Barbecue XXL
Ich habe heute einen Entschluss gefasst. Ab sofort erkläre ich die Sonntage für mich zu Arbeitstagen und hole den Feiertag irgendwann unter der Woche nach. Sonntags ist es nämlich wunderbar ruhig und friedlich in diesem Haus und dieser Straße, so dass ich mich gut konzentrieren kann. Draußen dagegen, also außerhalb meiner kleinen Straße, ist die Welt nicht schön an Sonntagen, jedenfalls nicht im Frühling und Sommer.
Zugegeben, ich fand es anfangs auch sehr befreiend, dass nicht mehr vor jedem Rasen ein „betreten verboten“-Schild prangte und Parks nicht mehr nur dazu dienten, sittsam auf den fein geharkten Kieswegen spazieren zu gehen und die Blumen anzuschauen. Ich fand, dass die Türken südländische Lässigkeit demonstrierten, wenn sie mit ihren gesamten Großfamilien einfach auf einer Wiese im Freien lagerten und sich nicht zu blöd waren, neben Gartenmöbeln auch noch einen Grill mitzuschleppen. So was wäre doch jedem ordentlichen Deutschen viel zu umständlich gewesen. Und irgendwie schickte sich das auch nicht.
Das hat sich gründlich geändert. Inzwischen gehört es zum guten Ton, ab April jeden Tag, an dem die Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes liegen, sämtliche Freunde und Verwandte zusammen zu trommeln und auf der nächstbesten freien Fläche ein Gelage zu veranstalten, an dem die alten Griechen ihre Freude gehabt hätten. Kinder, Hunde, Sofas, Kühlschränke, säckeweise Grillkohle, tonnenweise Fleisch und Würstchen, hektoliterweise Durstlöscher – es gibt nichts, was nicht an einsame Elbstrände und in kleine, lauschige Parks geschleppt wird. Nur, dass jene Parks nach diesem Attentat leider überhaupt nicht mehr lauschig sind und die Strände nicht mehr einsam. Die Luft riecht nicht mehr nach Frühling, sondern nach Rauch, Fett und der Notdurft all derer, die mangels öffentlicher Toiletten in die Büsche kriechen. Die Wiesen sind keine Wiesen mehr, sondern verdorrte, plattgewalzte Steppen. Je länger ein Wochenende dauert, desto schlimmer wird es, denn tagelang wird der Müll nicht beseitigt und um die Mülltonnen herum stapeln sich bergeweise Einweggrills und Plastikgeschirr. In einstmals hübschen Blumenbeeten liegt Abfall neben Aschehäufchen und manche Parkbank wird zum Altglascontainer. Dennoch lassen sich auch an einem so schwül-warmen Sonntag wie heute die Leute nicht abschrecken, zwischen den Müllhalden ihr Lager aufzuschlagen, dicht an dicht gedrängt, wie es schlimmer im Freibad während der Sommerferien nicht sein könnte, als hätten sie alle kein Zuhause mehr, als gäbe es außer Würtschen überhaupt keine anderen Nahrungsmittel mehr, als würde das höchste Glück ihres Daseins hier in diesem stinkenden Etwas liegen, das einstmals ein lauschiger, kleiner Park war, damals, als es noch diese Verbotsschilder gab und man zum Picknicken raus ins Grüne fuhr, dahin, wo man wirklich alleine war und sich erholen konnte.
Ja, und genau das werde ich in Zukunft tun – raus in die Natur fahren, weg aus diesem stinkenden Moloch. Allerdings nicht Sonntags, denn da sitze ich ganz entspannt am Schreibtisch und arbeite. Ich werde meine Wandertage auf einen beliebigen Wochentag legen, ohne Millionen anderer Hamburger im Schlepptau. Und irgendwann kommt auch die Zeit wieder, in der es kalt und grau und nass ist und alle Welt auf dem heimischen Sofa hockt. Dann habe ich auch meine geliebten Parks wieder für mich, sogar an den Sonntagen. Hach, wird das herrlich!
Zugegeben, ich fand es anfangs auch sehr befreiend, dass nicht mehr vor jedem Rasen ein „betreten verboten“-Schild prangte und Parks nicht mehr nur dazu dienten, sittsam auf den fein geharkten Kieswegen spazieren zu gehen und die Blumen anzuschauen. Ich fand, dass die Türken südländische Lässigkeit demonstrierten, wenn sie mit ihren gesamten Großfamilien einfach auf einer Wiese im Freien lagerten und sich nicht zu blöd waren, neben Gartenmöbeln auch noch einen Grill mitzuschleppen. So was wäre doch jedem ordentlichen Deutschen viel zu umständlich gewesen. Und irgendwie schickte sich das auch nicht.
Das hat sich gründlich geändert. Inzwischen gehört es zum guten Ton, ab April jeden Tag, an dem die Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes liegen, sämtliche Freunde und Verwandte zusammen zu trommeln und auf der nächstbesten freien Fläche ein Gelage zu veranstalten, an dem die alten Griechen ihre Freude gehabt hätten. Kinder, Hunde, Sofas, Kühlschränke, säckeweise Grillkohle, tonnenweise Fleisch und Würstchen, hektoliterweise Durstlöscher – es gibt nichts, was nicht an einsame Elbstrände und in kleine, lauschige Parks geschleppt wird. Nur, dass jene Parks nach diesem Attentat leider überhaupt nicht mehr lauschig sind und die Strände nicht mehr einsam. Die Luft riecht nicht mehr nach Frühling, sondern nach Rauch, Fett und der Notdurft all derer, die mangels öffentlicher Toiletten in die Büsche kriechen. Die Wiesen sind keine Wiesen mehr, sondern verdorrte, plattgewalzte Steppen. Je länger ein Wochenende dauert, desto schlimmer wird es, denn tagelang wird der Müll nicht beseitigt und um die Mülltonnen herum stapeln sich bergeweise Einweggrills und Plastikgeschirr. In einstmals hübschen Blumenbeeten liegt Abfall neben Aschehäufchen und manche Parkbank wird zum Altglascontainer. Dennoch lassen sich auch an einem so schwül-warmen Sonntag wie heute die Leute nicht abschrecken, zwischen den Müllhalden ihr Lager aufzuschlagen, dicht an dicht gedrängt, wie es schlimmer im Freibad während der Sommerferien nicht sein könnte, als hätten sie alle kein Zuhause mehr, als gäbe es außer Würtschen überhaupt keine anderen Nahrungsmittel mehr, als würde das höchste Glück ihres Daseins hier in diesem stinkenden Etwas liegen, das einstmals ein lauschiger, kleiner Park war, damals, als es noch diese Verbotsschilder gab und man zum Picknicken raus ins Grüne fuhr, dahin, wo man wirklich alleine war und sich erholen konnte.
Ja, und genau das werde ich in Zukunft tun – raus in die Natur fahren, weg aus diesem stinkenden Moloch. Allerdings nicht Sonntags, denn da sitze ich ganz entspannt am Schreibtisch und arbeite. Ich werde meine Wandertage auf einen beliebigen Wochentag legen, ohne Millionen anderer Hamburger im Schlepptau. Und irgendwann kommt auch die Zeit wieder, in der es kalt und grau und nass ist und alle Welt auf dem heimischen Sofa hockt. Dann habe ich auch meine geliebten Parks wieder für mich, sogar an den Sonntagen. Hach, wird das herrlich!
Unterwegs - feinstrick - 1. Jun, 23:35
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
rosmarin - 2. Jun, 02:10
hm...
im prinzip.... ja...
kann ich nachvollziehen.
und andererseits.... bäck to sonntagsspaziergängen auf frisch aufgeschütteten kieswegen (so wie hier in schilda gerade geschehen) ? njet.
in frankfurt ist es am mainufer so, wie du es für deine hamburger parks beschreibst.
und mir gehen diese massen auch auf den keks.
und die krähen und ratten, die alles aus den papierkörben rausziehen, was so manche familie dort brav herein gepackt hat.
und dennoch freu ich mich auf den juli. wenn die zigeuner (ich weiß, dass sagt man nicht) wieder einfallen und kleine raubzüge machen und unten am main schlafen und sich morgens um sechs im fluss waschen.
und ich sammel dann wieder den müll von den krähen auf und beschimpf die deutschen (ungeduschten) schwarzangler, die wegen der romanos die polizei rufen.
im prinzip.... ja...
kann ich nachvollziehen.
und andererseits.... bäck to sonntagsspaziergängen auf frisch aufgeschütteten kieswegen (so wie hier in schilda gerade geschehen) ? njet.
in frankfurt ist es am mainufer so, wie du es für deine hamburger parks beschreibst.
und mir gehen diese massen auch auf den keks.
und die krähen und ratten, die alles aus den papierkörben rausziehen, was so manche familie dort brav herein gepackt hat.
und dennoch freu ich mich auf den juli. wenn die zigeuner (ich weiß, dass sagt man nicht) wieder einfallen und kleine raubzüge machen und unten am main schlafen und sich morgens um sechs im fluss waschen.
und ich sammel dann wieder den müll von den krähen auf und beschimpf die deutschen (ungeduschten) schwarzangler, die wegen der romanos die polizei rufen.
feinstrick - 2. Jun, 08:51
Nein, ich will natürlich auch nicht mehr zurück zu den Verbotsschildern. Aber es würde mich nicht wundern, wenn sie bald wiederkämen, vor allem am Elbstrand, der teilweise Naturschutzgebiet ist. Es ärgert mich einfach, dass die Leute immer alles ins Extreme treiben müssen und es dadurch kaputt machen. Wenn sie wenigstens nach der Party ihren Müll mitnehmen würden, wäre ja schon viel getan.
OWeh (Gast) - 2. Jun, 12:58
Willkommen in der Welt der Selbstständigen!
So ähnlich mache ich das schon seit Jahren und ich werd es nie mehr anders können. Einkaufen am späten Vormittag, Biergarten werktags um drei…. Dafür bin ich halt dann Abend- und Wochenendarbeiter. An Sonntagen wird man eh schnell trübsinnig vor Langeweile und wenn man nichts arbeiten muss, was Kontakt mit anderen Firmen bedingt - eine wunderbare Lösung!
Ah, das geht übrigens nur solange gut, solange sich niemand ins eigene Leben schleicht, der einen 9-5 Job hat. Dann muss man sich ein Großteil der Abende und Wochenenden freischaufeln. Was man natürlich gerne tut. Und dann auch Sonntags wieder aufs Land fährt… *seufz*
Oh ja, der Sommer und die zugegrillten Parks und Seen. In den Parks sind es hier in München immer noch die Türken, die Gelage feiern am Sonntag. Da rotieren schon mal drei Lämmer nebeneinander über der Glut, aber nachher ist meistens auch alles wieder fein aufgeräumt. Und Alkoholexzesse gibt es auch keine. :-) Aber was sie da alles anschleppen auf Sack- und Handkarren - unglaublich.
Die Seen sind schon eher ein Problem. Der der Deutsche ist ein »natural born griller«, wie auf den Spaßmützen zu lesen ist und fast noch wichtiger als die Wurst sind die Biere dazu. So wird es dann laut, nachher schmutzig und den Nobelpreis würde ich an den verleihen, der unzerbrechliche Flaschen erfindet. Nein, den Sonntag verbringt man besser nicht in Naherholungsgebieten. Ganz recht.
Wobei Naturschutzgebiete: Außerhalb von München darf man in den Isarauen schon seit Jahren nicht viel mehr als rumliegen. Dafür bekommt man auf den Kiesbänken in der Stadt jetzt wegen Überfüllung monatelang keinen Fuß mehr auf den Boden.
Und der Sommer in der Stadt riecht nach Wurst. (Schlagersänger sollte man sein)
So ähnlich mache ich das schon seit Jahren und ich werd es nie mehr anders können. Einkaufen am späten Vormittag, Biergarten werktags um drei…. Dafür bin ich halt dann Abend- und Wochenendarbeiter. An Sonntagen wird man eh schnell trübsinnig vor Langeweile und wenn man nichts arbeiten muss, was Kontakt mit anderen Firmen bedingt - eine wunderbare Lösung!
Ah, das geht übrigens nur solange gut, solange sich niemand ins eigene Leben schleicht, der einen 9-5 Job hat. Dann muss man sich ein Großteil der Abende und Wochenenden freischaufeln. Was man natürlich gerne tut. Und dann auch Sonntags wieder aufs Land fährt… *seufz*
Oh ja, der Sommer und die zugegrillten Parks und Seen. In den Parks sind es hier in München immer noch die Türken, die Gelage feiern am Sonntag. Da rotieren schon mal drei Lämmer nebeneinander über der Glut, aber nachher ist meistens auch alles wieder fein aufgeräumt. Und Alkoholexzesse gibt es auch keine. :-) Aber was sie da alles anschleppen auf Sack- und Handkarren - unglaublich.
Die Seen sind schon eher ein Problem. Der der Deutsche ist ein »natural born griller«, wie auf den Spaßmützen zu lesen ist und fast noch wichtiger als die Wurst sind die Biere dazu. So wird es dann laut, nachher schmutzig und den Nobelpreis würde ich an den verleihen, der unzerbrechliche Flaschen erfindet. Nein, den Sonntag verbringt man besser nicht in Naherholungsgebieten. Ganz recht.
Wobei Naturschutzgebiete: Außerhalb von München darf man in den Isarauen schon seit Jahren nicht viel mehr als rumliegen. Dafür bekommt man auf den Kiesbänken in der Stadt jetzt wegen Überfüllung monatelang keinen Fuß mehr auf den Boden.
Und der Sommer in der Stadt riecht nach Wurst. (Schlagersänger sollte man sein)
feinstrick - 3. Jun, 17:32
Die Verbote kommen in Hamburg sicher auch wieder, ist nur eine Frage der Zeit. Offiziell ist das Grillen gerade an der Elbe eh nicht erlaubt, es wird nur geduldet. Gerade dann verstehe ich halt nicht, dass die Leute diese Duldung so ausnutzen.
Frauenzimmer - 3. Jun, 09:50
hm.. vielleicht hat es ja doch Vorteile in einem Dorf zu wohnen. Hier grillt man bei sich im Garten... oder eben in Ermangelung dessen im Garten von Freunden. Und das quasi an jedem besonnten Wochenende. Also ehrlich, Sommer auf dem Land, das hat was. Ich stelle mir gerade vor HIER würde jemand im Park grillen. Höhö.. das gäbe sicher ein großes "HALLO".
feinstrick - 3. Jun, 17:38
Land- und Stadtleben unterscheiden sich doch sehr stark. Wenn ich mir vorstelle, meine ganzen Nachbarn würden ständig im Hof oder auf ihren Balkonen Feuerchen machen...boah, da würde ich zuviel kriegen. Denn dann würde ja die GANZE STADT wie eine einzige Imbissbude stinken. Da bin ich dann doch ganz froh, dass sich das Spektakel überwiegend auf einige öffentliche Plätze konzentriert, die man im Sommer eben leider meiden muss.
Frauenzimmer (Gast) - 3. Jun, 16:03
Zitat oweh: .. und der Sommer riecht nach Wurst (Schlagersänger müßte man sein)
*GRÖHL*
Herrlich! Ich würde da gerne aushelfen. Also wenn se nen passenden Text und ne schöne Melodie haben. Her damit. Ich singe ihnen eins oder zwei. Oder, wir machen ein DÜTT, wie zwei. Wo muß ich hin, wo kommen se her? Das wird ein herrlicher Abend. Ich packe schon mal. *davonflitz* Hach..
*GRÖHL*
Herrlich! Ich würde da gerne aushelfen. Also wenn se nen passenden Text und ne schöne Melodie haben. Her damit. Ich singe ihnen eins oder zwei. Oder, wir machen ein DÜTT, wie zwei. Wo muß ich hin, wo kommen se her? Das wird ein herrlicher Abend. Ich packe schon mal. *davonflitz* Hach..
feinstrick - 3. Jun, 17:38
Hehe, Sie nun wieder. In jeder Lebenslage das passende Liedchen auf den Lippen...
april (Gast) - 4. Jun, 22:16
Da kann ich nur zustimmen. Sonntags, wenn alle unterwegs sind, bleiben wir zu Hause und genießen die himmlische Ruhe. Samstag geht noch so gerade, weil dann alle in Super- und Baumärkten sind, aber wochentags ist am besten (wenn man kann).
feinstrick - 7. Jun, 11:16
Ich muss noch lernen, dass man die Woche auch in einem anderen Rhythmus aufteilen kann als ich das mein Leben lang getan habe. Aber es spricht vieles dafür, umzudenken.
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