Schwindeleien
Frau Rosmarin hat gemeckert: Ich solle mich mal locker machen und endlich wieder mehr bloggen. Ach, sie hat so recht, die Gute. Es ist hier wahrlich etwas langweilig geworden. Vielleicht liegt das daran, dass mein ganzes Leben im Moment langweilig ist. Es plätschert so vor sich hin, ohne nennenswerte Höhen und Tiefen und abenteuerliche Pirouetten.
Stattdessen dreht sich alles im Kreis. Mein linkes Gleichgewichtsorgan streikte viele Wochen lang und ich hatte von morgens bis abends das Gefühl, ein bis zwei Bier zu viel intus zu haben. Koordination und Kommunikation wurden zu einer echten Herausforderung, an Arbeit war kaum zu denken (zumal ich endlose Stunden in Wartezimmern von Ärzten und Therapeuten verbrachte), und abends fiel ich völlig erschöpft ins Bett und schlief wie ein Stein. Das war immerhin der schöne Nebeneffekt an der Sache: Schon lange habe ich nicht mehr so gut geschlafen wie in dieser Zeit. Ansonsten kann ich nur sagen: Komplett überflüssig, muss niemand erlebt haben (ganz besonders nicht den Schwindeltest beim HNO-Arzt – ich habe zum ersten Mal in meinem Leben in einem Behandlungszimmer vor Entsetzen aufgeschrien). Mittlerweile ist alles wieder im Lot, auch ohne die Kortisontabletten, die mir eine übereifrige Ärztin ohne klare Diagnose verschrieb, und die ich augenblicklich in die hinterste Schublade pfefferte. Da gehen sie hin, meine Krankenkassenbeiträge. Überhaupt: Drei Ärzte machten sich nicht die Mühe, herauszufinden, woher der Schwindel kommen könnte, bzw. sie hatten keine Ideen. Erst eine Physiotherapeutin hatte den richtigen Riecher (und bestätigte damit meinen eigenen Verdacht) und ergriff die richtigen Maßnahmen.
Zweiter Schwindel, in jeder Hinsicht: Meine neue Gleitsichtbrille. Ich habe mir im Vorfeld eine Million Horrorgeschichten und eine Handvoll Erfolgsberichte über Gleitsichtbrillen angehört. Da mir jedoch drei Optiker in drei verschiedenen Läden nachdrücklich dazu rieten, ließ ich mich schließlich darauf ein und gab ein Vermögen aus. Leider sehe ich mit der neuen Brille bis jetzt jedoch nicht besser, sondern schlechter als vorher. Ich kann nun also die eine Million und einste Horrorgeschichte erzählen. Als ich dem Optiker mein Leid klagte, wirkte er hilflos und abwehrend und in etwa so ideenlos wie die Ärzte. So was mag ich schon mal gar nicht. Wenn man mir sagt, dass ich lernen muss, meinen Kopf in einer für mich völlig unnatürlichen Haltung zu neigen, weil ich nur dann richtig durch die Brille sehen könne, dann denke ich, dass da was faul ist. Ich meine, die Menschheit ist in der Lage, auf den Mond zu fliegen, da wird sie doch wohl auch so ein Brillenproblem anders lösen können. Wie auch immer - ich teste diese merkwürdige Brille nun tapfer noch ein Weilchen, sehe sie mich allerdings vor meinem inneren Auge bereits zurückgeben und für das Geld einen schönen Urlaub machen oder so. Dann muss ich halt wieder in den unpassendsten Momenten in der Tasche wühlen und die Lesebrille rauskramen (und hoffen, dass ich sie nicht zuhause vergessen habe). Was hilft's?
Und schließlich kreise ich auch beruflich immer wieder um dieselben Themen. Ich habe das Gefühl, mich selbst in eine Sackgasse manövriert zu haben, stecke fest, drehe mich im Kreis und komme ständig da wieder raus, wo ich eingestiegen bin. Das nervt und zermürbt und raubt Kraft und Mut und Lebensenergie. Wie ich aus diesem Karussell aussteigen kann, weiß ich noch nicht genau, offenbar habe ich noch nicht genug von Schwindeleien in Kopf, Bauch und Herz. Andererseits - wenn man sich ständig besoffen fühlt und einem zudem der Durchblick fehlt, ist es auch nicht verwunderlich, wenn man nur mühsam vom Fleck kommt. Also eins nach dem anderen: Fester Stand auf dem Boden, optimale Sehschärfe und dann, ja dann …
Stattdessen dreht sich alles im Kreis. Mein linkes Gleichgewichtsorgan streikte viele Wochen lang und ich hatte von morgens bis abends das Gefühl, ein bis zwei Bier zu viel intus zu haben. Koordination und Kommunikation wurden zu einer echten Herausforderung, an Arbeit war kaum zu denken (zumal ich endlose Stunden in Wartezimmern von Ärzten und Therapeuten verbrachte), und abends fiel ich völlig erschöpft ins Bett und schlief wie ein Stein. Das war immerhin der schöne Nebeneffekt an der Sache: Schon lange habe ich nicht mehr so gut geschlafen wie in dieser Zeit. Ansonsten kann ich nur sagen: Komplett überflüssig, muss niemand erlebt haben (ganz besonders nicht den Schwindeltest beim HNO-Arzt – ich habe zum ersten Mal in meinem Leben in einem Behandlungszimmer vor Entsetzen aufgeschrien). Mittlerweile ist alles wieder im Lot, auch ohne die Kortisontabletten, die mir eine übereifrige Ärztin ohne klare Diagnose verschrieb, und die ich augenblicklich in die hinterste Schublade pfefferte. Da gehen sie hin, meine Krankenkassenbeiträge. Überhaupt: Drei Ärzte machten sich nicht die Mühe, herauszufinden, woher der Schwindel kommen könnte, bzw. sie hatten keine Ideen. Erst eine Physiotherapeutin hatte den richtigen Riecher (und bestätigte damit meinen eigenen Verdacht) und ergriff die richtigen Maßnahmen.
Zweiter Schwindel, in jeder Hinsicht: Meine neue Gleitsichtbrille. Ich habe mir im Vorfeld eine Million Horrorgeschichten und eine Handvoll Erfolgsberichte über Gleitsichtbrillen angehört. Da mir jedoch drei Optiker in drei verschiedenen Läden nachdrücklich dazu rieten, ließ ich mich schließlich darauf ein und gab ein Vermögen aus. Leider sehe ich mit der neuen Brille bis jetzt jedoch nicht besser, sondern schlechter als vorher. Ich kann nun also die eine Million und einste Horrorgeschichte erzählen. Als ich dem Optiker mein Leid klagte, wirkte er hilflos und abwehrend und in etwa so ideenlos wie die Ärzte. So was mag ich schon mal gar nicht. Wenn man mir sagt, dass ich lernen muss, meinen Kopf in einer für mich völlig unnatürlichen Haltung zu neigen, weil ich nur dann richtig durch die Brille sehen könne, dann denke ich, dass da was faul ist. Ich meine, die Menschheit ist in der Lage, auf den Mond zu fliegen, da wird sie doch wohl auch so ein Brillenproblem anders lösen können. Wie auch immer - ich teste diese merkwürdige Brille nun tapfer noch ein Weilchen, sehe sie mich allerdings vor meinem inneren Auge bereits zurückgeben und für das Geld einen schönen Urlaub machen oder so. Dann muss ich halt wieder in den unpassendsten Momenten in der Tasche wühlen und die Lesebrille rauskramen (und hoffen, dass ich sie nicht zuhause vergessen habe). Was hilft's?
Und schließlich kreise ich auch beruflich immer wieder um dieselben Themen. Ich habe das Gefühl, mich selbst in eine Sackgasse manövriert zu haben, stecke fest, drehe mich im Kreis und komme ständig da wieder raus, wo ich eingestiegen bin. Das nervt und zermürbt und raubt Kraft und Mut und Lebensenergie. Wie ich aus diesem Karussell aussteigen kann, weiß ich noch nicht genau, offenbar habe ich noch nicht genug von Schwindeleien in Kopf, Bauch und Herz. Andererseits - wenn man sich ständig besoffen fühlt und einem zudem der Durchblick fehlt, ist es auch nicht verwunderlich, wenn man nur mühsam vom Fleck kommt. Also eins nach dem anderen: Fester Stand auf dem Boden, optimale Sehschärfe und dann, ja dann …
Unterwegs - feinstrick - 3. Jun, 19:14
16 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
rosmarin - 4. Jun, 10:36
oh.... da wird mir ja schon vom lesen ganz schwindlig, wie Sie ärmste da herumschlingerten. so ein rausch ganz ohne guten wein ist ja auch überhaupt nicht lustig und scharf sehen ist so unglaublich wichtig, wenn man aus labyrinthen hinausmanövrieren will.
alles liebe, ro
alles liebe, ro
feinstrick - 4. Jun, 10:47
Sie sagen es ... seufz ...
felis (Gast) - 5. Jun, 12:58
In Sachen Gleitsichtbrille
Erstmal keine Sorgen machen, schon gar nicht um komische Kopfhaltungen. Ich bekam vor zwei Jahren meine erste Gleitsichtbrille und fühlte mich ungefähr eine Woche lang wie ein Alien, das nie wieder scharf sehen oder mit normaler Kopfhaltung herumlaufen würde. :)
Diese ersten Tage sind pestig, aber da lernt dein Hirn mit den zwei Schärfegeraden der Brille umzugehen. Du wirst sehen (no pun intended) - nach einer Weile blickst du automatisch durch den Bereich, den du gerade brauchst, vorausgesetzt die Brille ist gut und richtig gemessen und gebaut worden. Bestenfalls gibt es in manchen 'Sichtlagen' dann noch ein fast unmerkliches Heben des Kinns. Vorausgesetzt, du trägst die Brille auch und trainierst dein Gehirn auf das andere sehen, sollte dieser Prozess allerdings nach zwei Wochen durch sein. Fühlt sich das alles dann immer noch falsch an, solltest du reklamieren - dann stimmt was nicht mit den Werten der Gläser.
Viel Erfolg!
Diese ersten Tage sind pestig, aber da lernt dein Hirn mit den zwei Schärfegeraden der Brille umzugehen. Du wirst sehen (no pun intended) - nach einer Weile blickst du automatisch durch den Bereich, den du gerade brauchst, vorausgesetzt die Brille ist gut und richtig gemessen und gebaut worden. Bestenfalls gibt es in manchen 'Sichtlagen' dann noch ein fast unmerkliches Heben des Kinns. Vorausgesetzt, du trägst die Brille auch und trainierst dein Gehirn auf das andere sehen, sollte dieser Prozess allerdings nach zwei Wochen durch sein. Fühlt sich das alles dann immer noch falsch an, solltest du reklamieren - dann stimmt was nicht mit den Werten der Gläser.
Viel Erfolg!
feinstrick - 5. Jun, 15:09
Die zwei Wochen sind bereits rum und auch das anschließende Reklamieren brachte keine Verbesserung. Ich "gönne" mir jetzt noch eine dritte, eventuell auch vierte Woche, dann ist Feierabend. Mir scheint auch, es sind nicht die Gläser an sich, sondern das Feintuning, was klemmt. Aber wenn die Optiker einer großen Kette es nicht schaffen, das ordentlich hinzubekommen, können sie mit mir leider keine Geschäfte machen.
Mal noch eine Frage: Kannst Du mit der Gleitsichtbrille auch am PC und/oder Laptop arbeiten?
Mal noch eine Frage: Kannst Du mit der Gleitsichtbrille auch am PC und/oder Laptop arbeiten?
testsiegerin - 6. Jun, 09:01
Wie schön, wieder von dir zu lesen! Aus Liebeswirren ist Gleitsichtschwindel geworden... ich seh, ich bin offensichtlich nicht die einzige, die älter wird. Ich wünsch mir die Liebeswirren zurück.
feinstrick - 10. Jun, 20:07
Ganz ehrlich: Die Liebeswirren waren mir auch lieber.
kittykoma - 6. Jun, 14:23
Nur Interesse halber, was hat denn die Physiotherapeutin gefunden? Ich habe ja des öfteren damit zu tun und ich vermute, ein Halswirbel, der nicht an der richtigen Stelle sitzt, tut das seine dazu.
feinstrick - 10. Jun, 20:11
Starke Verspannungen, die zu Durchblutungsstörungen geführt haben. Ich habe mein Sportprogramm vorübergehend so umgestellt, dass ich (fast) nichts mache, wobei die Schultern stark beansprucht werden. Und ich lasse sicherheitshalber noch mal meine Blutgefäße untersuchen. Ich selbst hatte ursprünglich auch auf eine Blockade der Halswirbel getippt, das wars aber nicht.
felis (Gast) - 6. Jun, 21:34
Gleitsichtbrille II
Oh, Murks, dann haben die wohl wirklich Mist gemacht!
Zu deiner Frage: Sozusagen 'jein': Um Nah-bis Fernsicht abzudecken, hätte ich sehr große Gläser gebraucht - ohne Witz - und da wäre dann auch der von dir gefürchtete Schiefkopfeffekt aufgetreten. Ergo habe ich zwei Gleitsichtbrillen, eine 'Computerbrille' und eine 'Alles-andere-Brille'. Geht gut. Nur lesen und nähen tue ich immer noch am besten ohne beide.
Noch zur Erläuterung, vielleicht hilft es dir ja weiter: ich bin kurzsichtig, links mit 7, rechts mit 9 Dioptrien, rechts kommt noch eine solide Hornhautverkrümmung dazu.
Wünsche dir viel Erfolg mit dem letzten Versuch! Meine Brillen sind übrigens beide von dem Branchenriesen mit dem 'Fie' vorne gebaut worden.
Zu deiner Frage: Sozusagen 'jein': Um Nah-bis Fernsicht abzudecken, hätte ich sehr große Gläser gebraucht - ohne Witz - und da wäre dann auch der von dir gefürchtete Schiefkopfeffekt aufgetreten. Ergo habe ich zwei Gleitsichtbrillen, eine 'Computerbrille' und eine 'Alles-andere-Brille'. Geht gut. Nur lesen und nähen tue ich immer noch am besten ohne beide.
Noch zur Erläuterung, vielleicht hilft es dir ja weiter: ich bin kurzsichtig, links mit 7, rechts mit 9 Dioptrien, rechts kommt noch eine solide Hornhautverkrümmung dazu.
Wünsche dir viel Erfolg mit dem letzten Versuch! Meine Brillen sind übrigens beide von dem Branchenriesen mit dem 'Fie' vorne gebaut worden.
feinstrick - 10. Jun, 20:12
Eine Zweitbrille um Lesen und für den Laptop hatte ich sicherheitshalber gleich mit gekauft. Ich hatte mir aber ehrlich gesagt für das viele Geld im Lese- und Nahbereich mehr von der Gleitsichtbrille erhofft. So starke Werte wie Du habe ich lange, lange noch nicht. Aber immerhin. Und ich habe auch beim Herrn Fie gekauft. ;-)
Rosmarin (Gast) - 13. Jun, 21:12
und übrigens meckert Frau rosmarin niemals und hat auch nicht gemeckert, sondern mal höflich nachgefragt...
feinstrick - 13. Jun, 22:05
:-) In diesem Fall wäre Meckern allerdings höchst verständlich gewesen, hier passiert ja zurzeit wirklich nicht viel.
Käthe Knobloch (Gast) - 21. Jul, 14:32
Liebe Käthe Feinstrick,
ich kann nicht länger nur um die Blögge schleichen. Es ist an der Zeit für ein Lebenszeichen. Eben habe ich bei Frau Rosmarin schon um Erklärungen gerungen. So kann ich auch Sie nur bitten, die Zeit als eine notwendige für Selbstfindung zu betrachten. Aus den Augen verloren habe ich Sie nie so ganz. Vielleicht sorgt ja ein kurzer Schulterblick für besseren Stand und weniger Wackelsichtigkeit. Wenn Sie mögen, reiche ich Ihnen die Hand. Weil alles seine Zeit hat. Herzliche Grüße, von Käthe zu Käthe.
feinstrick - 21. Jul, 15:02
Frau Käthe!!! *kreisch* Ach, meine Liebe, Sie müssen überhaupt nichts erklären - das Leben ist, wie es ist und alles braucht seine Zeit, wie Sie ja selbst schrieben. Jedenfalls freue ich mich RIESIG über Ihr Lebenszeichen. Und so ein feines Blögchen - hach! Da komme ich nicht mehr mit, fürchte, meine Schreibarbeiten andernorts binden mich zu sehr, um hier noch wahrhaft Intelligentes von mir geben zu können.
Käthe Knobloch (Gast) - 21. Jul, 17:04
Verehrteste, Ihr Kreischen ist Engelsgesang in meinen Lauschläppchen. Habe ich Sie doch innerwärts genau wie die famose Frau Rosmarin immer mit mir getragen. Lange war ich stumm, dann vor fast genau einem Jahr die ersten zögerlichen Versuche und nun, ich gestehe, ich bin wieder schreibsüchtig. Ich nehme Sie in den Arm und verbleibe ferntreu wie immer, Ihre Frau Knobloch.
feinstrick - 21. Jul, 22:44
Wunderbar, wunderbar! Sie sind hier immer willkommen - und andernorts sowieso. Und ich nehme das mal als Ansporn, jetzt aber wirklich mehr zu bloggen.
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