Mittwoch, 19. August 2009

Apokalypse

Früher fand ich die Wallander-Krimis ganz toll. Ich habe einen nach dem anderen verschlungen. Dann schenkte mir jemand einen weiteren Krimi aus der Reihe, aber aus Gründen, die ich nicht erklären konnte, las ich nur die ersten zehn Seiten und legte das Buch dann weg. Damals dachte ich, es würde vielleicht mit dem Mann zusammenhängen, von dem das Geschenk war. Uns verbanden einige unschöne Geschichten, und mir schien es fast so, als hätte ich mit dem Buch auch den Mann weggelegt.

In meiner Wohnung steht seit ungefähr einem Jahr in einer Ecke eine Kiste mit ausrangierten Büchern. Seit Ewigkeiten will ich sie bei ebay versteigern, aber irgendwie vergesse ich es immer. Kürzlich ging mir der Lesestoff aus, und ich begann in dieser Kiste zu stöbern. Da stieß ich auf jenen weggelegten Wallander-Krimi, und ich las ihn erneut – diesmal sogar bis zur letzten Seite. Es geht darin um religiösen Fanatismus. Neben vielen unterkühlten Dialogen und noch mehr Ungereimtheiten kommen in der Geschichte etliche Feuer vor. Erst brennen Tiere, dann Kirchen. Die Vorstellung, wie die Tiere verbrennen, war mir beim Lesen zuwider. Ich finde Feuer, das Lebewesen vernichtet, hat immer etwas Apokalyptisches. Mir gefiel die Geschichte nicht, was allerdings nichts mit den verbrannten Tieren zu tun hatte, sondern eher damit, dass ich die Story sehr konstruiert und teilweise auch nicht gut geschrieben fand. Das war mir bei den früheren Krimis von Henning Mankell nie aufgefallen. Ob das daran liegt, dass die anderen Bücher besser sind, oder dass mein Geschmack sich verändert hat, vermag ich nicht zu sagen.

Kaum hatte ich das Buch fertig gelesen, wurde die Apokalypse Wirklichkeit. Das Pferd einer guten Freundin verbrannte zusammen mit einem anderen Pferd bei einem Großbrand in seinem Stall. Es war noch ein junges Pferd, sehr hübsch, mit sehr guten Anlagen, der ganze Stolz meiner Freundin. Die Freundin ist völlig geschockt, ich bin es auch und vermochte sie kaum zu trösten. Erst vor wenigen Wochen hatte ich mir das Pferd angeschaut, und ich sehe immer noch seine freundlichen großen Augen vor mir, und seine üppige Mähne, die im Sommerwind weht. Doch dann schieben sich andere Bilder vor. Ich höre das verzweifelte Wiehern der Pferde und ihre Hufe gegen die Boxenwand hämmern, und in meinem Kopf mischen sich die brennenden Schwäne und Kühe aus dem Krimi mit den verkohlten Pferdeleibern. Meine Fantasie schlägt Purzelbäume und raubt mir den Schlaf. Die Geschichten, die das Leben schreibt, sind meistens viel grausamer und vor allem wahrer als alles, was in Büchern steht.

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rosmarin - 20. Aug, 02:01

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