Coole Typen
Kürzlich war ich mit einer alten Schulfreundin verabredet. Wir waren mal ganz, ganz dicke, aber irgendwann gab es Risse, die sich nicht dauerhaft kitten ließen. Die Freundschaft zerbröselte. Viele Jahre schob ich die Erinnerung beiseite, in meinem Leben waren mittlerweile andere Menschen und Themen wichtig geworden.
Vor einigen Monaten dachte ich nach bald fünfzehn Jahren plötzlich wieder an diese alte Freundin. Ich googelte nach ihr, kam aber nicht weit. Nur drei Wochen später meldete sie sich bei stayfriends an und gabelte mich dort auf. Das sind diese kleinen, magischen Momente im Leben. Wir mailten, telefonierten, und schließlich verabredeten wir uns zum Kaffee.
Sie erkannte mich sofort und rief mir wie früher schon von Weitem einen fröhlichen Gruß zu. Ich musste zweimal hingucken, um meine alte Freundin zu entdecken. Fünfzehn Jahre und drei Kinder hatten aus einem heißen Feger einen ausgefransten Lappen gemacht. Schnell wurde deutlich, dass sie liebend gern mit mir tauschen würde, meine Unabhängigkeit, meine Freiheit ersehnt, während sie in einer unglücklichen Ehe festhängt und der Alltag sie zerfrisst.
Früher war das alles ganz anders. Da war sie die Vorreiterin in allem, diejenige, die viel mehr ausprobierte als ich, viel mutiger war, viel weltgewandter. Ich war das Mädchen aus der Provinz, erst mit siebzehn in die Großstadt gezogen, unfassbar brav und naiv. Ehrführchtig schaute ich zu meiner Freundin auf, die bereits mit dreizehn ihren ersten Sex hatte, rauchte wie ein Schlot, sich die Haare schwarz färbte, zuhause auszog, während sie noch zur Schule ging und immer mit den richtig coolen Jungs abhing.
Gestern erzählte ich meinem Bruder von unserer Begegnung und davon, wie bieder meine Freundin geworden ist. „Ach“, sagte er erstaunt. „Die war doch immer so obercool, allein schon von ihren Klamotten her. Neben der kam ich mir vor wie ein kleiner, unscheinbarer Bubi.“ Ich musste lachen über dieses ausgesprochen niedliche, späte Bekenntnis meines kleinen Bruders, der damals zumindest nach außen hin natürlich auch immer sehr cool tat. Undenkbar, dass er sich von einem Mädchen eingeschüchtert fühlte. Aber mit Mitte vierzig ist es wohl nicht mehr uncool, das zuzugeben. Und er hat leider auch recht: Auch ich fühlte mich neben der Freundin in jungen Jahren extrem uncool.
Nun, die Zeiten haben sich geändert. Sieht ganz so aus, dass ich es heute bin, die mit den coolen Typen abhängt und die cooleren Klamotten trägt. Wie das gekommen ist, weiß ich auch nicht, aber ich finde es gerade total gut.
Und weil es so schön passt, hier ein ganz besonders cooler Kerl, den ich damals sehr verehrt und dank eines anderen coolen Typen wiederentdeckt habe:
Vor einigen Monaten dachte ich nach bald fünfzehn Jahren plötzlich wieder an diese alte Freundin. Ich googelte nach ihr, kam aber nicht weit. Nur drei Wochen später meldete sie sich bei stayfriends an und gabelte mich dort auf. Das sind diese kleinen, magischen Momente im Leben. Wir mailten, telefonierten, und schließlich verabredeten wir uns zum Kaffee.
Sie erkannte mich sofort und rief mir wie früher schon von Weitem einen fröhlichen Gruß zu. Ich musste zweimal hingucken, um meine alte Freundin zu entdecken. Fünfzehn Jahre und drei Kinder hatten aus einem heißen Feger einen ausgefransten Lappen gemacht. Schnell wurde deutlich, dass sie liebend gern mit mir tauschen würde, meine Unabhängigkeit, meine Freiheit ersehnt, während sie in einer unglücklichen Ehe festhängt und der Alltag sie zerfrisst.
Früher war das alles ganz anders. Da war sie die Vorreiterin in allem, diejenige, die viel mehr ausprobierte als ich, viel mutiger war, viel weltgewandter. Ich war das Mädchen aus der Provinz, erst mit siebzehn in die Großstadt gezogen, unfassbar brav und naiv. Ehrführchtig schaute ich zu meiner Freundin auf, die bereits mit dreizehn ihren ersten Sex hatte, rauchte wie ein Schlot, sich die Haare schwarz färbte, zuhause auszog, während sie noch zur Schule ging und immer mit den richtig coolen Jungs abhing.
Gestern erzählte ich meinem Bruder von unserer Begegnung und davon, wie bieder meine Freundin geworden ist. „Ach“, sagte er erstaunt. „Die war doch immer so obercool, allein schon von ihren Klamotten her. Neben der kam ich mir vor wie ein kleiner, unscheinbarer Bubi.“ Ich musste lachen über dieses ausgesprochen niedliche, späte Bekenntnis meines kleinen Bruders, der damals zumindest nach außen hin natürlich auch immer sehr cool tat. Undenkbar, dass er sich von einem Mädchen eingeschüchtert fühlte. Aber mit Mitte vierzig ist es wohl nicht mehr uncool, das zuzugeben. Und er hat leider auch recht: Auch ich fühlte mich neben der Freundin in jungen Jahren extrem uncool.
Nun, die Zeiten haben sich geändert. Sieht ganz so aus, dass ich es heute bin, die mit den coolen Typen abhängt und die cooleren Klamotten trägt. Wie das gekommen ist, weiß ich auch nicht, aber ich finde es gerade total gut.
Und weil es so schön passt, hier ein ganz besonders cooler Kerl, den ich damals sehr verehrt und dank eines anderen coolen Typen wiederentdeckt habe:
Dachboden - feinstrick - 25. Mär, 16:01
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