Andreas (Gast) - 28. Jun, 22:59

Freiheit von Arbeit

Vieles, was Sie ansprechen, lässt sich auf den Wunsch, ja, das Bedürfnis zurückführen, wertgeschätzt zu werden -- und zwar als Mensch.

Die Verzweiflung und die Wut darüber, ständig Ablehnung zu erfahren, sei das konkret, wenn es um die Vermittlung an eine Arbeitsstelle geht oder bereits in der Anerkennung als Person, sind Ausdruck genau dieser Erfahrung.

Allerdings greifen Sie mir zu kurz, wenn Sie nicht hinterfragen, wie inhuman eine Gesellschaft überhaupt bereits geworden sein muss, wenn sich der Wert eines Menschen über seine Erwerbstätigkeit definiert.
Leider erweckt der Text den Eindruck, das Ziel sei die Vollbeschäftigung, damit sich diese Situation bessere.

Doch wir müssen endlich begreifen, daß nicht nur einige der hier beschriebenen Menschen "nie wieder in ihrem Leben eine angemessene Arbeit finden, so sehr sie sich auch darum bemühen", sondern in naher Zukunft eine große Mehrheit.
Wir bewegen uns auf die 80-20-Gesellschaft zu und es wird höchste Zeit, die Bestimmung des "Wertes" eines Menschen aufgrund seiner Erwerbstätigkeit hinter uns zu lassen.
Dies ist nicht nur unwürdig, sondern auch lächerlich.
Arbeit -- im Sinne einer ungeliebten, zum Überleben notwendigen Tätigkeit -- war, wenn wir einmal in den christlichen Glauben blicken, nichts anderes als eine Strafe. Nicht-Arbeit wäre dann doch die Erlösung.
Wie viele Menschen wünschen sich, nie wieder arbeiten gehen zu müssen? Die meisten Lottospieler vermutlich.

Tatsächlich bewegen wir uns auf diesen "paradiesischen" Zustand (ich verweise nur aus Gründen der Bildhaftigkeit auf die Religion, nicht weil ich mich damit identifizierte) zu, in dem die meisten eigentlich nicht mehr arbeiten müssten.
Viele monotone, menschenunwürdige Tätigkeiten erledigen bereits Maschinen für uns und werden zukünftig noch viel mehr übernehmen können.

Nicht mehr an Erwerbsarbeit gefesselt zu sein, muss endlich als Befreiung begriffen werden und nicht als Elend.
Die gewonnene Freiheit und Freizeit könnte mit so viel nützlicherem gefüllt werden. Den eigenen Interessen folgen. Dem, was man heute eher mitleidig als "Hobby" bezeichnet, nacheifern. Sich austauschen. Eben all das tun, wonach einem ist.
All die ehrenamtlichen Tätigkeiten, die Menschen bereits heute ausführen, weil diese ihnen am Herzen liegen, könnten vollständig erblühen.

Natürlich klingt das utopisch und natürlich sehe ich all die riesigen Hindernisse, allen voran die Frage: wovon denn dann leben?
Ich verweise, da dieser Kommentar eher ein "Stimmungs- denn ein Faktenplädoyer" ist, bspw. auf Gedanken wie das bedingungslose Grundeinkommen.

Wichtig ist mir mit meinem kleinen Text hier aber vor allem auch denjenigen, die ohne Erwerbsarbeit dastehen, Mut zuzusprechen. Sie sind nicht der Abschaum. Sie sind nicht nichts wert. Sie sind genauso viel wert wie alle Menschen. Sie sind vielleicht sogar in ihrer (theoretischen, klar) Freiheit von Arbeit ein utopisches Idealbild des Menschen.

feinstrick - 29. Jun, 20:54

Danke für diese ausführlichen Ergänzungen. Meine Blogtexte spiegeln momentane und sehr persönliche Gedanken und Stimmungen von mir wider, ganz spontan und niemals mit dem Anspruch, ein Thema vollständig zu durchleuchten. Das würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Dass es zum Thema Arbeit viel, viel mehr zu sagen gäbe, ist klar. Hier ging es aber vor allem um die Schieflage, die in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren im Zusammenhang mit den Hartz IV-Regelungen entstanden ist. Dass Arbeitslose sich selbst dabei eher seltener als (utopisches) Idealbild des Menschen sehen werden, dürfte allerdings auf der Hand liegen.

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