Fehlstart
- oder Neustart? Das ist hier die Frage.
Ich habe das alte Jahr recht müde und kraftlos beendet. Viele Fragezeichen wogen schwer bis zur totalen Erschöpfung. Kein Wunder, dass diese Erschöpfung mich in den (allerdings sehr zauberhaften) Familienferien krank werden ließ. Im Schneegestöber fuhr ich kurz nach Neujahr wieder heim in die große Stadt, eine dicke Erkältung im Schlepptau. Im Zug schlief ich auf der einstündigen Fahrt mehrmals fast ein. In Hamburg schaffte ich es, kraftlos wie ich war, kaum, meinen Koffer die Treppe an der S-Bahn hoch zu schleppen (Rolltreppe kaputt). Zuhause sank ich erleichtert auf mein Sofa und blieb eine geschlagene Woche fast regungslos darauf liegen.
An den ersten Tagen tat ich nichts außer essen, schlafen und ruhen. Ich lag da, genoss die Stille, bekam meine verquollenen Augen fast nicht auf, hustete mir die Seele aus dem Leib, trank literweise Kräutertee mit Honig und machte - nichts. Der Computer blieb aus. Der Fernseher auch. Der CD-Player ebenfalls die meiste Zeit. Einmal legte ich das Rilke-Projekt auf. Dabei stellte ich fest, dass ich mir noch nie die Zeit genommen hatte, alle Texte wirklich richtig anzuhören. Ich stellte auch fest, dass es so gut wie nie vorkommt, dass ich still daliege, mich entspanne und selbst in meinem Kopf nicht viel los ist. Nichts arbeitete, ratterte, werkelte vor sich hin. Da war einfach nur eine angenehme, beruhigende Leere.
Gelegentlich schreckte ich auf und mich befiel Panik. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte doch energiegeladen ins neue Jahr starten, die Ärmel aufkrempeln, alle Baustellen gleichzeitig anpacken und möglichst schnell möglichst große Erfolge einfahren. Die Zeit drängt. Stattdessen lag ich da, spielte Sudoku, weil ich selbst zum Lesen keine Lust hatte, und stellte fest, dass der morgendliche Gang zum Arzt oder in die Apotheke zum Abenteuer wurde, von dem ich mich den restlichen Tag erholen musste. Arbeit, Geldverdienen, Karriere rückten in immer weitere Ferne. Ich fluchte leise (laut ging nicht, weil ich keine Stimme mehr hatte) über diesen katastrophalen Fehlstart.
Mittlerweile ist die erste Woche des Jahres rum, ich fühle mich immer noch völlig kraftlos und werde auch in der nächsten Woche sicher nicht voll durchstarten können. Mein Kopf hat seine betriebsame Arbeit allerdings wieder aufgenommen und stellt all die Fragezeichen, die ich schon zum Jahresende hatte, mit neuer Macht und neuem Gewicht in den Raum. Es sind neue Fragezeichen hinzu gekommen, die etwas Beklemmendes haben. Und doch schaffen sie es nicht, mich zu mehr Tempo anzutreiben. Es geht einfach nicht. Selbst die einfachsten Tätigkeiten fordern so viel Energie, dass für größere Arbeiten keine Kraft mehr vorhanden ist.
Ehrlich gesagt genieße ich diese Stille, dieses Nichtstun aber auch. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich nicht getrieben von Sehnsüchten, Lebensgier, existenziellen Ängsten, dieser ewig rastlosen Unruhe, die mich ständig etwas tun lässt, selbst dann, wenn ich gar nichts tue. Ich fürchte nicht, etwas zu verpassen, wenn ich mal tagelang keine Mails lese. Ich schiebe nicht in meinem Kopf sinnvolle und sinnlose Gedanken bis zur Erschöpfung hin und her. Nach jeder noch so kleinen Anstrengung mache ich eine Pause – ohne schlechtes Gewissen, ohne Blick auf die Uhr. Sollte mich diese Erkältung etwa so etwas wie Gelassenheit gelehrt haben? Das wäre ja mal was. Und so gesehen könnte ich diesem schleppenden Jahresbeginn sogar wirklich etwas Gutes abgewinnen.
In diesem Sinne ein gutes Jahr allen da draußen!
Ich habe das alte Jahr recht müde und kraftlos beendet. Viele Fragezeichen wogen schwer bis zur totalen Erschöpfung. Kein Wunder, dass diese Erschöpfung mich in den (allerdings sehr zauberhaften) Familienferien krank werden ließ. Im Schneegestöber fuhr ich kurz nach Neujahr wieder heim in die große Stadt, eine dicke Erkältung im Schlepptau. Im Zug schlief ich auf der einstündigen Fahrt mehrmals fast ein. In Hamburg schaffte ich es, kraftlos wie ich war, kaum, meinen Koffer die Treppe an der S-Bahn hoch zu schleppen (Rolltreppe kaputt). Zuhause sank ich erleichtert auf mein Sofa und blieb eine geschlagene Woche fast regungslos darauf liegen.
An den ersten Tagen tat ich nichts außer essen, schlafen und ruhen. Ich lag da, genoss die Stille, bekam meine verquollenen Augen fast nicht auf, hustete mir die Seele aus dem Leib, trank literweise Kräutertee mit Honig und machte - nichts. Der Computer blieb aus. Der Fernseher auch. Der CD-Player ebenfalls die meiste Zeit. Einmal legte ich das Rilke-Projekt auf. Dabei stellte ich fest, dass ich mir noch nie die Zeit genommen hatte, alle Texte wirklich richtig anzuhören. Ich stellte auch fest, dass es so gut wie nie vorkommt, dass ich still daliege, mich entspanne und selbst in meinem Kopf nicht viel los ist. Nichts arbeitete, ratterte, werkelte vor sich hin. Da war einfach nur eine angenehme, beruhigende Leere.
Gelegentlich schreckte ich auf und mich befiel Panik. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte doch energiegeladen ins neue Jahr starten, die Ärmel aufkrempeln, alle Baustellen gleichzeitig anpacken und möglichst schnell möglichst große Erfolge einfahren. Die Zeit drängt. Stattdessen lag ich da, spielte Sudoku, weil ich selbst zum Lesen keine Lust hatte, und stellte fest, dass der morgendliche Gang zum Arzt oder in die Apotheke zum Abenteuer wurde, von dem ich mich den restlichen Tag erholen musste. Arbeit, Geldverdienen, Karriere rückten in immer weitere Ferne. Ich fluchte leise (laut ging nicht, weil ich keine Stimme mehr hatte) über diesen katastrophalen Fehlstart.
Mittlerweile ist die erste Woche des Jahres rum, ich fühle mich immer noch völlig kraftlos und werde auch in der nächsten Woche sicher nicht voll durchstarten können. Mein Kopf hat seine betriebsame Arbeit allerdings wieder aufgenommen und stellt all die Fragezeichen, die ich schon zum Jahresende hatte, mit neuer Macht und neuem Gewicht in den Raum. Es sind neue Fragezeichen hinzu gekommen, die etwas Beklemmendes haben. Und doch schaffen sie es nicht, mich zu mehr Tempo anzutreiben. Es geht einfach nicht. Selbst die einfachsten Tätigkeiten fordern so viel Energie, dass für größere Arbeiten keine Kraft mehr vorhanden ist.
Ehrlich gesagt genieße ich diese Stille, dieses Nichtstun aber auch. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich nicht getrieben von Sehnsüchten, Lebensgier, existenziellen Ängsten, dieser ewig rastlosen Unruhe, die mich ständig etwas tun lässt, selbst dann, wenn ich gar nichts tue. Ich fürchte nicht, etwas zu verpassen, wenn ich mal tagelang keine Mails lese. Ich schiebe nicht in meinem Kopf sinnvolle und sinnlose Gedanken bis zur Erschöpfung hin und her. Nach jeder noch so kleinen Anstrengung mache ich eine Pause – ohne schlechtes Gewissen, ohne Blick auf die Uhr. Sollte mich diese Erkältung etwa so etwas wie Gelassenheit gelehrt haben? Das wäre ja mal was. Und so gesehen könnte ich diesem schleppenden Jahresbeginn sogar wirklich etwas Gutes abgewinnen.
In diesem Sinne ein gutes Jahr allen da draußen!
Wohnzimmer - feinstrick - 9. Jan, 16:53
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
rosmarin - 10. Jan, 01:04
"don't try to push the wall" sagte mir mal jemand..... und das ist so leicht gesagt und so schwer umgesetzt, dass es manchmal den klugen körper braucht, damit man das lernt. ich darf das sagen, weil ich ja auch meisterin im kopf-gegen-wände-laufen bin.... und weil ich dich ja so mag und dir alles liebe und glück und erfolg und reichtum wünsche....
*hallo universum.... liest du hier mit..... ich wünsche mir gerade was*
*hallo universum.... liest du hier mit..... ich wünsche mir gerade was*
feinstrick - 10. Jan, 14:38
Ganz lieben Dank für diese wunderbaren Worte und Wünsche. Bin ganz gerührt. *tränchen im auge* Und ich hoffe natürlich sehr, dass das Universum hier besonders eifrig mitliest. :-)))
deprifrei-leben - 12. Jan, 13:50
Klingt ja wie die buddhistische Erleuchtung.
Der Weg ins Nirwana ist geebnet. ;-)
Der Weg ins Nirwana ist geebnet. ;-)
feinstrick - 12. Jan, 17:43
Na, ich glaube, so eben ist der nicht. Eher lang, steinig und bergig. ;-)
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