Samstage
Ich werde wohl alt. Vielleicht erlebe ich aber auch nur zu wenig. Jedenfalls schwelge ich in letzter Zeit ständig in Erinnerungen. Da gehe ich zum Beispiel an einer frisch gemähten Wiese vorbei, und als mir der Geruch des geschnittenen Grases in die Nase steigt, sehe ich schlagartig den sommerlichen Garten meiner Kindertage vor mir. Ich sehe und fühle, wie ich barfuss durchs feuchte Gras laufe, Kränze aus Gänseblümchen und Löwenzahn winde, mich in einer geheimen Ecke zwischen den Johannisbeersträuchern verstecke, wo das Gras ganz weich und besonders grün ist und ich das Gefühl habe, dieser Garten sei so groß wie das Universum.
Ich sehe meinen Vater, der ein weißes, kurzärmeliges Hemd und eine braune, ausgebeulte Cordhose trägt und sich mit dem gelben Handrasenmäher durch diesen Dschungel kämpft. Heute ist mir klar, dass das eine echte Strafarbeit war und jeden Gang ins Fitness-Studio ersetzte. Damals fand ich es völlig normal. Wir Kinder spielten dann Bauer, halfen beim Zusammenharken des geschnittenen Grases und beluden den Hänger des roten Traktors meines Bruders damit. Obwohl wir eigentlich schon zu groß für dieses Gefährt waren, stritten wir darum, wer sich auf den Traktor setzen und ihn fahren durfte. Das war allerdings gar keine echte Freude, weil man auf der unebenen Wiese kaum voran kam und kräftig in die Pedale treten musste. Ich weiß nicht, wie viel Zeit nach dem Einzug in dieses Haus mit dem großen Garten verging, bis meine Eltern auf die Idee kamen, einen Motor-Rasenmäher zu kaufen. Der machte einen Höllenlärm und stank nach Benzin, erleichterte die Arbeit aber erheblich. Der Rasen wurde immer Samstags gemäht, denn unter der Woche kam mein Vater zu spät von der Arbeit nach Hause und die Sonntage waren natürlich tabu.
Auto waschen war auch eine Samstagsbeschäftigung. Wenn meine Eltern das Geld für die Waschanlage sparen wollten, wurde der knallorange Passat mit dem Gartenschlauch abgespritzt und anschließend blank poliert. Ich glaube, Autos interessierten mich schon damals nicht besonders, denn ich erinnere mich nicht daran, dass ich mich an diesen Autowaschaktionen beteiligte. Die überließ ich meinen Geschwistern.
Eine andere Aufgabe fand ich nicht nur langweilig, ich hasste sie. Das war das Säubern unseres Grundstückes von Müll. Wir wohnten an einem zentralen Ort, neben einer Schule und einer neu gebauten Sportanlage, und an unserem Haus gingen viele Menschen vorbei. Nicht nur die Autos, die ständig unser Gartentor zuparkten (es dauerte Jahre, bis die Gemeinde reagierte und ein Halteverbot in dem kleinen Fußweg einrichtete), nervten uns. Die Leute schmissen auch ständig Abfälle in die Hecke, die unseren Garten begrenzte. Und wir durften dann Zigarettenkippen, Getränkedosen und Verpackungen aller Art wieder einsammeln. Auch das war natürlich eine Samstagsbeschäftigung.
Wir Kinder gingen Samstags zur Schule und mein Vater musste oft arbeiten. Von daher fing das Wochenende für uns immer erst am Samstagnachmittag an. Wir verbrachten die Wochenenden grundsätzlich in der Familie. Samstags gab es diese ganzen Pflichtaufgaben und Sonntage waren heilige Tage, an denen der Gang in die Kirche und viel, viel Langeweile dominierten. Wir durften uns am Wochenende nicht mit Freunden verabreden, weswegen die Langeweile manchmal besonders unerträglich wurde. Einen Fernseher hatten wir viele Jahre lang nicht, und wenn ich mir heute Kinder ansehe, frage ich mich manchmal, wie das eigentlich ging, so ein ganzes Wochenende ohne Fernseher und ohne Freunde zu verbringen. Aber wir waren wohl einfach kreativer als viele Kinder es heute sind. Kreativer einerseits, von mehr Regeln eingezwängt andererseits.
Ich bin froh, dass es viele dieser Regeln für mich und auch für heutige Kinder nicht mehr gibt. Und so schön die Erinnerungen sind, so viel Sehnsucht sie manchmal auslösen, nach Menschen, nach Augenblicken, nach Orten, so wenig möchte ich doch wirklich in diese Zeit zurück kehren. Ich möchte mich nur an sie erinnern als einen Teil meines Lebens, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin, der meine eigene Geschichte ist, die aus vielen winzigen Momenten in meinem Kopf zu einem bunten Ganzen verschmilzt, das ich wie einen kostbaren Schatz in mir trage.
Ich sehe meinen Vater, der ein weißes, kurzärmeliges Hemd und eine braune, ausgebeulte Cordhose trägt und sich mit dem gelben Handrasenmäher durch diesen Dschungel kämpft. Heute ist mir klar, dass das eine echte Strafarbeit war und jeden Gang ins Fitness-Studio ersetzte. Damals fand ich es völlig normal. Wir Kinder spielten dann Bauer, halfen beim Zusammenharken des geschnittenen Grases und beluden den Hänger des roten Traktors meines Bruders damit. Obwohl wir eigentlich schon zu groß für dieses Gefährt waren, stritten wir darum, wer sich auf den Traktor setzen und ihn fahren durfte. Das war allerdings gar keine echte Freude, weil man auf der unebenen Wiese kaum voran kam und kräftig in die Pedale treten musste. Ich weiß nicht, wie viel Zeit nach dem Einzug in dieses Haus mit dem großen Garten verging, bis meine Eltern auf die Idee kamen, einen Motor-Rasenmäher zu kaufen. Der machte einen Höllenlärm und stank nach Benzin, erleichterte die Arbeit aber erheblich. Der Rasen wurde immer Samstags gemäht, denn unter der Woche kam mein Vater zu spät von der Arbeit nach Hause und die Sonntage waren natürlich tabu.
Auto waschen war auch eine Samstagsbeschäftigung. Wenn meine Eltern das Geld für die Waschanlage sparen wollten, wurde der knallorange Passat mit dem Gartenschlauch abgespritzt und anschließend blank poliert. Ich glaube, Autos interessierten mich schon damals nicht besonders, denn ich erinnere mich nicht daran, dass ich mich an diesen Autowaschaktionen beteiligte. Die überließ ich meinen Geschwistern.
Eine andere Aufgabe fand ich nicht nur langweilig, ich hasste sie. Das war das Säubern unseres Grundstückes von Müll. Wir wohnten an einem zentralen Ort, neben einer Schule und einer neu gebauten Sportanlage, und an unserem Haus gingen viele Menschen vorbei. Nicht nur die Autos, die ständig unser Gartentor zuparkten (es dauerte Jahre, bis die Gemeinde reagierte und ein Halteverbot in dem kleinen Fußweg einrichtete), nervten uns. Die Leute schmissen auch ständig Abfälle in die Hecke, die unseren Garten begrenzte. Und wir durften dann Zigarettenkippen, Getränkedosen und Verpackungen aller Art wieder einsammeln. Auch das war natürlich eine Samstagsbeschäftigung.
Wir Kinder gingen Samstags zur Schule und mein Vater musste oft arbeiten. Von daher fing das Wochenende für uns immer erst am Samstagnachmittag an. Wir verbrachten die Wochenenden grundsätzlich in der Familie. Samstags gab es diese ganzen Pflichtaufgaben und Sonntage waren heilige Tage, an denen der Gang in die Kirche und viel, viel Langeweile dominierten. Wir durften uns am Wochenende nicht mit Freunden verabreden, weswegen die Langeweile manchmal besonders unerträglich wurde. Einen Fernseher hatten wir viele Jahre lang nicht, und wenn ich mir heute Kinder ansehe, frage ich mich manchmal, wie das eigentlich ging, so ein ganzes Wochenende ohne Fernseher und ohne Freunde zu verbringen. Aber wir waren wohl einfach kreativer als viele Kinder es heute sind. Kreativer einerseits, von mehr Regeln eingezwängt andererseits.
Ich bin froh, dass es viele dieser Regeln für mich und auch für heutige Kinder nicht mehr gibt. Und so schön die Erinnerungen sind, so viel Sehnsucht sie manchmal auslösen, nach Menschen, nach Augenblicken, nach Orten, so wenig möchte ich doch wirklich in diese Zeit zurück kehren. Ich möchte mich nur an sie erinnern als einen Teil meines Lebens, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin, der meine eigene Geschichte ist, die aus vielen winzigen Momenten in meinem Kopf zu einem bunten Ganzen verschmilzt, das ich wie einen kostbaren Schatz in mir trage.
Dachboden - feinstrick - 22. Mai, 10:01
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