Glücksmomente
Ich sitze mit dem Laptop auf dem Balkon, die Sonne wandert langsam um die Häuser, bald muss ich den Sonnenschirm aufspannen, sonst wird es zu warm. Aus der Küche weht der Duft von Paprika herüber, die mit frischen Kräutern im Ofen backen. Das Leben, denke ich zufrieden, kann so unfassbar schön sein. Ich brauche Wärme und Licht, um glücklich zu sein, keine große Hitze, das nicht unbedingt, aber einfach dieses heitere, weiche Wetter voller Frühling.
Immer wieder lese ich in Kommentaren und Mails, dass wildfremde Menschen sich Gedanken um mein Seelenheil machen, weil ich in meinen Blogtexten offenbar – ja, wie eigentlich? - so klinge, als müsse man sich gewaltig um mich sorgen. Dann bin ich immer ganz überrascht und wundere mich darüber, welche Wirkung meine Texte erzeugen. Das sind doch nur winzigkleine Ausschnitte aus einem bunten, reichen Leben, Momentaufnahmen, so wie jene vom Frühlingsbalkon. Ich führe ein ganz normales Leben, mit allen Höhen und Tiefen, mit Ängsten und Selbstzweifeln, Verunsicherungen und Verirrungen, klar, auch das. Aber es ist auch ein Leben voller Zufriedenheit, voller Glück, Geborgenheit und Leichtigkeit. Vor allem aber führe ich ein Leben, das ich mir in großen Teilen selbst ausgesucht habe und das mir so, wie es ist, gefällt.
Ich liebe es, mittags auf meinem Balkon zu sitzen, während in den Büros gegenüber emsig und ernst gearbeitet wird. Ich genieße es, an einem heißen Mainachmittag im Schwimmbad in der Sonne zu liegen, während andere Leute kurz davor sind, sich zu Tode zu schuften. Natürlich, der Preis dafür ist hoch: ständige Unsicherheit, gelegentlich bedrückende Existenzangst, erhebliche finanzielle Einschränkungen. Aber im Gegensatz zu den meisten arbeitenden Menschen in diesem Land stehe ich morgens nicht voller Widerwillen auf und denke: Schon wieder so ein gräßlicher Montag, der eine gräßliche Woche einleitet, die von einer weiteren gräßlichen Woche abgelöst wird. Ich habe das viele Jahre erlebt und möchte es nie, nie wieder haben.
Ich genieße es auch, seltsame Affären mit interessanten Männern zu haben. Die letzten zehn Jahre meines Lebens waren – abgesehen von einer längeren Pause, in der ich lächerlicherweise schon glaubte, alles sei vorbei – davon bestimmt, begehrt und geliebt zu werden, aufregende Momente voller Intensität zu erleben, Nähe und Distanz in permanentem Wechsel zu spüren, und vor allem immer wieder neu diesen aufregenden Kick des Neuen, Anderen, Fremden zu genießen.
Das war alles so nicht geplant. Vor zehn Jahren träumte ich noch von Mann, Kindern, Reihenhaus. Aber mein Leben verlief anders. Doch ich bin heute nicht unglücklich darüber. Ich habe in diesen Jahren so viel gelernt, jeder Mann hat mich ein Stückchen weiter gebracht, hat mich näher zu mir selbst hingeführt. Natürlich ist jeder Abschied schmerzhaft und hinterlässt Narben. Natürlich gibt es Augenblicke, in denen ich mit mir selbst und meinem Unvermögen hadere, Beziehungen einzugehen und aufrecht zu halten. Aber wer zweifelt nicht gelegentlich an sich selbst und seinem eigenen Lebensentwurf? Meistens denke ich in letzter Zeit: Ach, was soll's? Im Grunde brauche ich das alles doch gar nicht mehr.
Das, was ich momentan habe, genügt mir vollkommen. Einen Mann, der mich begehrt, mich schätzt, mich auf seine Weise wohl auch liebt, auch wenn er das nie sagt. Obwohl (oder gerade weil) wir manchmal wochenlang nichts voneinander hören, ist da eine sehr intensive, innige Verbindung zwischen uns. Er unterstützt mich beruflich sehr engagiert und bringt mir viel Respekt und Bewunderung entgegen, auch wenn das hier manchmal anders klingen mag. Er erträgt meine Kompliziertheiten und Ängste, genauso wie ich seine Kompliziertheiten und Ängste aushalte. Er hat andere Frauen, ich habe gelegentlich andere Männer. Das ändert an unserem Verhältnis zueinander absolut nichts. Und das ist genau das Spannende an der Sache. Vielleicht geht das ewig so weiter. Vielleicht ist es auch in ein paar Wochen vorbei. Vielleicht begegne ich doch noch mal einem Mann, mit dem ich eine engere Bindung eingehen kann. Wer weiß das schon?
Natürlich gibt es Spannungen zwischen uns, natürlich ist nicht immer alles im Gleichgewicht. Aber es nenne mir jemand auch nur eine einzige Partnerschaft, in der immer alles rund läuft. Und gemessen daran, dass wir überhaupt keine offizielle Beziehung führen, sondern „nur“ eine Affäre haben, lösen wir unsere Konflikte erstaunlich souverän und gehen immer wieder neu aufeinander zu. Das müsste nicht sein. Er hat, wie gesagt, andere Frauen, denen er emotional möglicherweise näher steht, mit denen vielleicht alles viel unkomplizierter läuft als mit mir. Trotzdem stellt er sich jeder Diskussion, die ich eröffne, begegnet er mir immer wieder neu sehr liebevoll und mit viel Verständnis.
Am Wochenende war ich bei Verwandten zu Besuch. Die Eltern haben sich permanent gestritten. Ein Vorwurf jagte den nächsten. Von außen war das schon kaum zu ertragen, ich möchte nicht wissen, wie es innen drin in den Beiden aussieht. Ich kenne solche Zustände, habe sie selbst erlebt, und auch hier sage ich, ähnlich wie beim 9 to 5-Job: Nein, danke! Da mache ich es mir doch lieber in der Sonne gemütlich, habe nicht allen Komfort, nicht allen Luxus, den andere Leute so in ihren Jobs oder Beziehungen genießen, aber dafür bin ich glücklich. Ja, und wenn das nicht immer alles hier haargenau in diesem Blog steht, dann nicht nur, weil vieles hier nicht her gehört, sondern auch, weil ich dazu neige, die grauen Regentage eher festzuhalten als die luftig-leichten Frühlingstage. Dabei überwiegen die genau genommen in meinem Leben.
Immer wieder lese ich in Kommentaren und Mails, dass wildfremde Menschen sich Gedanken um mein Seelenheil machen, weil ich in meinen Blogtexten offenbar – ja, wie eigentlich? - so klinge, als müsse man sich gewaltig um mich sorgen. Dann bin ich immer ganz überrascht und wundere mich darüber, welche Wirkung meine Texte erzeugen. Das sind doch nur winzigkleine Ausschnitte aus einem bunten, reichen Leben, Momentaufnahmen, so wie jene vom Frühlingsbalkon. Ich führe ein ganz normales Leben, mit allen Höhen und Tiefen, mit Ängsten und Selbstzweifeln, Verunsicherungen und Verirrungen, klar, auch das. Aber es ist auch ein Leben voller Zufriedenheit, voller Glück, Geborgenheit und Leichtigkeit. Vor allem aber führe ich ein Leben, das ich mir in großen Teilen selbst ausgesucht habe und das mir so, wie es ist, gefällt.
Ich liebe es, mittags auf meinem Balkon zu sitzen, während in den Büros gegenüber emsig und ernst gearbeitet wird. Ich genieße es, an einem heißen Mainachmittag im Schwimmbad in der Sonne zu liegen, während andere Leute kurz davor sind, sich zu Tode zu schuften. Natürlich, der Preis dafür ist hoch: ständige Unsicherheit, gelegentlich bedrückende Existenzangst, erhebliche finanzielle Einschränkungen. Aber im Gegensatz zu den meisten arbeitenden Menschen in diesem Land stehe ich morgens nicht voller Widerwillen auf und denke: Schon wieder so ein gräßlicher Montag, der eine gräßliche Woche einleitet, die von einer weiteren gräßlichen Woche abgelöst wird. Ich habe das viele Jahre erlebt und möchte es nie, nie wieder haben.
Ich genieße es auch, seltsame Affären mit interessanten Männern zu haben. Die letzten zehn Jahre meines Lebens waren – abgesehen von einer längeren Pause, in der ich lächerlicherweise schon glaubte, alles sei vorbei – davon bestimmt, begehrt und geliebt zu werden, aufregende Momente voller Intensität zu erleben, Nähe und Distanz in permanentem Wechsel zu spüren, und vor allem immer wieder neu diesen aufregenden Kick des Neuen, Anderen, Fremden zu genießen.
Das war alles so nicht geplant. Vor zehn Jahren träumte ich noch von Mann, Kindern, Reihenhaus. Aber mein Leben verlief anders. Doch ich bin heute nicht unglücklich darüber. Ich habe in diesen Jahren so viel gelernt, jeder Mann hat mich ein Stückchen weiter gebracht, hat mich näher zu mir selbst hingeführt. Natürlich ist jeder Abschied schmerzhaft und hinterlässt Narben. Natürlich gibt es Augenblicke, in denen ich mit mir selbst und meinem Unvermögen hadere, Beziehungen einzugehen und aufrecht zu halten. Aber wer zweifelt nicht gelegentlich an sich selbst und seinem eigenen Lebensentwurf? Meistens denke ich in letzter Zeit: Ach, was soll's? Im Grunde brauche ich das alles doch gar nicht mehr.
Das, was ich momentan habe, genügt mir vollkommen. Einen Mann, der mich begehrt, mich schätzt, mich auf seine Weise wohl auch liebt, auch wenn er das nie sagt. Obwohl (oder gerade weil) wir manchmal wochenlang nichts voneinander hören, ist da eine sehr intensive, innige Verbindung zwischen uns. Er unterstützt mich beruflich sehr engagiert und bringt mir viel Respekt und Bewunderung entgegen, auch wenn das hier manchmal anders klingen mag. Er erträgt meine Kompliziertheiten und Ängste, genauso wie ich seine Kompliziertheiten und Ängste aushalte. Er hat andere Frauen, ich habe gelegentlich andere Männer. Das ändert an unserem Verhältnis zueinander absolut nichts. Und das ist genau das Spannende an der Sache. Vielleicht geht das ewig so weiter. Vielleicht ist es auch in ein paar Wochen vorbei. Vielleicht begegne ich doch noch mal einem Mann, mit dem ich eine engere Bindung eingehen kann. Wer weiß das schon?
Natürlich gibt es Spannungen zwischen uns, natürlich ist nicht immer alles im Gleichgewicht. Aber es nenne mir jemand auch nur eine einzige Partnerschaft, in der immer alles rund läuft. Und gemessen daran, dass wir überhaupt keine offizielle Beziehung führen, sondern „nur“ eine Affäre haben, lösen wir unsere Konflikte erstaunlich souverän und gehen immer wieder neu aufeinander zu. Das müsste nicht sein. Er hat, wie gesagt, andere Frauen, denen er emotional möglicherweise näher steht, mit denen vielleicht alles viel unkomplizierter läuft als mit mir. Trotzdem stellt er sich jeder Diskussion, die ich eröffne, begegnet er mir immer wieder neu sehr liebevoll und mit viel Verständnis.
Am Wochenende war ich bei Verwandten zu Besuch. Die Eltern haben sich permanent gestritten. Ein Vorwurf jagte den nächsten. Von außen war das schon kaum zu ertragen, ich möchte nicht wissen, wie es innen drin in den Beiden aussieht. Ich kenne solche Zustände, habe sie selbst erlebt, und auch hier sage ich, ähnlich wie beim 9 to 5-Job: Nein, danke! Da mache ich es mir doch lieber in der Sonne gemütlich, habe nicht allen Komfort, nicht allen Luxus, den andere Leute so in ihren Jobs oder Beziehungen genießen, aber dafür bin ich glücklich. Ja, und wenn das nicht immer alles hier haargenau in diesem Blog steht, dann nicht nur, weil vieles hier nicht her gehört, sondern auch, weil ich dazu neige, die grauen Regentage eher festzuhalten als die luftig-leichten Frühlingstage. Dabei überwiegen die genau genommen in meinem Leben.
Balkonien - feinstrick - 24. Mai, 14:48
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Mayerin (Gast) - 30. Mai, 11:14
Wege
Die meisten Menschen interessieren sich für die Leben andrerer und haben immer Tipps parat. Oft um sich nicht mit den eingenen Problemen auseinandersetzen zu müssen, oft aber auch, weil es leichter ist, anderen einen brauchbaren Rat zu geben als sich selbst.
Das Leben ist nicht von vorne bis hinten planbar. Das hab ich auch schmerzlich erfahren müssen, als der Mensch, der mir der liebste war, von mir gehen mußte, ohne das es einer von uns beiden gewollt hätte. Jetzt kommt nichts mehr - hab ich gedacht. Aber dann kam eine Zeit, in der ich mehr über die Menschen, das Leben und das Dasein überhaupt erfahren habe als jemals zuvor. Oft auch auf sehr unventionelle Weise - vorsichtig ausgedrückt. Und ich habe das Gefühl, diese Zeit ist noch nicht vorbei, obwohl ich jetzt die Erfahrungen zusammen mit einem wunderbaren Mann an meiner Seite machen darf.
Ihnen wünsche ich eine Menge Neugier und Glück bei allem was noch kommt.
Das Leben ist nicht von vorne bis hinten planbar. Das hab ich auch schmerzlich erfahren müssen, als der Mensch, der mir der liebste war, von mir gehen mußte, ohne das es einer von uns beiden gewollt hätte. Jetzt kommt nichts mehr - hab ich gedacht. Aber dann kam eine Zeit, in der ich mehr über die Menschen, das Leben und das Dasein überhaupt erfahren habe als jemals zuvor. Oft auch auf sehr unventionelle Weise - vorsichtig ausgedrückt. Und ich habe das Gefühl, diese Zeit ist noch nicht vorbei, obwohl ich jetzt die Erfahrungen zusammen mit einem wunderbaren Mann an meiner Seite machen darf.
Ihnen wünsche ich eine Menge Neugier und Glück bei allem was noch kommt.
feinstrick - 30. Mai, 11:51
Ja, da ist was dran. Ich bin auch viel besser darin, anderen Ratschläge zu erteilen als mich um meinen eigenen Kram zu kümmern. ;-)
Und, nein, das Leben ist nie planbar, von der ersten Sekunde an nicht. Seit einiger Zeit löse ich mich immer mehr von diesem Bedürfnis, alles kontrollieren zu müssen. Aber das ist nicht immer leicht.
Ihnen auch alles Gute auf Ihrem Weg, der sehr spannend klingt!
Und, nein, das Leben ist nie planbar, von der ersten Sekunde an nicht. Seit einiger Zeit löse ich mich immer mehr von diesem Bedürfnis, alles kontrollieren zu müssen. Aber das ist nicht immer leicht.
Ihnen auch alles Gute auf Ihrem Weg, der sehr spannend klingt!
Bluesilver - 3. Jun, 12:30
Tu das, tu es genau so, wie es sich für Dich richtig anfühlt.
Behalte es, schätze es, ehre es, denn:
Gut möglich, dass die Mehrzahl der Tage, die Du es genießen konntest, bereits verstrichen sind.
Das Gegenteil aber wünsche ich Dir :-).
Behalte es, schätze es, ehre es, denn:
Gut möglich, dass die Mehrzahl der Tage, die Du es genießen konntest, bereits verstrichen sind.
Das Gegenteil aber wünsche ich Dir :-).
Hans Nolthe (Gast) - 31. Jul, 16:08
Finde es sehr positiv, dass du über das nachdenkst, was dich wirklich glücklich macht und dass du generell glücklich bist. Die Unzufriedenheit vieler Menschen kommt wahrscheinlich, weil sie darüber nachdenken, was alles schlecht gelaufen ist und was ihnen Sorgen bereitet. Ich kann beim Reisen so schön abschalten, bin rundum zufrieden. Wenn ich am Strand liege und die Augen schließe, dann ist die Welt für einen Augenblick ein bisschen besser.
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