Über Bord gegangen
Es ist auf den Tag genau drei Jahre her, dass ich einen sehr besonderen Abend an einem sehr besonderen Ort erlebte. Rückblickend war dieser Abend der Schlüssel zu vielem, was in den nächsten Jahren folgen sollte, ein Türöffner der ganz besonderen Art. Wenn ich das damals geahnt hätte, nun, ich glaube, ich wäre nicht mit an Bord dieser kleinen Barkasse gestiegen, die mich und einen Haufen Fremder (und einige wenige Freunde) durch den Hamburger Hafen schippern sollte. So aber genoss ich ganz unbedarft den Moment, ließ mich von der heiteren Stimmung und der fröhlichen Musik an Bord anstecken und fand das Leben großartig.
Alles war gut – bis auf diesen winzigen Augenblick, in dem sich mein Blick in einem Augenpaar verhakte und ich darin etwas las, das ich nicht sehen wollte und ganz gewiss auch nicht sehen sollte. Mein Herz setzte kurz aus und ich schaute erschrocken weg – genau wie der Mann, zu dem diese Augen gehörten.
Wir taten anschließend so, als sei nichts gewesen und trafen uns am nächsten Tag wieder, um erneut einen sehr besonderen Abend miteinander zu erlebten. Diesmal in meiner Wohnung, zusammen mit lieben Freunden. Wie der Abend zuvor war auch dieser außergewöhnlich schön, entspannt, fröhlich, intensiv. Ich fühlte mich so aufgehoben im Kreis meiner Freunde wie selten zuvor. Und ich wusste, dass wir so ein perfektes Miteinander so schnell nicht wieder erleben würden. Vielleicht haben wir es deshalb seit damals nicht mehr wiederholt, vielleicht habe ich darum in den nächsten Jahren diesen Jahrestag mehr oder weniger ignoriert.
Auf diesen Abend folgten einige sehr unbeschwerte Wochen, die sich über den Jahreswechsel hin schleichend zu einer Zeit voller Zweifel, Unruhe und Unsicherheit wandelten. Ich fühlte mich auf einmal wie gefangen auf jenem kleinen Schiff, das mich den Fluss entlangschaukelte – uferlos und auf schwankendem Grund, gefangen im Blick dieses Mannes, der mir für eine winzige Sekunde seine Seele offenbart hatte und mich damit an sich band.
Ohne dasss ich je mit ihm darüber gesprochen hätte, wusste ich, dass es kaum jemanden gab, der gesehen hatte, was ich sah. Und als müsse er mir beweisen, dass ich mich nicht getäuscht hatte, zeigte mir dieser Mann in den nächsten Jahren Stück für Stück auf manchmal geradezu brutale Weise, was ich im Grunde längst wusste. Geholfen hat es nicht. Weder mein Wissen, noch sein Zeigen. Mir machten seine Abgründe nämlich noch mehr Angst als ihm und erinnerten mich auf fatale Weise an meine eigenen Dämonen. Er berührte Seiten in mir, die ich nicht sehen wollte, mit denen ich mich nicht befassen wollte – aus gutem Grund. Aber ich konnte mich nicht wehren, wurde von meinen eigenen Dämonen (oder von seinen?) von den Füßen gehauen.
Als ich am Boden lag, half mir ausgerechnet eine Freundin, die damals mit auf besagtem Schiff durch den Hafen schipperte. Sie hatte die Fahrt nicht als heiter empfunden, sondern als bedrohlich und war sehr rasch von Bord gegangen. Vielleicht hätte ich ihr folgen sollen, statt zu bleiben und in die Seele eines Menschen zu blicken, der mir bis dahin im Grunde vollkommen fremd war. Dann wäre mir erspart geblieben, was ich damals sah. All diese Angst. Diese Verzweiflung. Und diese unfassbar große Sehnsucht. Ob es mich glücklicher gemacht hätte? Wer weiß. Ich wäre dann bloß an einem anderen Punkt meines Lebens über Bord gegangen und an unbekannte Ufer gespült worden. Besser? Wohl kaum. Nur anders.
Alles war gut – bis auf diesen winzigen Augenblick, in dem sich mein Blick in einem Augenpaar verhakte und ich darin etwas las, das ich nicht sehen wollte und ganz gewiss auch nicht sehen sollte. Mein Herz setzte kurz aus und ich schaute erschrocken weg – genau wie der Mann, zu dem diese Augen gehörten.
Wir taten anschließend so, als sei nichts gewesen und trafen uns am nächsten Tag wieder, um erneut einen sehr besonderen Abend miteinander zu erlebten. Diesmal in meiner Wohnung, zusammen mit lieben Freunden. Wie der Abend zuvor war auch dieser außergewöhnlich schön, entspannt, fröhlich, intensiv. Ich fühlte mich so aufgehoben im Kreis meiner Freunde wie selten zuvor. Und ich wusste, dass wir so ein perfektes Miteinander so schnell nicht wieder erleben würden. Vielleicht haben wir es deshalb seit damals nicht mehr wiederholt, vielleicht habe ich darum in den nächsten Jahren diesen Jahrestag mehr oder weniger ignoriert.
Auf diesen Abend folgten einige sehr unbeschwerte Wochen, die sich über den Jahreswechsel hin schleichend zu einer Zeit voller Zweifel, Unruhe und Unsicherheit wandelten. Ich fühlte mich auf einmal wie gefangen auf jenem kleinen Schiff, das mich den Fluss entlangschaukelte – uferlos und auf schwankendem Grund, gefangen im Blick dieses Mannes, der mir für eine winzige Sekunde seine Seele offenbart hatte und mich damit an sich band.
Ohne dasss ich je mit ihm darüber gesprochen hätte, wusste ich, dass es kaum jemanden gab, der gesehen hatte, was ich sah. Und als müsse er mir beweisen, dass ich mich nicht getäuscht hatte, zeigte mir dieser Mann in den nächsten Jahren Stück für Stück auf manchmal geradezu brutale Weise, was ich im Grunde längst wusste. Geholfen hat es nicht. Weder mein Wissen, noch sein Zeigen. Mir machten seine Abgründe nämlich noch mehr Angst als ihm und erinnerten mich auf fatale Weise an meine eigenen Dämonen. Er berührte Seiten in mir, die ich nicht sehen wollte, mit denen ich mich nicht befassen wollte – aus gutem Grund. Aber ich konnte mich nicht wehren, wurde von meinen eigenen Dämonen (oder von seinen?) von den Füßen gehauen.
Als ich am Boden lag, half mir ausgerechnet eine Freundin, die damals mit auf besagtem Schiff durch den Hafen schipperte. Sie hatte die Fahrt nicht als heiter empfunden, sondern als bedrohlich und war sehr rasch von Bord gegangen. Vielleicht hätte ich ihr folgen sollen, statt zu bleiben und in die Seele eines Menschen zu blicken, der mir bis dahin im Grunde vollkommen fremd war. Dann wäre mir erspart geblieben, was ich damals sah. All diese Angst. Diese Verzweiflung. Und diese unfassbar große Sehnsucht. Ob es mich glücklicher gemacht hätte? Wer weiß. Ich wäre dann bloß an einem anderen Punkt meines Lebens über Bord gegangen und an unbekannte Ufer gespült worden. Besser? Wohl kaum. Nur anders.
Schlafzimmer - feinstrick - 28. Okt, 21:31
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