Arbeitszimmer

Mittwoch, 7. Mai 2008

Vorwärts

Ich mache mich demnächst selbstständig. Es gibt Leute, die trauen mir das überhaupt nicht zu. Das verunsichert und ärgert mich sehr, doch ich verstehe diese Leute auch, denn ich traue mir diesen Schritt ja selbst kaum zu und zeige das auch deutlich. Eigentlich bin ich doch eher das graue Mäuschen, das sich lieber in seiner gemütlichen Höhle verkriecht, statt hinaus in die fremde, bedrohliche Welt zu gehen. Aber ab sofort muss ich die Diva mimen, die gerne im Rampenlicht steht, auf dem roten Teppich auf und ab stolziert und sich von der ganzen Welt bewundern lässt. Das ist wahrhaftig alles andere als meine Lieblingsrolle. Wie ich es schaffen kann, sie überzeugend zu spielen, weiß ich noch nicht. Wie ich all meine Ängste und Unsicherheiten überwinden soll, weiß ich auch noch nicht. Wie ich es hinkriege, genug Geld zum Leben zu verdienen? Keine Ahnung.

Und doch fühlt sich dieser Schritt richtig an, spüre ich große Lust darauf, vorwärts zu gehen, meinen Talenten endlich mehr Raum zu geben, unabhängiger als bisher zu leben. Ich bin unendlich erleichtert, dass ich meinen alten Job los bin und fühle mich wie befreit bei der Vorstellung, jeder Art von neurotischem, narzisstischem, kurzsichtigem, arrogantem, ignorantem Chef fürs Erste aus dem Weg gehen zu können. Gut, ich muss auch in Zukunft mit solchen Menschen klarkommen, aber dann sind sie nicht mehr meine Chefs und ich kann ihnen mit einer deutlich entspannteren Haltung gegenüber treten.

Ich fliege mit großem Zittern und viel Bauchweh los. Der Start verläuft sehr, sehr langsam, weil ich noch nicht so recht glauben kann, dass mich meine Flügel tragen. Und die erste, große Bauchlandung scheint auch schon vorprogrammiert zu sein. Oh weh, oh weh.
„Echte Unternehmerinnen glauben an sich selbst“, schrieb mir neulich jemand. Stimmt. Und ich will ja eine echte Unternehmerin sein, will zumindest so tun, als sei ich eine Diva. Darum beiße ich die Zähne zusammen und gehe weiter – in Minischritten zwar, aber die Richtung ist klar. Und nur darauf kommt es an.

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Mittwoch, 2. April 2008

Vom Träumen

Ich habe mein Leben lang davon geträumt, Schriftstellerin zu werden. Ich stellte mir vor, wie ich mir eine Geschichte nach der nächsten ausdenke, wie ich auf der Buchmesse Interviews gebe und in den Feuilletons der großen Zeitungen Rezensionen zu meinen eigenen Werken lese. Ich sah mich morgens schon in aller Frühe im Bett schreiben, wie Astrid Lindgren, die ich sehr verehrte, mit Blick auf die wunderschöne, unberührte Natur vor dem Fenster. Oder in Cafés wie die Pariser Bohème. Oder auf Reisen. Den Beruf der Schriftstellerin setzte ich gleich mit Unabhängigkeit und Freiheit. Und danach sehnte ich mich mein Leben lang.

Seltsamerweise habe ich aber nie etwas unternommen, um diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Im Gegenteil. Ich schrieb hier und da mal eine Kurzgeschichte oder ein paar Gedichte, alles schön und nett, aber nicht wirklich gut. Ich gab die Sachen kaum jemandem zu lesen, weil ich fürchtete, nicht verstanden oder zu sehr kritisiert zu werden. Und so unternahm ich auch praktisch keinen Versuch, meine Texte zu veröffentlichen. Wer würde so was schon drucken wollen? Allerdings machte ich mir auch nicht die Mühe, an meinem Stil zu arbeiten, zu lernen, mich weiter zu entwickeln. Genau genommen fand ich Schreiben schrecklich anstrengend. Nur Träumen, das war prima, weil es so wunderbar leicht war. Und so träumte ich weiter von der großen Schriftstellerkarriere, während ich im echten Leben alles tat, nur nicht schreiben.

Dann entdeckte ich das Internet und die Möglichkeit, ganz schnell und unkompliziert meine Texte zu veröffentlichen. Zum ersten Mal traute ich mich, verborgen hinter meiner echten Person, meine Texte zur Diskussion zu stellen. Ich war überrascht über den wohlwollenden Beifall einiger Leser, die mein erstes, echtes Publikum waren. Angespornt davon begann ich regelmäßiger zu schreiben. Und ich experimentierte mit Form und Inhalt meiner Texte. Plötzlich wurde das Schreiben zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Lebens.

Aber das Internet verunsicherte mich auch: Hier sah ich auf einmal so viele andere Menschen, die „ganz nebenbei“ schrieben, und zwar verdammt gut schrieben, viel besser als ich. Sie waren fantasievoller, origineller, sprachlich gewandter und vor allem viel, viel produktiver als ich. Gegen diese starke Konkurrenz hatte ich kaum eine Chance. Dennoch hielt ich tapfer an meinen eigenen Schreibprojekten fest, lernte dazu, wurde vielleicht sogar ein bisschen besser und schrieb nebenbei einen ganzen Roman zusammen. Kaum jemand hat ihn bisher gelesen, und vermutlich wird sich daran so schnell auch nichts ändern. Trotz mehrmaliger Nachfrage lag er ewig auf dem Schreibtisch einer Agentur herum. Dem Lektor gefiel meine Geschichte nicht, aber er machte sich nicht einmal die Mühe, mir das auch mitzuteilen. Erst als ich ihn erneut ansprach, gab er zu, mich vergessen zu haben. Das ärgerte mich sehr, und auf einmal wachte ich auf. Der kleine Höhenflug, auf dem ich mich in den letzten Jahren befunden hatte, endete zusammen mit meinen lebenslangen Träumen vom Leben der unabhängigen Schriftstellerin.

Ich fragte mich auf einmal ganz nüchtern, warum ich eigentlich nie etwas unternommen habe, um meinen Traum zu leben. Was hat mich daran gehindert, von Verlag zu Verlag zu wandern? Warum bin ich oft so unkreativ und lustlos und schreibe manchmal jahrelang keinen nennenswert guten Satz? Warum schaue ich neidisch auf Leute, die es geschafft haben, statt selber aktiv zu werden? Eine befriedigende Antwort darauf habe ich ehrlich gesagt bis jetzt noch nicht gefunden.

Es ist nicht nur die Angst vor dieser Maschinerie, in die man sich als Autor begibt. In jedem Job hat man Zwänge und muss sich behaupten und beweisen. Und ich wusste eigentlich auch schon lange, dass mein romantisch verklärtes Bild von der Schriftstellerei nichts mit der Realität zu tun hat. Es mag einzelne Autoren geben, die das Glück haben, genau so zu leben, wie ich es mir erträumte. Aber sie sind entweder begnadete Talente oder haben sehr starke Ellbogen und ein noch stärkeres Ego, das sich selbst vom dämlichsten Lektor nicht erschüttern lässt. Für die meisten Schriftsteller aber bedeutet Schreiben sehr, sehr harte Arbeit, einen fast aussichtslosen Konkurrenzkampf und am Ende eine Entlohnung, die der Mühe kaum wert ist. Vielleicht habe ich ja nie an meinem Erfolg gearbeitet, weil ich auch nicht ernsthaft an ihn geglaubt habe. So hat mir jener Lektor neulich eigentlich nur bestätigt, was ich schon immer selber fand: Dass ich zwar nicht schlecht schreibe, mir aber das gewisse Etwas fehlt und ich auch nicht in der Lage bin, mir wirklich gute Geschichten auszudenken. Im Grunde genommen erzähle ich immer nur mein eigenes Leben, meine eigenen Träume und Sehnsüchte, mein ganz persönliches Scheitern. Aber das ist auf Dauer selbst mir zu mühsam und zu frustrierend.

Ich werde daher jetzt das tun, was ich schon immer getan habe: Mein Leben mit allem Möglichen verbringen, nur nicht als Schriftstellerin. Schreiben werde ich trotzdem weiter, denn irgendwie ist das ein Teil von mir, ein Stück meiner Seele. Vielleicht liegt das Problem auch genau darin, dass ich mit meinen Texten immer auch meine Seele verkaufen würde. Doch um das tun zu können, fehlt mir die professionelle Haltung eines Schriftstellers, der vor allem für Geld schreibt und nicht, weil die Aneinanderreihung von Worten die vollkommenste Ausdrucksmöglichkeit ist, die er für sich selber gefunden hat.

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Mittwoch, 26. März 2008

Vom Bloggen

Andernorts wie hier und hier wird darüber nachgedacht, ob man überhaupt noch eine Kommentarfunktion beim Bloggen braucht. Ich kann solche Diskussionen nicht nachvollziehen.

Ich blogge seit über viereinhalb Jahren. Dabei habe ich zweimal den Provider und viermal die Identität gewechselt. Das hat mich leider immer viele Leser gekostet, war aber in dem Moment für mich absolut richtig und notwendig. Ich habe beim Bloggen sehr nette Menschen kennen gelernt. Einige von ihnen sind auch und gerade im realen Leben gute Freunde für mich geworden. Zweimal habe ich mich in andere Blogger verliebt – erst virtuell, dann real. Einmal war ich als Zuhörerin bei einer Bloglesung, und einmal habe ich selber bei einer Lesung mitgemacht.

Ich behaupte mal, dass all dies nicht möglich gewesen wäre, wenn es in meinem Blog keine Kommentarfunktion geben würde, sondern Leser mir lediglich per Mail mitteilen könnten, ob ihnen gefällt, was ich da von mir gebe. Gerade der offene Dialog macht das Bloggen für mich so reizvoll. Denn mal ganz ehrlich: Niemand bloggt „nur für sich“. Dann könnte man auch ein Tagebuch schreiben, das man in seinem Nachttisch verwahrt. Eigentlich sind wir Blogger doch alle kleine Exhibitionisten. Wir möchten, dass die Leute uns anerkennend auf die Schulter klopfen, weil wir irgendetwas Großes geleistet, geschrieben oder auch nur laut gedacht haben. Wir möchten, dass sie mit uns lachen und weinen, dass sie zu virtuellen Freunden werden, mit denen man sich gerne einen frechen Schlagabtausch liefert. Ich möchte das jedenfalls.

Gewiss, manchmal gibt es extrem nervige Kommentare. Da wollen mich Menschen belehren und mir Ratschläge erteilen, die gar nichts über mich wissen. Oder radikale Weltanschauungen durch mein Blog weiter tragen. Oder sich einfach nur wichtig machen. Aber das kommt nicht oft vor. Noch seltener sind Beschimpfungen und Beleidigungen. Das mag daran liegen, dass ich selbst in meinen besten Zeiten nicht mehr als durchschnittlich 150 Leser pro Tag hatte, also wohl wirklich nur die Leute angelockt habe, die gerne bei mir lesen und die mir nicht groupie-mäßig hinterher rennen, weil ich ein prominenter A-Blogger bin, vor dem man sich ständig profilieren will. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich selber immer um einen höflichen Umgangston bemühe, sowohl als Autorin als auch als Kommentatorin.

Mein neues Blog wird kaum wahrgenommen. Bis auf drei, vier Freunde liest hier fast niemand mit. Das liegt sicher auch daran, dass ich selbst nur noch wenig in anderen Blogs lese und kommentiere. Ich gebe jedoch zu, dass mir die Kommentare unter den Texten bisweilen fehlen. Ich stehe gerne im Dialog mit meinen Lesern und habe Spaß daran, sie dadurch ein Stückchen kennen zu lernen. Nur so konnte ich hier überhaupt Freundschaften schließen. Zugegeben, nicht jeder kann so "unterhaltsam, eloquent und geistreich" kommentieren, wie Herr Paulsen es fordert. Ich kann nicht mal so bloggen. Aber mal ehrlich: Wer ist denn im realen Leben immer und überall geistreich und unterhaltsam? Eben. Warum also sollte man beim Bloggen andere Maßstäbe ansetzen? Ein gesundes Mittelmaß ist ganz okay. Denn so wichtig ist diese ganze Bloggerei am Ende ja wirklich nicht.

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Mittwoch, 20. Februar 2008

Wahl-o-mat

Wer noch nicht weiß, für welche Partei er sich am Sonntag bei der Hamburger Bürgerschaftswahl entscheiden soll, der kann das im Wahl-o-mat heraus finden. Eine prima Erfindung!

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Sonntag, 10. Februar 2008

Alles macht einen Sinn

Dieser unangenehme Husten hat mich drei Wochen lang komplett lahm gelegt. Er hat mir nachts den Schlaf geraubt und mich tagsüber an der Kommunikation mit anderen Menschen gehindert, weil ich beim Sprechen immer besonders schlimme Hustenanfälle bekommen habe. Beim Einkaufen kollabierte ich beinahe zweimal in einem Laden und zweimal auf der Straße, weil ich vor lauter Husten keine Luft mehr bekam. Mir rannen die Tränen aus den Augen, während die anderen Leute mich entsetzt anstarrten und sich vermutlich fragten, welche hochansteckenden Bazillen ich denn wohl grade in die Menge schleuderte.

Folglich gestaltete sich mein Leben recht still. Ich verabredete mich nicht, telefonierte auch nicht, ging weder zum Sport noch einkaufen. Den größten Teil des Tages hockte ich auf meinem Sofa, fühlte mich zunehmend erschöpfter und elender und ließ mich am Ende nur noch vom Fernsehprogramm berieseln, das vor allem tagsüber so gar nicht unterhaltsam ist. Und nur, weil ich mich so langweilte, fing ich irgendwann an, dieses Blog zu basteln und es dann auch gleich sehr regelmäßig zu bestücken.

Man kann also sagen, dass ich ohne diesen verdammten Husten wohl nicht mehr mit der Bloggerei angefangen hätte, denn ehrlich gesagt war das alles in den letzten Monaten sehr weit weg für mich. Ich habe auch nur noch zwei, drei Blogs regelmäßig gelesen, alles andere hatte irgendwie keine Bedeutung mehr. Ob sich das wieder ändern wird, weiß ich noch nicht. Der Husten ist so plötzlich verschwunden, wie er mich befiel. Seit drei Tagen geht es jedenfalls aufwärts mit mir und ich kehre zurück ins Leben. Ich hoffe, dass dadurch im Gegenzug dieses Blog nicht wieder stirbt, bevor es überhaupt richtig zum Leben kam, denn leider hat nicht nur das Bloggen, sondern das Schreiben generell in der letzten Zeit keine Rolle in meinem Leben gespielt. Aber eigentlich war es für mich immer ein gutes Pflichtprogramm, regelmäßig zu bloggen, denn das hält meine Kreativität in Schwung. Und da ich unbedingt wieder mehr schreiben will, ist dieses Blog ein wirklich guter Anfang und zwingt mich vielleicht tatsächlich zu meinen regelmäßigen kleinen und größeren Fingerübungen. Wäre eigentlich echt schön.

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Dienstag, 5. Februar 2008

Copyright

Wenn ich das hier lese und sehe, dann kriege ich ja schon wieder zuviel. Ideenklau ist im Internet sehr weit verbreitet, weil er so unglaublich leicht zu vollziehen ist. Ein Mausklick und schon hat man den Text oder das Bild auf der eigenen Festplatte, schreibt schwuppdiwupp seinen Namen drunter und wird binnen Sekunden zum genialsten Autor, großartigsten Fotografen oder was auch immer. In seiner Genialität übersieht man dann nur, dass gerade im Internet derartige "Geniestreiche" leicht entdeckt werden können.

Wenn es nach mir ginge, dann dürfte es für derartige Vergehen ruhig drastische Strafen geben. Der Diebstahl von geistigem Eigentum, von kreativen Prozessen und handwerklichen Fähigkeiten ist kein Kavaliersdelikt, sondern schadet anderen Menschen - vor allem jenen, die mühsam von ihren eigenen, kleinen Produktionen zu leben versuchen.

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Danke und tschüss!
Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
feinstrick - 15. Mai, 21:06
Hat ja geklappt :)
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steppenhund - 11. Feb, 22:02
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Ja, ich erinnere mich gut daran. Ich mache mich mal...
feinstrick - 11. Feb, 20:08
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Ich hab meine Statistik ewig nicht angeschaut, aber...
feinstrick - 11. Feb, 20:08

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