Mittwoch, 19. November 2008

Traumhaft

Ich lese. Und träume. Und sehne. Und vergesse den Rest der Welt darüber. Unfassbar, wie man über dem Leben anderer Menschen sein eigenes komplett in den Hintergrund drängen kann. Aber da waren diese Fotos und diese Texte, und auf einmal dachte ich: Ach, das hätte ich auch gerne. So ein Projekt, in das man ganz viel Kraft steckt, in dem man vollkommen aufgeht, sich vielleicht sogar darin verliert, aber an dessen Ergebnis man sich ewig erfreuen kann, womöglich ein Leben lang. Und ich, die ich noch nie auch nur ernsthaft über so etwas nachdachte, die innerlich Angst vor dem Wort „ewig“ hat, wünschte mir ein paar Augenblicke lang ein eigenes Haus, das ich ganz nach meinen Wünschen renovieren und einrichten kann. Nicht mehr so eine provisorische Küche, wie jene, in der ich jetzt lebe. Nicht mehr die Zwänge, denen man in einer Mietwohnung unterworfen ist. Frei gestalten, frei entscheiden. Einen Garten, den ich bepflanze, in dem ich in der Erde wühle und säe und ernte, der meine Oase wird, mein kleines Paradies.
Ach, ach, ach.

Dann wachte ich wieder auf, erinnerte mich daran, dass ich über null handwerkliche Erfahrung verfüge und alleine so etwas nie gestemmt kriegen würde – weder finanziell, noch rein praktisch. Ich erinnerte mich daran, dass ich keinen Mann habe, der sich mit mir in so ein Projekt hinein träumt, der da ist und mich stützt und stärkt, mit mir an einem Strang zieht und nicht wegläuft, sobald er Verantwortung übernehmen muss, so wie es bisher alle Männer in meinem Leben taten, ausnahmslos alle. Ich erinnerte mich daran, dass so ein Projekt Geld kostet, viel, viel Geld, und dass ich dieses Geld nicht habe und so schnell auch nicht haben werde. Und ich erinnerte mich auch daran, wie ungemütlich ich die Vorstellung finde, jahrelang auf einer Baustelle zu leben.

Aber träumen, ach, das kann man schon mal, finde ich. Und eines Tages sollte ich doch eigentlich auch endlich mal an der Reihe sein, wenn das Glück verteilt wird, und nicht immer nur die letzten Reste vom Boden kratzen dürfen, mit denen ich mir dann mein Leben selbst zusammen zimmern muss. Gewiss, so ein selbstgebautes Leben steht sicher auf festerem Grund als eines, in dem einem alles geschenkt wird. Aber es ist halt manchmal doch auch Balsam für die Seele, wenn man einen Klumpen Glück zugeworfen bekommt und eine Stimme einem zuraunt: „Das ist alles nur für dich. Weil du es verdient hast, nach allem, was dir bisher im Leben widerfahren ist.“

Und so träume ich weiter. Und hoffe. Und sehne.

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Michael (Gast) - 3. Dez, 11:20

Ich weis nicht, ob Dir das Leben diese Wünsche erfüllen wird, aber Du kannst darauf vertrauen, dass das Leben etwas Gutes und Schönes für Dich im Gepäck hat. Ich wollte davon jahrelang nichts mehr wissen und bin trotzdem beschenkt worden. Allerdings in einer Weise, die ich mir noch vor gar nicht allzu langer Zeit nicht einmal hätte vorstellen können! Gib Dir und dem Leben ein wenig Zeit, das kommt schon alles :-)

feinstrick - 3. Dez, 12:12

Danke dir. :-) Ist ja auch nicht so, dass ich gar nichts hätte. Manchmal muss ich mich vielleicht nur wieder an meine Reichtümer erinnern.
rpk (Gast) - 4. Dez, 16:04

konjunktive...

kann man sich besser so auto-de-motivieren ? kopf hoch tragen, frau feinstrick

feinstrick - 4. Dez, 18:48

Klappt durchaus mit dem Kopf hoch. Bin gar nicht so jammerich, wie ich tue. ;-)

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