Freitäglich
Die liebe Zeit, ach ja. Mir scheint, ich bin etwas aus der Spur gekommen, weiß kaum noch, welcher Wochentag ist, geschweige denn, welches Jahr wir haben. Gestern dachte ich den ganzen Tag, es sei erst Mittwoch, nur, um mich dann abends sehr freitäglich zu fühlen, das Wochenende zu planen und verwundert darüber zu sein, dass im Fernsehen gar keine Freitags-Talkshow lief. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich versehentlich ein Jahr jünger machte (ich habe es nachträglich nicht korrigiert, wen interessieren schon solche Zahlen?). Und ich staunte, als ich meinen Kalender aufschlug und feststellte, dass Weihnachten dieses Jahr außerordentlich überraschend auftaucht. Von schlechtem Gewissen geplagt fand ich, es sei mal wieder an der Zeit zu bloggen, doch mir fehlt die Muße für schöne, lange Geschichten. Und dann entdeckte ich voller Verwunderung, dass mein letzter Blogeintrag bereits fast zwei Wochen her ist. Das kann doch gar nicht sein, oder? Wer bitteschön klaut mir denn hier die Zeit und lässt mindestens jeden zweiten Tag einfach so verschwinden? Werde ich nachts unbemerkt in ein schwarzes Loch entführt und tauche dann erst Tage später wieder auf, orientierungslos, zeitlos – und vor allem rapide gealtert? Das ist ja gruselig. Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr schlafen und diese Stunden nutzen, um alles unterzubringen, was ich erledigen will und erledigen muss. Aber ob das hilft? Und komme mir jetzt bitte keiner mit besinnlichen Zeiten, Entspannung und Verlangsamung. All das habe ich schon reichlich ausprobiert, geholfen hat es leider nicht.
Wohnzimmer - feinstrick - 5. Dez, 18:33
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Soul - 8. Dez, 01:02
Keine Bange, des Nachts wirst Du nicht unbemerkt in eine schwarzes Loch entführt. Wir dunklen Gesellen würden das spüren und fasziniert Tag und Nacht vor Deinen Gemächern campieren. Schau aus dem Fenster. Wenn Du nicht mindestens fünfzig schwarz gekleidete Bewunderer ( 90 Prozent Männer, 10 Prozent Frauen) siehst, dann bist Du auch nicht die Schwarz-Loch-Entführte-Prinzessin. Verfliegt die Zeit, dann ist das vielleicht ein gutes Zeichen dafür, dass Du etwas mit Deinem Leben anzufangen weist.
Greetings,
Soul
Greetings,
Soul
feinstrick - 8. Dez, 10:50
Sitzt ihr dunklen Gesellen nicht sowieso dauerhaft in einem schwarzen Loch? Dann dürfte euch doch mein ganz persönliches schwarzes Loch gar nicht weiter interessieren.
Rennende Zeit ist also ein Zeichen dafür, dass man Spaß hat und es einem gut geht. Das ist ja nun wieder total hinterhältig: Da wird man quasi dafür bestraft, dass man ein erfülltes Leben hat, indem man es gar nicht richtig genießen darf, weil einem dafür die Zeit fehlt.
Rennende Zeit ist also ein Zeichen dafür, dass man Spaß hat und es einem gut geht. Das ist ja nun wieder total hinterhältig: Da wird man quasi dafür bestraft, dass man ein erfülltes Leben hat, indem man es gar nicht richtig genießen darf, weil einem dafür die Zeit fehlt.
Soul - 10. Dez, 00:42
Wir mögen zwar dauernd in einem schwarzen Loch sitzen, aber das hindert uns natürlich nicht daran, misstrauisch zu überprüfen, ob nicht jemand anderes in einem viel schwärzeren Loch sitzt. Und wenn es einmal nicht ein von Neid geprägtes herumlungern um schwarze Löcher ist, dann zieht uns die Bewunderung und Faszination an solche Orte. Du mußt also nur täglich aus dem Fenster schauen und wenn da keine dunklen Gestalten herumlungern, dann bist Du sicher.
Ja, erfüllte Leben sind hinterhältig kurz. Um es zu verlängern muß also auch die Langeweile als etwas positives kultiviert werden. Wie bei so vielen Dingen macht es hier auch die Mischung.
Ja, erfüllte Leben sind hinterhältig kurz. Um es zu verlängern muß also auch die Langeweile als etwas positives kultiviert werden. Wie bei so vielen Dingen macht es hier auch die Mischung.
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