Dickicht
Ich habe mich verirrt im Dickicht meiner Gefühle, stecke fest zwischen Aufregung, Angst und Freude. Es ist so anders als alles andere, so fremd, so neu, so ungewohnt. Kein lauter Knall, der mich um den Verstand bringt, kein „Wow!“, das mir die Schuhe auszieht, wie bei ihm. Vielmehr ist es ein leises, zaghaftes Vorwärtsgehen. Anfangs habe ich die Signale gar nicht verstanden. Und auch jetzt bin ich nicht sicher, ob ich alles richtig deute. Er ist sehr verschlossen, behält seine Gefühle ganz für sich und öffnet sich nur millimeterweise. Ich habe seltsamerweise alle Zeit der Welt, dränge nicht, fordere nicht, sondern warte einfach ab.
„Ich telefoniere nicht gern“, hat er vor langer Zeit mal gesagt. Also nahmen wir immer nur Kontakt per Mail auf. Bis er irgendwann doch anrief, um irgendwas zu klären, das am Telefon schneller ging. Und dann wieder. Und wieder. Mittlerweile ruft er alle paar Tage an, und die Gespräche dauern nicht selten stundenlang. Meistens hat er einen Vorwand für seinen Anruf, damit uns beiden nicht auffällt, dass es völlig egal ist, worüber wir reden. Hauptsache, wir spüren Nähe und Lachen – und Erregung. Viel Erregung. Sehr viel Erregung.
Neulich gab es keinen Vorwand. „Ich denke ganz viel an dich“, sagte er. Einfach so. Ich freue mich riesig darüber, obwohl er vermutlich vor allem an die Erregung denkt, an diese unfassbare Gier, die wir aufeinander verspüren und die nach all der Zeit noch kein bisschen weniger geworden ist, im Gegenteil. Aber irgendwie ist da noch etwas anderes, schwingt zwischen uns mit, unausgesprochen, von uns beiden ängstlich beäugt. Ich sehe ihn an und denke: Du doch nicht. Und ich schaue noch einmal hin und merke: Doch, genau du!
Auf einmal wünsche ich mir mehr. Ich werde ungeduldig, kann es nicht abwarten, bis sein nächster Anruf kommt, bis wir uns wiedersehen. Und das macht mir Angst. Weil wir so gar nicht zueinander passen. Weil er nicht der Prinz hoch zu Ross ist. Weil mit ihm nichts so wäre, wie ich es mir immer erträumt habe. Vor allem aber, weil jeglicher Druck von mir alles sofort ruinieren würde. „Laufen lassen!“, sage ich mir immer wieder. „Warte einfach ab, dann geschehen die Dinge von selbst.“ Ich fürchte, das ist die schwerste Übung meines Lebens. Wenn ich sie meistere, wird, so glaube ich, sehr vieles richtig gut. Bis dahin kämpfe ich mich weiter durch dieses wirre Dickicht aus Gedanken und Empfindungen und frage mich voller Unruhe, an welcher Stelle meines Lebens ich am Ende herauskomme.
„Ich telefoniere nicht gern“, hat er vor langer Zeit mal gesagt. Also nahmen wir immer nur Kontakt per Mail auf. Bis er irgendwann doch anrief, um irgendwas zu klären, das am Telefon schneller ging. Und dann wieder. Und wieder. Mittlerweile ruft er alle paar Tage an, und die Gespräche dauern nicht selten stundenlang. Meistens hat er einen Vorwand für seinen Anruf, damit uns beiden nicht auffällt, dass es völlig egal ist, worüber wir reden. Hauptsache, wir spüren Nähe und Lachen – und Erregung. Viel Erregung. Sehr viel Erregung.
Neulich gab es keinen Vorwand. „Ich denke ganz viel an dich“, sagte er. Einfach so. Ich freue mich riesig darüber, obwohl er vermutlich vor allem an die Erregung denkt, an diese unfassbare Gier, die wir aufeinander verspüren und die nach all der Zeit noch kein bisschen weniger geworden ist, im Gegenteil. Aber irgendwie ist da noch etwas anderes, schwingt zwischen uns mit, unausgesprochen, von uns beiden ängstlich beäugt. Ich sehe ihn an und denke: Du doch nicht. Und ich schaue noch einmal hin und merke: Doch, genau du!
Auf einmal wünsche ich mir mehr. Ich werde ungeduldig, kann es nicht abwarten, bis sein nächster Anruf kommt, bis wir uns wiedersehen. Und das macht mir Angst. Weil wir so gar nicht zueinander passen. Weil er nicht der Prinz hoch zu Ross ist. Weil mit ihm nichts so wäre, wie ich es mir immer erträumt habe. Vor allem aber, weil jeglicher Druck von mir alles sofort ruinieren würde. „Laufen lassen!“, sage ich mir immer wieder. „Warte einfach ab, dann geschehen die Dinge von selbst.“ Ich fürchte, das ist die schwerste Übung meines Lebens. Wenn ich sie meistere, wird, so glaube ich, sehr vieles richtig gut. Bis dahin kämpfe ich mich weiter durch dieses wirre Dickicht aus Gedanken und Empfindungen und frage mich voller Unruhe, an welcher Stelle meines Lebens ich am Ende herauskomme.
Schlafzimmer - feinstrick - 10. Nov, 09:10
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Mairlynd (Gast) - 10. Nov, 09:41
Das ist so schön. Erinnert mich so an die erste Zeit mit meinem Freund.
Heute, nur fünf Jahre später, haben wir so wenig Gelegenheit für romantische, aufregende Momente und ich denke manchmal, wo sind nur die ersten zwei Jahre hin?
Es ist wunderschön, wie es jetzt ist, nur eben ganz anders als zu Anfang.
Ich wünsche Dir noch viele Gelegenheiten zum Genießen!
Heute, nur fünf Jahre später, haben wir so wenig Gelegenheit für romantische, aufregende Momente und ich denke manchmal, wo sind nur die ersten zwei Jahre hin?
Es ist wunderschön, wie es jetzt ist, nur eben ganz anders als zu Anfang.
Ich wünsche Dir noch viele Gelegenheiten zum Genießen!
feinstrick - 10. Nov, 10:32
Romantisch ist es (noch) nicht so richtig. Eher beunruhigend ... Und trotzdem irgendwie schön ...
Chaot (Gast) - 11. Nov, 10:04
Beunruhigend kann auch spannend sein...
feinstrick - 11. Nov, 14:48
Das ist es in jedem Fall.
Finchen1976 - 11. Nov, 15:52
Wunderschön ge- und beschrieben.
Frau Feinstrick, das hört sich irgendwie nach was Großem an. Genau WEIL es eben so anders ist als alle Erwartungen. Und das ist gut so.
Ich drücke alle Daumen!
Frau Feinstrick, das hört sich irgendwie nach was Großem an. Genau WEIL es eben so anders ist als alle Erwartungen. Und das ist gut so.
Ich drücke alle Daumen!
feinstrick - 11. Nov, 15:58
Ich fürchte, vor allem wird es zu großen Katastrophen kommen. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn das nicht so wäre. Bei DIESEM Mann ... Aber wer weiß ...
MM (Gast) - 12. Nov, 07:07
Auf Eines kannst Du Dich verlassen:
Wenn das jetzt schon Dein Eindruck ist,
wenn das jetzt schon Deine Gedanken sind,
dann wirst Du Dich in einer noch so langen beziehung immer wieder frisch an diese Zweifel erinnern, sobald einmal Konflikte aufkommen.
Wer ein "Ich denke ganz viel an Dich" genau EINE ZEILE später mit einem "obwohl" und "vermutlich" relativiert, wird sich in dieser Beziehung niemals richtig fallen lassen können.
Was vielleicht gar nicht so schlimm ist - es muss Dir lediglich klar sein, dass das, was DU zum vollständigen Fallenlassen brauchst, hier niemals wird gefunden werden können.
Wenn das jetzt schon Dein Eindruck ist,
wenn das jetzt schon Deine Gedanken sind,
dann wirst Du Dich in einer noch so langen beziehung immer wieder frisch an diese Zweifel erinnern, sobald einmal Konflikte aufkommen.
Wer ein "Ich denke ganz viel an Dich" genau EINE ZEILE später mit einem "obwohl" und "vermutlich" relativiert, wird sich in dieser Beziehung niemals richtig fallen lassen können.
Was vielleicht gar nicht so schlimm ist - es muss Dir lediglich klar sein, dass das, was DU zum vollständigen Fallenlassen brauchst, hier niemals wird gefunden werden können.
feinstrick - 12. Nov, 10:55
Schön beschrieben und gut beobachtet. Das ist genau der Punkt.
Andererseits neige ich dazu, mich völlig kopflos in Beziehungen zu stürzen, ohne über Schieflagen nachzudenken, die von Anfang an sichtbar sind. Das hat mich in der Vergangenheit in katastrophale Situationen geführt. Vielleicht ist es ganz gut, mal von Anfang an realistischer einzuschätzen, wie die Geschichte laufen wird und mit ganz wenigen Erwartungen an den Start zu gehen, statt lauter Luftschlösser zu bauen.
Andererseits neige ich dazu, mich völlig kopflos in Beziehungen zu stürzen, ohne über Schieflagen nachzudenken, die von Anfang an sichtbar sind. Das hat mich in der Vergangenheit in katastrophale Situationen geführt. Vielleicht ist es ganz gut, mal von Anfang an realistischer einzuschätzen, wie die Geschichte laufen wird und mit ganz wenigen Erwartungen an den Start zu gehen, statt lauter Luftschlösser zu bauen.
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