Manchmal komme ich mir ein wenig voyeuristisch vor, wenn ich Deine Seite lese, so eine Art Schicksalspanner. Aber ich habe durchaus so etwas wie virtuelles Mitgefühl entwickelt. Ich sagte das hier glaube ich schon mal ähnlich: Du bevorzugst wirklich die komplizierten Strickmuster. Der Pulli hält aber auch warm, wenn er glatt gestrickt ist.
Hättest Du mir vor fünf Jahren gesagt, wie mein Leben so weiter laufen wird, ich hätte Dir den Vogel gezeigt. All meine Erfahrungen, Vorstellungen und Selbstbildnisse hätten es völlig unmöglich scheinen lassen, dass es so weiterläuft. Damit kein Zeifel aufkommt: Ich bin sehr glücklich, gerade.
Warum kam es so. Ehrlicherweise muss ich sagen: weil ich mal fünf Minuten nicht aufgepaßt habe. Weil ich so einsam war (gar nicht mal alleine), dass ich Angst bekam. Eine kurze Zeit die Tür aufmachte.
(Ich habe panisch versucht, sie wieder zu schließen, es ist mir zum Glück nicht gelungen).
Ich tat Dinge, die ich vom Kopf her nicht gut fand. Die sich aber gut anfühlten. Ach, es klingt so abgeschmackt, so Rosamunde Pilcher mäßig. ´
Dennoch: Ich merkte dass meine Bewertungen bis dahin einfach Scheiße waren. Dass sie mir mein Leben verbauten. Dass ich in einer Zukunft lebte, die im wesentlichem vermeintlichen Erwartungen Anderer an mich entsprach.
Oft denke ich auch heute noch das Motto dieser Tage :"Kopfquark aus!", Oder : "Maschinenraum! Antizipationsgenerator aus!" Das hat damals geholfen. Und es hilft auch heute noch ab und an.
Ach, ich weiß gar nicht, ob das Sinn macht, Dir diese Dinge zu schreiben. Wahrscheinlich ist es bei Dir dann doch ganz anders. Aber wenn ich den Text oben lese, dann muss ich an mich vor fünf Jahren denken. Vielleicht hilft es ja ein wenig. Denn (nun wird es ganz kitschig...): Das Leben ist jetzt. Du kannst nicht heute von einer glücklichen Zukunft profitieren.
Das ist wahr, schlichte Strickware ist nicht so mein Fall, ich mag es tatsächlich lieber kompliziert. Manches davon überdenke ich gerade und bin bemüht, es zu ändern. Anderes will ich gar nicht ändern. Das bin einfach ich, und damit muss ein Mann genauso klar kommen wie ich selbst.
Mag sein, dass meine Texte gelegentlich so klingen, als würde mein ganzes Leben aus dem Sehnen nach etwas bestehen, das ich gerade nicht habe. Das ist aber natürlich nicht so. Mein Leben ist in vielerlei Hinsicht momentan sehr erfüllt, und es sind nur die kleinen, einsamen Augenblicke, in denen ich spüre, dass ich gerne etwas ändern würde. Aber ich mache garantiert nicht mehr den Fehler, meine Zeit mit Warten auf etwas zu verschwenden, was dann doch nicht kommt - zumindest nicht so, wie ich es mir manchmal erträume.
PS: Voyeurismus ist natürlich erlaubt - den nimmt ja jeder Blogger in Kauf, um nicht zu sagen: es ist einer der Gründe, warum wir bloggen. Aber Mitgefühl ist natürlich noch mehr willkommen. ;-)
captain (Gast) - 30. Jul, 10:49
Ja, die Texte klingen für mich oft nach einer Art lebensaufrechterhaltender Sehnsucht und nach sehr schlauen Gedanken darüber, wie es eigentlich zu sein hat. Aber mir ist natürlich auch klar, dass ich sie so lese, was nicht gleichbedeutend ist mit dem, dass Du sie auch so meinst. Mitfühlender Voyeurismus hin und her: ich kenne Dich ja gar nicht.
Dennoch noch eine kleine Erinnerung von mir. Vor langen Zeiten war ich ja auch mal bloggend unterwegs und da wurde ich dann darauf hingewiesen, dass meine Texte so niedergeschlagen klängen und ob man sich Sorgen machen müsse um mich. Mein Selbstgefühl war zu der Zeit ein ganz anderes, ich fühlte mich frei und eigentlich gut. Meine Leser von damals sollten Recht behalten.
Nun ist aber genug mit Nabelschau, ich werde weiter mit Genuss spannern, denn Du triffst bei mir Nerven, die offfenkundig noch sehr sensibel sind. Und trotzdem wünsche ich mir (na, eher eigentlich dir) natürlich Geschichten über spießige, glückselige, unerträglich romantische und für außenstehende total langweilige Verliebtheit. Besser noch: Liebe.
Hm, ja, Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sind durchaus oft verschieden. Ich fühle mich manchmal hundeelend, aber alle Welt bescheinigt mir, dass ich glücklicher den je aussehen würde. Seltsam, oder? Andererseits ist dieses Blog ja immer nur ein winziger Ausschnitt meines Alltags. Über total langweilige (aber glückliche) Verliebtheit wird es hier vermutlich genauso wenig zu lesen geben wie über meinen eintönigen (aber glücklichen) Arbeitsalltag - einfach, weil es mich nicht reizt, das in Worte zu fassen.
Hättest Du mir vor fünf Jahren gesagt, wie mein Leben so weiter laufen wird, ich hätte Dir den Vogel gezeigt. All meine Erfahrungen, Vorstellungen und Selbstbildnisse hätten es völlig unmöglich scheinen lassen, dass es so weiterläuft. Damit kein Zeifel aufkommt: Ich bin sehr glücklich, gerade.
Warum kam es so. Ehrlicherweise muss ich sagen: weil ich mal fünf Minuten nicht aufgepaßt habe. Weil ich so einsam war (gar nicht mal alleine), dass ich Angst bekam. Eine kurze Zeit die Tür aufmachte.
(Ich habe panisch versucht, sie wieder zu schließen, es ist mir zum Glück nicht gelungen).
Ich tat Dinge, die ich vom Kopf her nicht gut fand. Die sich aber gut anfühlten. Ach, es klingt so abgeschmackt, so Rosamunde Pilcher mäßig. ´
Dennoch: Ich merkte dass meine Bewertungen bis dahin einfach Scheiße waren. Dass sie mir mein Leben verbauten. Dass ich in einer Zukunft lebte, die im wesentlichem vermeintlichen Erwartungen Anderer an mich entsprach.
Oft denke ich auch heute noch das Motto dieser Tage :"Kopfquark aus!", Oder : "Maschinenraum! Antizipationsgenerator aus!" Das hat damals geholfen. Und es hilft auch heute noch ab und an.
Ach, ich weiß gar nicht, ob das Sinn macht, Dir diese Dinge zu schreiben. Wahrscheinlich ist es bei Dir dann doch ganz anders. Aber wenn ich den Text oben lese, dann muss ich an mich vor fünf Jahren denken. Vielleicht hilft es ja ein wenig. Denn (nun wird es ganz kitschig...): Das Leben ist jetzt. Du kannst nicht heute von einer glücklichen Zukunft profitieren.
Mag sein, dass meine Texte gelegentlich so klingen, als würde mein ganzes Leben aus dem Sehnen nach etwas bestehen, das ich gerade nicht habe. Das ist aber natürlich nicht so. Mein Leben ist in vielerlei Hinsicht momentan sehr erfüllt, und es sind nur die kleinen, einsamen Augenblicke, in denen ich spüre, dass ich gerne etwas ändern würde. Aber ich mache garantiert nicht mehr den Fehler, meine Zeit mit Warten auf etwas zu verschwenden, was dann doch nicht kommt - zumindest nicht so, wie ich es mir manchmal erträume.
PS: Voyeurismus ist natürlich erlaubt - den nimmt ja jeder Blogger in Kauf, um nicht zu sagen: es ist einer der Gründe, warum wir bloggen. Aber Mitgefühl ist natürlich noch mehr willkommen. ;-)
Dennoch noch eine kleine Erinnerung von mir. Vor langen Zeiten war ich ja auch mal bloggend unterwegs und da wurde ich dann darauf hingewiesen, dass meine Texte so niedergeschlagen klängen und ob man sich Sorgen machen müsse um mich. Mein Selbstgefühl war zu der Zeit ein ganz anderes, ich fühlte mich frei und eigentlich gut. Meine Leser von damals sollten Recht behalten.
Nun ist aber genug mit Nabelschau, ich werde weiter mit Genuss spannern, denn Du triffst bei mir Nerven, die offfenkundig noch sehr sensibel sind. Und trotzdem wünsche ich mir (na, eher eigentlich dir) natürlich Geschichten über spießige, glückselige, unerträglich romantische und für außenstehende total langweilige Verliebtheit. Besser noch: Liebe.