Das liebe Alter
Mit dem Älterwerden ist das ja so eine Sache. Manchmal fällt mir über lange Zeit nicht auf, dass auch mein Alterungsprozess unablässig voran schreitet. Dann wieder merke ich es fast täglich. Ich schaue in den Spiegel und denke: „Wäh, was machen diese ganzen Falten da?“ Ich zupfe mir die ersten grauen Haare vom Kopf, wohl wissend, was für eine lächerliche, sinnlose Aktion das ist. Ich fühle, wie ich schwabbelndes Fett ansetze, sobald ich zunehme und viel schwerer straffe Muskeln bilde als früher. Wenn ich mal zwei Wochen keinen Sport getrieben habe, kann ich wieder bei Null anfangen – alle Kondition ist sofort hinüber. Früher war es nicht weiter wild, wenn ich mal drei Monate pausierte.
Besonders auffällig finde ich mein fortschreitendes Alter aber im Vergleich zu meinem Umfeld. Ich spüre meine Schwerfälligkeit und Unbeweglichkeit besonders deutlich, wenn ich junge Mädchen vor mir leichtfüßig die Straße entlang hüpfen sehe. Ich merke, wie erwachsen ich bin, wie reif an Jahren und Lebenserfahrung, wenn ich mit Kindern zusammen bin, die bei mir Schutz suchen und sich von mir das Leben erklären lassen wollen. Ich bin erst mal irritiert, weil meine neue Zahnärztin deutlich jünger ist als ich (kann die das überhaupt schon?). Mir wird klar, dass ich schon lange in einer anderen Liga spiele, wenn ich gleichgültig-amüsiert junge Männer beobachte, die ich vor wenigen Jahren noch total cool gefunden hätte. Sie können noch so hübsch aussehen, noch so straffe Körper haben, sie reizen mich einfach nicht mehr. Dafür finde ich den grauhaarigen Kerl mit dem Gesicht, das Geschichten erzählt, auf einmal viel aufregender. Dass allerdings auch nur er und nicht der junge Schnuckel sich für mich interessiert, wurmt mich dann doch.
Es gilt als unhöflich, zu sagen: „Mensch, du bist aber alt geworden!“ Allerdings ertappe ich mich immer häufiger dabei, dass ich das innerlich denke, wenn ich Freunden begegne, die ich länger nicht gesehen habe. Mittlerweile – und das ist wirklich ein deutliches Zeichen dafür, dass ich keine 30 mehr bin – reicht manchmal schon ein einziges Jahr, um zu schlucken, weil man den anderen kaum wiedererkennt. So ging es mir vor einigen Tagen mit einem Freund, der seit unserem letzten Treffen so deutlich zugenommen hatte, dass ich eine Weile brauchte, um mich an sein verändertes Gesicht zu gewöhnen.
Kürzlich war ich auf der Party einer ehemaligen Studienfreundin. Die Gastgeberin war damals die Flotteste von uns allen, modisch ganz vorne, auf jeder Party dabei. Heute wirkt sie älter als ihre Mutter, brav, bieder, unauffällig. Ihre Welt besteht aus Kind, Mann, Eigenheim und Tupperware. Die Gäste auf ihren Partys haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Während sich früher immer spannende Gespräche ergaben, scheint heute kaum noch jemand das Bedürfnis zu verspüren, neue Leute kennen zu lernen. Alle sprechen nur noch mit ihren guten Bekannten, und wer niemanden kennt, hat Pech gehabt. Die Gespräche drehen sich – wenn man nicht gerade mit seinen Kindern beschäftigt ist – um die nächste Einbauküche, das neue Auto, die letzten Angebote im Discounter. Bestürzt höre ich zu, mustere leere Gesichter und frage mich, wo sie hin sind, die frechen, dynamischen Frauen von damals, als wir noch jung waren.
Besonders auffällig finde ich mein fortschreitendes Alter aber im Vergleich zu meinem Umfeld. Ich spüre meine Schwerfälligkeit und Unbeweglichkeit besonders deutlich, wenn ich junge Mädchen vor mir leichtfüßig die Straße entlang hüpfen sehe. Ich merke, wie erwachsen ich bin, wie reif an Jahren und Lebenserfahrung, wenn ich mit Kindern zusammen bin, die bei mir Schutz suchen und sich von mir das Leben erklären lassen wollen. Ich bin erst mal irritiert, weil meine neue Zahnärztin deutlich jünger ist als ich (kann die das überhaupt schon?). Mir wird klar, dass ich schon lange in einer anderen Liga spiele, wenn ich gleichgültig-amüsiert junge Männer beobachte, die ich vor wenigen Jahren noch total cool gefunden hätte. Sie können noch so hübsch aussehen, noch so straffe Körper haben, sie reizen mich einfach nicht mehr. Dafür finde ich den grauhaarigen Kerl mit dem Gesicht, das Geschichten erzählt, auf einmal viel aufregender. Dass allerdings auch nur er und nicht der junge Schnuckel sich für mich interessiert, wurmt mich dann doch.
Es gilt als unhöflich, zu sagen: „Mensch, du bist aber alt geworden!“ Allerdings ertappe ich mich immer häufiger dabei, dass ich das innerlich denke, wenn ich Freunden begegne, die ich länger nicht gesehen habe. Mittlerweile – und das ist wirklich ein deutliches Zeichen dafür, dass ich keine 30 mehr bin – reicht manchmal schon ein einziges Jahr, um zu schlucken, weil man den anderen kaum wiedererkennt. So ging es mir vor einigen Tagen mit einem Freund, der seit unserem letzten Treffen so deutlich zugenommen hatte, dass ich eine Weile brauchte, um mich an sein verändertes Gesicht zu gewöhnen.
Kürzlich war ich auf der Party einer ehemaligen Studienfreundin. Die Gastgeberin war damals die Flotteste von uns allen, modisch ganz vorne, auf jeder Party dabei. Heute wirkt sie älter als ihre Mutter, brav, bieder, unauffällig. Ihre Welt besteht aus Kind, Mann, Eigenheim und Tupperware. Die Gäste auf ihren Partys haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Während sich früher immer spannende Gespräche ergaben, scheint heute kaum noch jemand das Bedürfnis zu verspüren, neue Leute kennen zu lernen. Alle sprechen nur noch mit ihren guten Bekannten, und wer niemanden kennt, hat Pech gehabt. Die Gespräche drehen sich – wenn man nicht gerade mit seinen Kindern beschäftigt ist – um die nächste Einbauküche, das neue Auto, die letzten Angebote im Discounter. Bestürzt höre ich zu, mustere leere Gesichter und frage mich, wo sie hin sind, die frechen, dynamischen Frauen von damals, als wir noch jung waren.
Wohnzimmer - feinstrick - 8. Apr, 17:55
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testsiegerin - 9. Apr, 11:32
Ich glaub ja, dass alt sein wenig mit dem Alter an sich zu tun hat. Natürlich sind da graue Strähnen und da und dort Fältchen und manches geht nicht mehr so schnell wie früher. Ich kenn aber so viele Menschen, die im Alter jung geblieben sind, da kommen Zwanzigjährige nicht mit. Mein Vater zum Beispiel, er wird dieses Jahr siebzig und dreimal die Woche ist er auf dem Berg, Sommer und Winter (und Frühling und Herbst sowieso). Es gibt kein schlechtes Wetter, sagt er, nur unpassende Kleidung. Am Abend trägt er seine Touren in ein eigenes Computerprogramm ein, kümmert sich zwischendurch um den Urenkel seiner Lebensgefährtin, telefoniert und skypt mit seinen Enkelkindern, egal ob die grad im Weinviertel oder in Mexiko oder Neuseeland sind, baut seiner jüngeren Tochter ein neues Badezimmer ein (der älteren hat er im Lauf der Zeit schon fünf Badezimmer gebaut) und so weiter.
Oder meine Freundin Datja (datja.twoday.net), die auch schon sechzig ist, aber des nächtens Kinderspielplätze für sich entdeckt, weder bieder noch nett ist und auch keine Einbauküche hat, sondern eine, die sie sich in den letzten Monaten selbst gebaut hat.
Was wollt ich eigentlich sagen? Ah ja. Alter hat nix mit dem biologischen Alter zu tun, sondern mit dem Leben, das in einem ist.
Oder meine Freundin Datja (datja.twoday.net), die auch schon sechzig ist, aber des nächtens Kinderspielplätze für sich entdeckt, weder bieder noch nett ist und auch keine Einbauküche hat, sondern eine, die sie sich in den letzten Monaten selbst gebaut hat.
Was wollt ich eigentlich sagen? Ah ja. Alter hat nix mit dem biologischen Alter zu tun, sondern mit dem Leben, das in einem ist.
feinstrick - 15. Apr, 21:48
"Alter hat nix mit dem biologischen Alter zu tun, sondern mit dem Leben, das in einem ist." So sehe ich das auch. Darum bin ich so bestürzt, wenn ich merke, dass alte Freunde offenbar auch innerlich schon sehr stark gealtert sind. Und ich frage mich, wo ich selbst eigentlich stehe, wie jung ich innerlich bin. An manchen Tagen fühle ich mich wie eine Sechzigjährige, an anderen wie Sechzehn. Verrückt irgendwie.
Roman (Gast) - 15. Apr, 21:32
Wunderbar beschrieben.
Ich bin gerade mal 31, aber so langweilig will ich nicht werden.
Mal schauen, was so in der Zukunft passiert
Ich bin gerade mal 31, aber so langweilig will ich nicht werden.
Mal schauen, was so in der Zukunft passiert
feinstrick - 15. Apr, 21:51
Ich bin nicht sicher, ob man das tatsächlich in der Hand hat, oder es einfach mit einem passiert, so, wie das ganze Leben oft einfach passiert.
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