Donnerstag, 10. November 2011

Dickicht

Ich habe mich verirrt im Dickicht meiner Gefühle, stecke fest zwischen Aufregung, Angst und Freude. Es ist so anders als alles andere, so fremd, so neu, so ungewohnt. Kein lauter Knall, der mich um den Verstand bringt, kein „Wow!“, das mir die Schuhe auszieht, wie bei ihm. Vielmehr ist es ein leises, zaghaftes Vorwärtsgehen. Anfangs habe ich die Signale gar nicht verstanden. Und auch jetzt bin ich nicht sicher, ob ich alles richtig deute. Er ist sehr verschlossen, behält seine Gefühle ganz für sich und öffnet sich nur millimeterweise. Ich habe seltsamerweise alle Zeit der Welt, dränge nicht, fordere nicht, sondern warte einfach ab.

„Ich telefoniere nicht gern“, hat er vor langer Zeit mal gesagt. Also nahmen wir immer nur Kontakt per Mail auf. Bis er irgendwann doch anrief, um irgendwas zu klären, das am Telefon schneller ging. Und dann wieder. Und wieder. Mittlerweile ruft er alle paar Tage an, und die Gespräche dauern nicht selten stundenlang. Meistens hat er einen Vorwand für seinen Anruf, damit uns beiden nicht auffällt, dass es völlig egal ist, worüber wir reden. Hauptsache, wir spüren Nähe und Lachen – und Erregung. Viel Erregung. Sehr viel Erregung.

Neulich gab es keinen Vorwand. „Ich denke ganz viel an dich“, sagte er. Einfach so. Ich freue mich riesig darüber, obwohl er vermutlich vor allem an die Erregung denkt, an diese unfassbare Gier, die wir aufeinander verspüren und die nach all der Zeit noch kein bisschen weniger geworden ist, im Gegenteil. Aber irgendwie ist da noch etwas anderes, schwingt zwischen uns mit, unausgesprochen, von uns beiden ängstlich beäugt. Ich sehe ihn an und denke: Du doch nicht. Und ich schaue noch einmal hin und merke: Doch, genau du!

Auf einmal wünsche ich mir mehr. Ich werde ungeduldig, kann es nicht abwarten, bis sein nächster Anruf kommt, bis wir uns wiedersehen. Und das macht mir Angst. Weil wir so gar nicht zueinander passen. Weil er nicht der Prinz hoch zu Ross ist. Weil mit ihm nichts so wäre, wie ich es mir immer erträumt habe. Vor allem aber, weil jeglicher Druck von mir alles sofort ruinieren würde. „Laufen lassen!“, sage ich mir immer wieder. „Warte einfach ab, dann geschehen die Dinge von selbst.“ Ich fürchte, das ist die schwerste Übung meines Lebens. Wenn ich sie meistere, wird, so glaube ich, sehr vieles richtig gut. Bis dahin kämpfe ich mich weiter durch dieses wirre Dickicht aus Gedanken und Empfindungen und frage mich voller Unruhe, an welcher Stelle meines Lebens ich am Ende herauskomme.

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