Schatten der Vergangenheit
Ich habe so viel an mir gearbeitet und denke, dass sich das doch irgendwann mal auszahlen muss, dass ich es schaffen muss, die Schatten der Vergangenheit loszulassen. Aber so leicht ist das nicht. Es gibt Situationen, in denen klappt es schon sehr gut. Vielleicht, weil die Gespenster da nicht so präsent sind. Wenn ich dem Mann begegne, sind sie jedoch leider immer noch alle da. Meine Gespenster der Vergangenheit, und seine auch. Sie stehen neben uns, zwischen uns, hinter uns, machen Kommunikation mühsam, lassen mich angespannt und unruhig sein, verkrampft und unsicher.
Wir sitzen zusammen auf meinem Sofa, aber zwischen uns befindet sich ein riesengroßer Graben, den ich nicht überwinden kann. Ich möchte so gern, dass er mich so sehen kann, wie ich wirklich bin – mit all der Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die ich oft habe, mit dem Geist und Witz, der Unbekümmertheit und Energie, die ich selber spüre, wenn ich mal nicht total vernagelt bin. Stattdessen sitze ich neben ihm wie das Kaninchen vor der Schlange. Wie gelähmt. Leere in Hirn und Herz. Ich hasse mich dafür. Aber das macht es nur noch schlimmer. Er erzählt mir gute Sachen, aber ich höre kaum zu. Er stellt mir Fragen, aber mir fallen die passenden Antworten nicht ein. Meine eigenen Fragen habe ich auch komplett vergessen. Was ist das bloß? Ich war mir so sicher, dass es diesmal besser als sonst gehen würde, dass ich ihm anders begegnen könnte. Immerhin kann ich seine Ratschläge und Tipps annehmen, gehe nicht wie früher in die totale Ablehnung. Vielleicht muss ich das als kleinen Fortschritt werten.
Wir haben uns zum Arbeiten getroffen, und er bleibt die ganze Zeit total geschäftsmäßig. Vielleicht ist es das, was mich so verstört. Diese strikte Trennung zwischen Kopf und Herz, Geist und Körper, die er immer wieder vornimmt. Erst als er schon halb zur Tür raus ist, kommt plötzlich die Lust. Der Abschiedskuss wird inniger als geplant, und schlagartig entspanne ich mich. Sobald wir uns anfassen, sprechen wir eine andere Sprache miteinander. Da spürt er genau, wie es mir geht, und ich spüre, was er braucht. Da müssen wir uns nicht verstellen, muss keiner von uns Angst haben. Auf einmal bin ich ganz bei mir. Und bei ihm.
Der Sex ist leise und zärtlich an diesem Tag. Wir stehen beieinander, berühren uns zart, spüren, genießen, schauen. Ganz unaufgeregt, ganz nah. So innig sind wir noch nie miteinander umgegangen. Die Lust ist eigentlich zweitrangig, es geht um etwas ganz anderes. Wieder stehen wir endlos lange gemeinsam vor meinem Spiegel. Das scheint er neuerdings zu lieben. Mehr denn je denke ich, wie gut wir optisch zusammen passen. Viel besser als ich immer dachte. Wir landen doch noch im Schlafzimmer, obwohl er eigentlich gar keine Zeit mehr hat, längst gehen wollte. Behutsam verwöhne ich ihn, er genießt jede noch so zarte Berührung. Hinterher liegen wir eng umschlungen beieinander. Er schläft kurz ein, hält mich dabei fest im Arm. Ich genieße seine Nähe, seine Wärme.
Warum konnten wir den ganzen Nachmittag nicht halb so einfühlsam miteinander umgehen? Warum kriegen wir das immer nur hin, wenn wir uns auf körperlicher Ebene begegnen? Was ist so schwer daran, miteinander zu reden? Sich auszutauschen? Warum stehen diese elenden Gespenster immer nur zwischen uns, wenn wir uns außerhalb des Bettes bewegen?
Ich dachte, ich hätte das alles längst begriffen. Aber etwas zu verstehen und es auch umsetzen zu können, sind eben doch sehr verschiedene Dinge.
Wir sitzen zusammen auf meinem Sofa, aber zwischen uns befindet sich ein riesengroßer Graben, den ich nicht überwinden kann. Ich möchte so gern, dass er mich so sehen kann, wie ich wirklich bin – mit all der Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die ich oft habe, mit dem Geist und Witz, der Unbekümmertheit und Energie, die ich selber spüre, wenn ich mal nicht total vernagelt bin. Stattdessen sitze ich neben ihm wie das Kaninchen vor der Schlange. Wie gelähmt. Leere in Hirn und Herz. Ich hasse mich dafür. Aber das macht es nur noch schlimmer. Er erzählt mir gute Sachen, aber ich höre kaum zu. Er stellt mir Fragen, aber mir fallen die passenden Antworten nicht ein. Meine eigenen Fragen habe ich auch komplett vergessen. Was ist das bloß? Ich war mir so sicher, dass es diesmal besser als sonst gehen würde, dass ich ihm anders begegnen könnte. Immerhin kann ich seine Ratschläge und Tipps annehmen, gehe nicht wie früher in die totale Ablehnung. Vielleicht muss ich das als kleinen Fortschritt werten.
Wir haben uns zum Arbeiten getroffen, und er bleibt die ganze Zeit total geschäftsmäßig. Vielleicht ist es das, was mich so verstört. Diese strikte Trennung zwischen Kopf und Herz, Geist und Körper, die er immer wieder vornimmt. Erst als er schon halb zur Tür raus ist, kommt plötzlich die Lust. Der Abschiedskuss wird inniger als geplant, und schlagartig entspanne ich mich. Sobald wir uns anfassen, sprechen wir eine andere Sprache miteinander. Da spürt er genau, wie es mir geht, und ich spüre, was er braucht. Da müssen wir uns nicht verstellen, muss keiner von uns Angst haben. Auf einmal bin ich ganz bei mir. Und bei ihm.
Der Sex ist leise und zärtlich an diesem Tag. Wir stehen beieinander, berühren uns zart, spüren, genießen, schauen. Ganz unaufgeregt, ganz nah. So innig sind wir noch nie miteinander umgegangen. Die Lust ist eigentlich zweitrangig, es geht um etwas ganz anderes. Wieder stehen wir endlos lange gemeinsam vor meinem Spiegel. Das scheint er neuerdings zu lieben. Mehr denn je denke ich, wie gut wir optisch zusammen passen. Viel besser als ich immer dachte. Wir landen doch noch im Schlafzimmer, obwohl er eigentlich gar keine Zeit mehr hat, längst gehen wollte. Behutsam verwöhne ich ihn, er genießt jede noch so zarte Berührung. Hinterher liegen wir eng umschlungen beieinander. Er schläft kurz ein, hält mich dabei fest im Arm. Ich genieße seine Nähe, seine Wärme.
Warum konnten wir den ganzen Nachmittag nicht halb so einfühlsam miteinander umgehen? Warum kriegen wir das immer nur hin, wenn wir uns auf körperlicher Ebene begegnen? Was ist so schwer daran, miteinander zu reden? Sich auszutauschen? Warum stehen diese elenden Gespenster immer nur zwischen uns, wenn wir uns außerhalb des Bettes bewegen?
Ich dachte, ich hätte das alles längst begriffen. Aber etwas zu verstehen und es auch umsetzen zu können, sind eben doch sehr verschiedene Dinge.
Schlafzimmer - feinstrick - 11. Jul, 11:03
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Eugenie Faust - 11. Jul, 11:34
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es Ebenen gibt, auf denen man sensationell gut klar kommt und gleichzeitig auf einem anderen Kanal gar nichts geht. Bei einer ganz großen Liebe in meinem Leben lief alles ausgezeichnet, sobald der Körper im Spiel war, und wenn geredet wurde, kam es leicht zu Unbehagen oder zu Konflikten. Interessanterweise habe ich das bei einem Blick in ein Partnerhoroskop abgebildet sehen können, und ich konnte mich mit diesem Umstand versöhnen. (In meinem Leben gibt es beispielsweise auch Menschen, mit denen ich Gespräche führen kann, in denen ich mich selbst übertreffe, und dann gibt es wiederum Menschen, bei denen ich kaum ein gerades Wort herausbekomme.)
Ihren letzten Artikel fand ich übrigens sehr bemerkenswert.
Ihren letzten Artikel fand ich übrigens sehr bemerkenswert.
feinstrick - 11. Jul, 11:53
Ja, es scheint tatsächlich so zu sein, dass wir uns oft nur auf einer Ebene gut begegnen können. Ich habe das so extrem allerdings noch nie erlebt.
Freut mich, dass mein letzter Artikel Sie so interessiert hat. Ich war ziemlich müde, als ich ihn geschrieben habe und unsicher, wie er wirken würde. Hinterher ging mir auf, dass ich die Dinge noch viel deutlicher hätte beschreiben und erklären können.
Freut mich, dass mein letzter Artikel Sie so interessiert hat. Ich war ziemlich müde, als ich ihn geschrieben habe und unsicher, wie er wirken würde. Hinterher ging mir auf, dass ich die Dinge noch viel deutlicher hätte beschreiben und erklären können.
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