Sterngucker
Vor einigen Monaten erzählte mir eine Freundin, sie habe beim Aufräumen einen Stapel Papiere entdeckt, die sich bei genauerer Betrachtung als mein Horoskop entpuppten. Erst nach und nach fiel uns beiden wieder ein, wie meine Freundin für mich vor vielen Jahren in die Sterne geschaut hat. Ich erinnerte mich dunkel an komplizierte Zeichen- und Zahlengebilde und unverständliches Gemurmel, das sie bei deren Betrachtung von sich gegeben hatte. Sie befasst sich sehr intensiv mit Astrologie, ich selbst habe davon null Ahnung und glaube eigentlich auch nicht dran. Andererseits - was wissen wir Menschen schon?
Mit einem Blick auf die Papiere erklärte meine Freundin ernsthaft: „Rückblickend stimmt dein Horoskop erstaunlich gut. Darin steht, dass die vergangenen 15 Jahre für dich voller Unruhe waren und du schwere Zeiten durchlitten hast.“ Na ja, das stimmt schon. Allerdings trifft das vermutlich auf die meisten Leute in meinem Alter zu. „Aber“, fuhr meine Freundin fort, „es stehen großartige Zeiten bevor. Ab Frühling 2015 stehen deine Sterne extrem günstig und ganz im Zeichen des Jupiters. Das wird grandios für dich! Und der Wandel macht sich vermutlich schon einige Monate vorher bemerkbar.“ Ich glaubte ihr aufs Wort, denn just zu dieser Zeit wurde ich dank einer erfolgreichen Buchveröffentlichung überraschend mit Geld überhäuft. Außerdem ging es mir in jeder Hinsicht so gut wie selten zuvor. Ich war entspannt, glücklich und zufrieden und ganz und gar bei mir.
So. Und nun haben wir 2015, das Frühjahr ist so gut wie rum, und was soll ich sagen? Prompt fangen die Turbulenzen an. Beruflich erlitt ich kurz hintereinander gleich auf mehreren Ebenen Schiffbruch, das ist irgendwie gut (weil richtungweisend) und irgendwie schlecht, weil mir dadurch Sicherheiten fehlen. Und dann tauchten die Männer wieder auf. Gleich im Plural. Ich bin geschmeichelt von der eigenwilligen Treue dieser Herren, die wohl dadurch entstanden ist, dass sie niemals die ganze Käthe haben wollten, immer nur ein kleines Bisschen von ihr. Wenn man sich diese Häppchen gut einteilt, kommt man damit ein Leben lang hin. Schön für die Herren. Und für mich? Nun ja, ich merke auch, dass sich mein Leben weitergedreht hat, während diese Herren irgendwie nicht von Fleck zu kommen scheinen. Das lässt sie nicht gerade attraktiv erscheinen. Und doch: Während in einem Fall die Dinge sehr klar sind, gestalten sie sich im anderen kompliziert. Das ist mir nicht geheuer.
Ich weiß nur eins: Mir ging es im Niemandsland, in dieser stillen Übergangszeit, in der so überhaupt nichts passierte, außer dass ich Bücher geschrieben und wie von selbst Geld verdient habe, ausgesprochen gut. Ich würde dort gern noch ein wenig verweilen. Aber diese Zeit der unschuldigen Träumereien scheint vorerst vorbei zu sein. Immerhin ist es ein kleiner Trost, dass die Turbulenzen offenbar alle ein gutes Ende nehmen werden. Steht ja schließlich so in den Sternen.
Mit einem Blick auf die Papiere erklärte meine Freundin ernsthaft: „Rückblickend stimmt dein Horoskop erstaunlich gut. Darin steht, dass die vergangenen 15 Jahre für dich voller Unruhe waren und du schwere Zeiten durchlitten hast.“ Na ja, das stimmt schon. Allerdings trifft das vermutlich auf die meisten Leute in meinem Alter zu. „Aber“, fuhr meine Freundin fort, „es stehen großartige Zeiten bevor. Ab Frühling 2015 stehen deine Sterne extrem günstig und ganz im Zeichen des Jupiters. Das wird grandios für dich! Und der Wandel macht sich vermutlich schon einige Monate vorher bemerkbar.“ Ich glaubte ihr aufs Wort, denn just zu dieser Zeit wurde ich dank einer erfolgreichen Buchveröffentlichung überraschend mit Geld überhäuft. Außerdem ging es mir in jeder Hinsicht so gut wie selten zuvor. Ich war entspannt, glücklich und zufrieden und ganz und gar bei mir.
So. Und nun haben wir 2015, das Frühjahr ist so gut wie rum, und was soll ich sagen? Prompt fangen die Turbulenzen an. Beruflich erlitt ich kurz hintereinander gleich auf mehreren Ebenen Schiffbruch, das ist irgendwie gut (weil richtungweisend) und irgendwie schlecht, weil mir dadurch Sicherheiten fehlen. Und dann tauchten die Männer wieder auf. Gleich im Plural. Ich bin geschmeichelt von der eigenwilligen Treue dieser Herren, die wohl dadurch entstanden ist, dass sie niemals die ganze Käthe haben wollten, immer nur ein kleines Bisschen von ihr. Wenn man sich diese Häppchen gut einteilt, kommt man damit ein Leben lang hin. Schön für die Herren. Und für mich? Nun ja, ich merke auch, dass sich mein Leben weitergedreht hat, während diese Herren irgendwie nicht von Fleck zu kommen scheinen. Das lässt sie nicht gerade attraktiv erscheinen. Und doch: Während in einem Fall die Dinge sehr klar sind, gestalten sie sich im anderen kompliziert. Das ist mir nicht geheuer.
Ich weiß nur eins: Mir ging es im Niemandsland, in dieser stillen Übergangszeit, in der so überhaupt nichts passierte, außer dass ich Bücher geschrieben und wie von selbst Geld verdient habe, ausgesprochen gut. Ich würde dort gern noch ein wenig verweilen. Aber diese Zeit der unschuldigen Träumereien scheint vorerst vorbei zu sein. Immerhin ist es ein kleiner Trost, dass die Turbulenzen offenbar alle ein gutes Ende nehmen werden. Steht ja schließlich so in den Sternen.
Wohnzimmer - feinstrick - 16. Jun, 23:29
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Michael (Gast) - 17. Jun, 18:21
Niemandsland ist manchmal ganz gut, ja. Aber wenn von draußennichts kommt, dann muss man so ein Niemandsland auch von selber wieder mal verlassen. Glaub' ich.
feinstrick - 27. Jun, 21:42
Das glaub ich auch. ;-)
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