der als Erstes geändert wurde.
Ich kann (hier) nicht sagen, dass (wie) ich ihn ganz freiwillig aufgegeben hätte.
(Aber wenn Du bereit bist, ein Bisschen was an Lesezeit zu investieren, dann könntest Du zum Ergebnis kommen, dass die Ausgangslage bei mir mit einiger Wahrscheinlichkeit schlechter war als Deine jetzige).
Aber der Punkt hinter all dem ist der:
Der Weg zum begehrt werden / geliebt werden führt über die eigene Attraktivität auf Andere.
Der Weg zur eigenen Attraktivität führt über die eigene Zufriedenheit, Reinheit mit sich selbst sein.
Der Weg zur Zufriedenheit/Reinheit mit sich selbst führt über die Veränderung all der Dinge, die Dich unzufrieden und unglücklich machen.
Und WAS davon Du als Erstes aus Deinem Leben ausmistest, bleibt Dir überlassen.
Aber die Dominosteine fallen dann nach und nach von selber um.
"Close your eyes - look into the dream:
Winds of change will winds of fortune bring"
Auf über-Hochtouren getrieben und doch immer irgendwie in der Angst, ab nächste Woche zu verhungern.
Das Gefühl, im falschen Leben zu rotieren, aber sich niemals und nirgends eine Schwäche zu zeigen erlauben.
Hey, woher kenn ich das - ach ja: Das war ja mal ICH.
Es gibt einen Weg aus dem Hamsterrad, allein - zeigen kann ihn Dir Keiner.
Den musst und wirst Du selbst finden, aber was ich sagen kann, ist, dass sich nach und nach dei Dinge zum Guten wenden, beginnt man erstmal mit EINER Änderung.
In meinem Fall war das der selbständige Job, der als Erstes geändert wurde.
Ich kann (hier) nicht sagen, dass (wie) ich ihn ganz freiwillig aufgegeben hätte.
(Aber wenn Du bereit bist, ein Bisschen was an Lesezeit zu investieren, dann könntest Du zum Ergebnis kommen, dass die Ausgangslage bei mir mit einiger Wahrscheinlichkeit schlechter war als Deine jetzige).
Aber der Punkt hinter all dem ist der:
Der Weg zum begehrt werden / geliebt werden führt über die eigene Attraktivität auf Andere.
Der Weg zur eigenen Attraktivität führt über die eigene Zufriedenheit, Reinheit mit sich selbst sein.
Der Weg zur Zufriedenheit/Reinheit mit sich selbst führt über die Veränderung all der Dinge, die Dich unzufrieden und unglücklich machen.
Und WAS davon Du als Erstes aus Deinem Leben ausmistest, bleibt Dir überlassen.
Aber die Dominosteine fallen dann nach und nach von selber um.
"Close your eyes - look into the dream:
Winds of change will winds of fortune bring"
feinstrick - 26. Sep, 22:22
Es ist immer leichter, die Dinge zu überblicken, wenn man das alles schon hinter sich hat, bzw. von außen auf den Schlamassel anderer schaut.
Ich habe bereits einen Job aufgegeben - keinen guten, aber einen sicheren. Den Schritt bereue ich bis heute nicht - selbst in solchen schlaflosen Nächten wie der vergangenen nicht. Denn ich spüre, dass seitdem viel in Bewegung gekommen ist und ich mich vorwärts bewege. Ein halber Dominostein ist also schon gekippt. Aber die anderen purzeln leider nicht hinterher, stecken fest und werfen mich immer wieder zurück. Das ist es, was mir Mühe macht.
Ich habe bereits einen Job aufgegeben - keinen guten, aber einen sicheren. Den Schritt bereue ich bis heute nicht - selbst in solchen schlaflosen Nächten wie der vergangenen nicht. Denn ich spüre, dass seitdem viel in Bewegung gekommen ist und ich mich vorwärts bewege. Ein halber Dominostein ist also schon gekippt. Aber die anderen purzeln leider nicht hinterher, stecken fest und werfen mich immer wieder zurück. Das ist es, was mir Mühe macht.
romeomikezulu - 30. Sep, 18:15
Dann gib den anderen Steinen noch etwas Zeit - Sie müssen ja erst begreifen, dass sie zu fallen haben...;-)
Nur Mut, Du packst das schon, die Dinge werden sich alle zu Deinem Wohle fügen.
Versprochen.
Nur Mut, Du packst das schon, die Dinge werden sich alle zu Deinem Wohle fügen.
Versprochen.
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