Freitag, 9. August 2013

Anspannung

Mein Urlaub beginnt nicht gerade entspannt. Ein großes Herzensprojekt von mir lernt laufen. Nach vielen Niederlagen und Zurückweisungen ist das für mich unfassbar. Noch bewegt sich alles in einem bescheidenen Rahmen – aber mir genügt es. Aufgeregt verfolge ich jeden Schritt, den mein Baby macht und freue mich, weil sich andere Menschen so sehr an ihm erfreuen. Das ist ein unfassbar schönes Geschenk. Aber vor lauter Aufregung komme ich gar nicht zur Ruhe.

Dazu kommt der Tod eines Onkels. Er war alt und krank und sein Sterben keine Überraschung. Wir hatten kaum Kontakt, in den letzten zehn Jahren habe ich ihn ganze drei Mal gesehen – zweimal auf einer Beerdigung, einmal auf einer Hochzeit. Und doch bin ich nun mitten drin im Trauerwirrwarr. Die nächsten Angehörigen wollten, überfordert und gesundheitlich selbst schwer angeschlagen, zunächst keine offizielle Trauerfeier organisieren. Irritation bis hin zu Empörung seitens der Verwandtschaft. („Wir haben doch auch ein Recht auf Abschiednehmen.“). Ich streite mich mit meinem Bruder, der sehr herrisch und besitzergreifend vorgeht und auf meine Einwände hin den Chef raushängen lässt: „Ich weiß genau, was ich zu tun habe.“ Wirklich? Weiß überhaupt irgendwer, was zu tun ist, wenn ein anderer Mensch Vater oder Ehemann verliert? Oft wissen es doch die Betroffenen nicht mal selbst.

Es wird nun doch eine Feier geben. Wie sehr der Druck der Sippschaft bei der Entscheidung eine Rolle gespielt hat, vermag ich nicht zu sagen. Mein Urlaub wird jedenfalls zerschnitten von einer Reise nach Süddeutschland, die weder erfreulich noch entspannt sein wird. Bis dahin suche ich dringend nach Ruheinseln, die ich bisher kaum finde – vor allem, weil ich innerlich so unruhig bin. Entspannung, so merke ich, entsteht nicht auf Knopfdruck, schon gar nicht, wenn man zuvor monatelang unter Hochspannung stand.

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Captain (Gast) - 9. Aug, 13:02

Trauer geht immer anders, jeder macht es, wie er mag. Dein Bruder wird halt herrisch. Ohne Trauerfeier ist es aber in der Tat doof, finde ich.

Warum musst Du da eigentlich hinfahren?

Vielmehr würde ich Dir empfehlen, einfach mal wegzufahren. Geh wandern! Sei langsam! Setzt Dich doch aufs Fahrad und fahre die Elbe runter nach Magdeburg oder Dresden. Da hast Du immer was zu tun, lernst Leute kennen und kommst auf andere Gedanken.

Captain (Gast) - 9. Aug, 13:03

Oder setz Dich aufs Fahrrad, meinte ich

feinstrick - 9. Aug, 19:45

Ich fahre da hin, weil meine Cousine und ihre Mutter sehr alleine sind. Außer mir und meinen Geschwistern wird fast niemand zu dieser Trauerfeier erscheinen. Und ich weiß, wie gut es tut, Beistand zu haben, wenn man jemanden verloren hat. Außerdem ist das eine Art Abschied von einem großen Teil meiner Familiengeschichte. Darum ist es mir wichtig.

Ich verreise auch noch: Zwei Wochen Kanaren. Kommt aber erst in der zweiten Urlaubshälfte. Vorher sind kleine Ausflüge ins Umland geplant (heute: Freundinnenbesuch in Lüneburg).

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Übermorgen fliege ich in den Urlaub, und wenn ich zurückkehre,...
feinstrick - 15. Mai, 21:06
Hat ja geklappt :)
Hat ja geklappt :)
steppenhund - 11. Feb, 22:02
Ja, ich erinnere mich...
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feinstrick - 11. Feb, 20:08
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feinstrick - 11. Feb, 20:08

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