Mädchen
Sie schlendert frisch geduscht ins Wohnzimmer, steht einen Moment im Raum wie ein Model auf dem Laufsteg, die langen Haare unter einem Handtuchturban versteckt, was die orientalischen Züge in ihrem Gesicht wunderbar betont und sie mindestens fünf Jahre älter aussehen lässt. Lässig wirft sie sich aufs Sofa und streckt die langen, nackten Füße auf dem Wohnzimmertisch aus. Da sitzt sie, denke ich, meine Zukunft, unsere Zukunft. Gerade mal zwölf Jahre alt, unschuldig, ahnungslos, aber sehr neugierig, sehr wach, zickig, wie es sich für eine Zwölfjährige gehört, mitfühlend, wie es manche Erwachsenen kaum hinkriegen, bildschön, ohne dass sie sich dessen bewusst ist, ein Mädchen auf dem Weg zur Frau. Ich denke daran, wie ich selbst mit zwölf aussah. Jung und unschuldig, ja, aber nicht halb so fraulich, da bin ich mir sicher. Ich war noch ein Kind, durch und durch. Bei mir hat es lange gedauert mit dem Älterwerden. Genau genommen bin ich bis heute nicht richtig erwachsen geworden – innerlich wie äußerlich.
Später stehen wir im Garten beim Meerschweinchenstall. Es ist lausig kalt. Sie trägt immer noch den Handtuchturban, und die nackten Füße stecken in offenen Sandalen. „Das sind meine Hausschuhe“, protestiert ihre Mutter. „Wieso ziehst du die hier draußen an?“ Sie zuckt gleichgültig die Schultern und konzentriert sich ganz darauf, eins der Meerschweinchen einzufangen. Die Diva vom Laufsteg ist wieder das kleine Mädchen geworden, das, vollkommen frei von Eitelkeiten, nur für den Moment lebt. Ich bin fast erleichtert. Ganz verschwunden ist das Kind also doch noch nicht. Die Kleine, die ich seit dem Tag ihrer Geburt kenne, die immer viel zu mager war und kein Kind, bei dem man vor Entzücken in Ohs und Ahs ausbrach. Nicht so intelligent wie der große Bruder. Nicht so niedlich wie die kleine Schwester. Dafür aber von unbändiger Energie und mit einem eisernen Willen, mit dessen Hilfe sie ihre Geschwister regelmäßig abhängt.
Und heute? Heute sieht man, wie sich das kleine Entlein in einen schönen Schwan verwandelt. Ich bin stolz auf sie. Wir waren uns immer besonders nah, sie ist, im selben Sternzeichen wie ich geboren, eine kleine Seelenverwandte von mir. Ja, ich bin stolz darauf, wie sie ihre Ängste überwindet und sich Schritt für Schritt hinaus in die Welt traut. Und wehmütig. Wie lange noch wird sie so unschuldig auf dem Sofa zwischen Mutter und Tante sitzen, sich an uns kuscheln und uns alles anvertrauen, was sie beschäftigt? Wie lange noch wird sie mit ihrer kleinen Schwester spielen, sich mit dem großen Bruder erst streiten, um dann einvernehmlich mit ihm am Computer zu sitzen? Wie lange wird es noch dauern, bis aus ihr und ihren Geschwistern Erwachsene geworden sind und sie davonfliegen? Die Zeit des innigen Familienlebens ist, so scheint es mir, erschreckend überschaubar geworden.
Später stehen wir im Garten beim Meerschweinchenstall. Es ist lausig kalt. Sie trägt immer noch den Handtuchturban, und die nackten Füße stecken in offenen Sandalen. „Das sind meine Hausschuhe“, protestiert ihre Mutter. „Wieso ziehst du die hier draußen an?“ Sie zuckt gleichgültig die Schultern und konzentriert sich ganz darauf, eins der Meerschweinchen einzufangen. Die Diva vom Laufsteg ist wieder das kleine Mädchen geworden, das, vollkommen frei von Eitelkeiten, nur für den Moment lebt. Ich bin fast erleichtert. Ganz verschwunden ist das Kind also doch noch nicht. Die Kleine, die ich seit dem Tag ihrer Geburt kenne, die immer viel zu mager war und kein Kind, bei dem man vor Entzücken in Ohs und Ahs ausbrach. Nicht so intelligent wie der große Bruder. Nicht so niedlich wie die kleine Schwester. Dafür aber von unbändiger Energie und mit einem eisernen Willen, mit dessen Hilfe sie ihre Geschwister regelmäßig abhängt.
Und heute? Heute sieht man, wie sich das kleine Entlein in einen schönen Schwan verwandelt. Ich bin stolz auf sie. Wir waren uns immer besonders nah, sie ist, im selben Sternzeichen wie ich geboren, eine kleine Seelenverwandte von mir. Ja, ich bin stolz darauf, wie sie ihre Ängste überwindet und sich Schritt für Schritt hinaus in die Welt traut. Und wehmütig. Wie lange noch wird sie so unschuldig auf dem Sofa zwischen Mutter und Tante sitzen, sich an uns kuscheln und uns alles anvertrauen, was sie beschäftigt? Wie lange noch wird sie mit ihrer kleinen Schwester spielen, sich mit dem großen Bruder erst streiten, um dann einvernehmlich mit ihm am Computer zu sitzen? Wie lange wird es noch dauern, bis aus ihr und ihren Geschwistern Erwachsene geworden sind und sie davonfliegen? Die Zeit des innigen Familienlebens ist, so scheint es mir, erschreckend überschaubar geworden.
Wohnzimmer - feinstrick - 6. Dez, 09:46
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