Mittwoch, 31. Oktober 2012

Süßes und Saures

An meiner Tür klingelt es. Ich verkrieche mich und öffne nicht – ein wenig mit schlechtem Gewissen, ein wenig genervt. „Süßes oder Saures“ ist so dämlich, dass ich mich nicht damit anfreunden kann, ich blöde Spielverderberin. Früher, da haben wir an diesem Tag Reformationslieder geschmettert. Ob das besser war, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber es hatte zumindest einen Sinn.

Dabei bin ich alles andere als schlecht gelaunt, nur ein wenig müde. Mein Leben ist voll im Moment, und bunt. Es passiert viel Süßes. Das jüngste Kind in meiner Familie ist da. Und ich, die ich im Vorwege überhaupt kein Interesse an diesem Neuzugang hatte, bin natürlich hingerissen und total verliebt in das niedliche Fräulein. Genauso wie die großen Geschwister, die sich regelrecht darum prügeln, wer die Kleine im Arm halten darf. Außerdem habe ich ein Herzensprojekt in die Welt gebracht, das nun laufen lernen muss. Ich bin sehr, sehr glücklich darüber. Genauso wie über intensive Freundschaften, die ich zurzeit mit besonders großer Innigkeit pflege.

Das, was mir sauer aufstößt, wird davon regelrecht überdeckt. Es ist der ewige Überlebenskampf, den ich momentan erstaunlich gelassen nehme, genauso wie Enttäuschungen, Ablehnung, Absagen. Und auch mein Herzweh hält sich in Grenzen. Vielmehr begreife ich immer mehr, dass es andere Dinge sind, auf die es ankommt. Fürs Bloggen bleibt da wenig Zeit, obwohl ich ständig online bin. Aber andere Projekte haben momentan Vorrang. Das ist irgendwie schade, und manchmal träume ich davon, den ganzen Tag nichts anderes zu machen als schreiben, schreiben, schreiben. Eines Tages werde ich das auch tun. Ich glaube, das ist ein schönes Fernziel. Bis dahin mache ich gelegentlich auch mal wieder die Tür auf und verteile Süßes. Ich bin ja gar nicht so.

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jonna (Gast) - 2. Nov, 14:09

Ja, meine Kinder standen auch vor Türen, die sich nicht öffneten. Meistens machten sich die Spielverderber nicht mal die Mühe, so zu tun, als wären sie nicht daheim...
Die Kinder freuen sich ein Jahr lang darauf, im Dunkeln (!) um die Häuser zu ziehen - und die Nachbarn (denn die Kinder laufen IMMMER nur in den Nachbarstraßen, ALLE, die bei mir klingelten, waren aus der - weiteren - Nachbarschaft) tun, als ob sie einen Monat langer hungern müssten, wenn sie eine Hand voll Gummibärchen an strahlende Kinder verteilen...
Nein, Reformationslieder singen ist nicht besser als Nachbarskindern für ein paar Cent Freude zu schenken - gelbte Nächstenliebe - gelebtes Christsein?
Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche - Gustav Mahler

kid37 - 2. Nov, 15:25

Keine Sorge, Ihre Kinder werden vermutlich noch oft genug im Dunkeln (!) um die Häuser ziehen. Zu Ihrem Verdruß. Hier haben die auch nichts bekommen, man muß nicht jede Modewelle unterstützen, die mit der ursprünglichen Idee weniger und weniger zu tun hat.

(Ich frage mich auch, was diese "Laternenumzüge" hier in Norddeutschland zu bedeuten haben, die von irgendwelchen Parteien oder Vereinen veranstaltet werden, aber keinen Bezug zu St. Martin haben. Aber in Hamburg feiert man Karneval ja auch notorisch erst nach Aschermittwoch.)
feinstrick - 2. Nov, 15:48

Danke, Herr Kid, für Ihre passenden Worte. Ich hätte es nicht halb so gut auf den Punkt bringen können. Die Folgen dieser seltsamen Modewelle und des im Dunkeln (!) Herumgeisterns sind im Übrigen hier im Viertel weniger strahlende Kinderaugen als vielmehr dauerhaft mit Dichtungsschaum "verzierte" Autos, Fahrräder und Hauswände. Auf derartige "Traditionen" kann ich gern verzichten.
testsiegerin - 2. Nov, 19:37

das klingt ja im großen und ganzen eher süß als sauer.
glückwunsch zur neuen erdenbürgerin. in meiner freundschaft ist auch eins geschlüpft und ich bin auch ganz verliebt in die kleine.

übrigens: https://www.youtube.com/watch?v=_YQpbzQ6gzs

jonna (Gast) - 3. Nov, 03:28

Von den Kindern, die hier klingelten, war keines mit Bauschaum unterwegs. Die waren in einem Alter, wo man nicht einmal weiß, dass es so etwas gibt. Randale ist Mist, Leute, die sich irgendeinen Zeitpunkt dafür aussuchen, wird es immer geben, ob am 1. Mai, bei Fußballspielen oder ähnlichem. Doch niemand kommt auf die Idee zu sagen, dass es nicht sinnloseres gibt, als wenn ganze Polizeiarmeen eingesetzt werden müssen, wenn 22 Männer 90 Minuten einem Ball hinterher laufen und dabei eine Hand voll Halbgescheite den Anlass zu einer riesigen Prügelei nutzen. Wie gesagt, die Kinder, weder meine noch die der Nachbarschaft, zogen weder mit Bauschaum noch mit Eiern sondern mit Kostümen und Sammeltüten durch die Gegend.
Nichtsdestotrotz Glückwunsch zum neuen Erdenbürger - und auf dass er mal nicht an Halloween bei den Nachbarn klingeln will (und vorallem keinen Bauschaum dabei hat!)

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