Überraschung
Ich schicke ihm eine Mail und frage, ob wir uns nicht mal wieder treffen wollen – zum Frühstück, oder zu was anderem Schönem. Genau genommen haben wir uns bisher fast immer nur zum Frühstück verabredet. Das war so unverfänglich und geschäftsmäßig, und unser Job war auch stets Hauptbestandteil unserer Gespräche. Seine Antwort liest sich wie immer – freundlich und neugierig. „Was könnte denn was anderes Schönes sein?“ fragt er unschuldig. „Keine Ahnung“, schreibe ich zurück und zähle genauso unschuldig auf: „Mittagessen, Abendessen, Kneipe, Kino...“ „Abendessen klingt am besten“, findet er, und ich registrierte aufgeregt, dass er dasselbe denkt wie ich. Es schwingt zwischen den Zeilen mit, genauso wie in all unseren anderen Mails und Gesprächen, seit Jahren schon.
Jawohl, denke ich, Abendessen ist ein großer Fortschritt gegenüber Frühstück, und ich, ich bin jetzt endlich auch bereit dafür. Fürs Abendessen ebenso wie für das anschließende Ausgehen, das er noch vorschlägt. Hat ja nun echt lange genug gedauert. Ich stelle mir vor, wie wir in einer Bar sitzen, unsere Hände sich wie zufällig berühren, die Beine sich aneinander pressen, auch erst zufällig, dann immer stärker, deutlicher. Wir haben uns vorher nie berührt, von fast schüchternen, steifen Umarmungen zur Begrüßung abgesehen. Jeder noch so kleine Körperkontakt wäre schon ziemlich aufregend. Ich male mir aus, wie unsere Blicke länger werden und er mich küsst, vorsichtig tastend, ob ich das auch mag, ob er nicht zu weit geht. Ich stelle mir vor, dass wir viel Zeit brauchen, um uns aneinander zu gewöhnen.
Dann schickt er mir als Vorschlag zum Essengehen eine Liste mit Kneipen und Imbissen in seiner Nachbarschaft - ob da was Passendes für mich dabei sei? Ich verdrehe die Augen. Männer! So hatte ich mir das jetzt aber nicht vorgestellt. Gut, denke ich ergeben, wenn ich das Schöne nur zusammen mit der Imbissbude kriege, dann ist das halt so. Es gibt einiges Hin und Her wegen des Termins für unser Date. Schließlich rufe ich ihn an. Das mache ich sonst nie, und ich brauche ewig, um seine Nummer zu finden. Er ist im ersten Moment auch irritiert, dann aber sichtlich erfreut. „Heute ist ein verrückter Tag“, sagt er. „Es passieren lauter Sachen, mit denen ich nicht gerechnet habe.“
Er fängt an zu stottern und zu stammeln und unternimmt fünf Anläufe für den nächsten Satz. Ich schweige gespannt. Was dann kommt, haut mir aber fast das Telefon aus der Hand: „Ich muss dir ganz ehrlich was sagen: Ich denke ständig an Sex, wenn ich über dieses Abendessen mit dir nachdenke.“ Da schleichen wir seit Jahren umeinander herum, und dann sagt er das einfach so am Telefon, klar und direkt. Okay, er brauchte fünf Anläufe, aber er sagt es. Erst bin ich sprachlos. Dann platzt ein Knoten, und auf einmal können wir ganz offen reden. Er ist verwundert, dass ich jeden einzelnen seiner Annäherungsversuche haargenau registriert habe, selbst den zartesten, verstecktesten. Ich bin verblüfft, dass er sich an jedes einzelne unserer Treffen zehnmal besser erinnert als ich. Dabei ist er doch nicht verliebt, nur scharf auf mich. Nehme ich jedenfalls an.
„Wie machen wir das jetzt mit unserem Date?“ frage ich. „Dienstag oder Donnerstag?“ Er gerät wieder ins Stottern. „Am liebsten wäre es mir ja, wir würden uns jetzt gleich sehen. Dabei habe ich überhaupt keine Zeit, muss in zwei Stunden zu einem wichtigen Termin.“ Zwei Stunden, denke ich, ohne Aufwärmen, ohne Reden, einfach nur intensives Körpergefühl. Mitten am Tag, zwischen zwei Geschäftsterminen. Ohne Zeit für Angst, vorheriges Anhübschen und stundenlange Auswahl der passenden Kleidung. Mit einem Mann, dem ich bisher immer nur sehr steif und förmlich in Cafés gegenüber saß. Und der ganz anders ist als jeder Mann, mit dem ich vorher zusammen war.
Kann man machen. Oder auch nicht. Ich entscheide mich fürs Machen. Und … erlebe eine Offenbarung.
Jawohl, denke ich, Abendessen ist ein großer Fortschritt gegenüber Frühstück, und ich, ich bin jetzt endlich auch bereit dafür. Fürs Abendessen ebenso wie für das anschließende Ausgehen, das er noch vorschlägt. Hat ja nun echt lange genug gedauert. Ich stelle mir vor, wie wir in einer Bar sitzen, unsere Hände sich wie zufällig berühren, die Beine sich aneinander pressen, auch erst zufällig, dann immer stärker, deutlicher. Wir haben uns vorher nie berührt, von fast schüchternen, steifen Umarmungen zur Begrüßung abgesehen. Jeder noch so kleine Körperkontakt wäre schon ziemlich aufregend. Ich male mir aus, wie unsere Blicke länger werden und er mich küsst, vorsichtig tastend, ob ich das auch mag, ob er nicht zu weit geht. Ich stelle mir vor, dass wir viel Zeit brauchen, um uns aneinander zu gewöhnen.
Dann schickt er mir als Vorschlag zum Essengehen eine Liste mit Kneipen und Imbissen in seiner Nachbarschaft - ob da was Passendes für mich dabei sei? Ich verdrehe die Augen. Männer! So hatte ich mir das jetzt aber nicht vorgestellt. Gut, denke ich ergeben, wenn ich das Schöne nur zusammen mit der Imbissbude kriege, dann ist das halt so. Es gibt einiges Hin und Her wegen des Termins für unser Date. Schließlich rufe ich ihn an. Das mache ich sonst nie, und ich brauche ewig, um seine Nummer zu finden. Er ist im ersten Moment auch irritiert, dann aber sichtlich erfreut. „Heute ist ein verrückter Tag“, sagt er. „Es passieren lauter Sachen, mit denen ich nicht gerechnet habe.“
Er fängt an zu stottern und zu stammeln und unternimmt fünf Anläufe für den nächsten Satz. Ich schweige gespannt. Was dann kommt, haut mir aber fast das Telefon aus der Hand: „Ich muss dir ganz ehrlich was sagen: Ich denke ständig an Sex, wenn ich über dieses Abendessen mit dir nachdenke.“ Da schleichen wir seit Jahren umeinander herum, und dann sagt er das einfach so am Telefon, klar und direkt. Okay, er brauchte fünf Anläufe, aber er sagt es. Erst bin ich sprachlos. Dann platzt ein Knoten, und auf einmal können wir ganz offen reden. Er ist verwundert, dass ich jeden einzelnen seiner Annäherungsversuche haargenau registriert habe, selbst den zartesten, verstecktesten. Ich bin verblüfft, dass er sich an jedes einzelne unserer Treffen zehnmal besser erinnert als ich. Dabei ist er doch nicht verliebt, nur scharf auf mich. Nehme ich jedenfalls an.
„Wie machen wir das jetzt mit unserem Date?“ frage ich. „Dienstag oder Donnerstag?“ Er gerät wieder ins Stottern. „Am liebsten wäre es mir ja, wir würden uns jetzt gleich sehen. Dabei habe ich überhaupt keine Zeit, muss in zwei Stunden zu einem wichtigen Termin.“ Zwei Stunden, denke ich, ohne Aufwärmen, ohne Reden, einfach nur intensives Körpergefühl. Mitten am Tag, zwischen zwei Geschäftsterminen. Ohne Zeit für Angst, vorheriges Anhübschen und stundenlange Auswahl der passenden Kleidung. Mit einem Mann, dem ich bisher immer nur sehr steif und förmlich in Cafés gegenüber saß. Und der ganz anders ist als jeder Mann, mit dem ich vorher zusammen war.
Kann man machen. Oder auch nicht. Ich entscheide mich fürs Machen. Und … erlebe eine Offenbarung.
Schlafzimmer - feinstrick - 15. Feb, 09:52
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