Menschlich
Im fast menschenleeren Drogeriemarkt kreuzen meinen Weg zwei Frauen, die jüngere sehr groß und hellblond, die ältere kleiner und dunkelblond. Die Jüngere hält eine blaue Plastikschüssel in der Hand und zeigt der Älteren einen Stand mit Fußpflegeprodukten. „Aha, Tochter hilft Mutter, für ein Fußbad einzukaufen“, schießt es mir durch den Kopf, und ich gehe weiter.
Ich habe die Beiden schon fast vergessen, als ich plötzlich die Stimme der älteren Frau vernehme. Beim flüchtigen Hinsehen habe ich sie nicht erkannt, aber diese Stimme kann ich sofort einordnen. Sie klingt auch jetzt, in hohem Alter, immer noch voll und elegant. Verstohlen drehe ich mich um und mustere die Frau nun etwas genauer. Tatsächlich, es besteht kein Zweifel. Da steht eine der größten deutschen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. Meine Mutter hat für sie geschwärmt, ich habe sie erst mit zunehmendem Alter entdeckt, war aber stets von ihrer perfekten Eleganz beeindruckt. Wann immer ich sie in Filmen oder Talkshows sah – sie war perfekt frisiert, perfekt geschminkt, perfekt gekleidet. Eine Frau von unaufdringlicher Schönheit, scheinbar ohne Starallüren, ohne marktschreierisches Getue, aber eine, die Eindruck hinterließ und bis ins hohe Alter Erfolg hatte.
Ich lächele und straffe meine Schultern. Ich möchte hingehen und ihr sagen, dass ich sie großartig finde. Ob sie genervt ist? Oder sich freut? Ich mache neugierig schon einen Schritt in ihre Richtung, doch dann überlege ich es mir anders. Die Situation ist zu intim. Diese große Frau steht hier im Drogeriemarkt, ungeschminkt, schlecht frisiert, in bunter Sommerkleidung, die eher an den Strand als in die Stadt passt, und kauft sich Fußbalsam. Sie ist heute nicht als Diva unterwegs, sondern nur eine alte Frau, der die Füße weh tun.
Ich drehe ab, kaufe weiter ein, stehe später zufällig an der Kasse wieder hinter ihr und beobachte still, wie sie freundlich mit der Kassiererin spricht. Ich schaue ihr schmunzelnd hinterher, als sie mit ihrer Tochter den Laden verlässt, langsam und ein wenig humpelnd. Ein großer Star ganz menschlich. Ich bin froh, dass ich sie nicht in ihrem Menschsein gestört habe.
Ich habe die Beiden schon fast vergessen, als ich plötzlich die Stimme der älteren Frau vernehme. Beim flüchtigen Hinsehen habe ich sie nicht erkannt, aber diese Stimme kann ich sofort einordnen. Sie klingt auch jetzt, in hohem Alter, immer noch voll und elegant. Verstohlen drehe ich mich um und mustere die Frau nun etwas genauer. Tatsächlich, es besteht kein Zweifel. Da steht eine der größten deutschen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. Meine Mutter hat für sie geschwärmt, ich habe sie erst mit zunehmendem Alter entdeckt, war aber stets von ihrer perfekten Eleganz beeindruckt. Wann immer ich sie in Filmen oder Talkshows sah – sie war perfekt frisiert, perfekt geschminkt, perfekt gekleidet. Eine Frau von unaufdringlicher Schönheit, scheinbar ohne Starallüren, ohne marktschreierisches Getue, aber eine, die Eindruck hinterließ und bis ins hohe Alter Erfolg hatte.
Ich lächele und straffe meine Schultern. Ich möchte hingehen und ihr sagen, dass ich sie großartig finde. Ob sie genervt ist? Oder sich freut? Ich mache neugierig schon einen Schritt in ihre Richtung, doch dann überlege ich es mir anders. Die Situation ist zu intim. Diese große Frau steht hier im Drogeriemarkt, ungeschminkt, schlecht frisiert, in bunter Sommerkleidung, die eher an den Strand als in die Stadt passt, und kauft sich Fußbalsam. Sie ist heute nicht als Diva unterwegs, sondern nur eine alte Frau, der die Füße weh tun.
Ich drehe ab, kaufe weiter ein, stehe später zufällig an der Kasse wieder hinter ihr und beobachte still, wie sie freundlich mit der Kassiererin spricht. Ich schaue ihr schmunzelnd hinterher, als sie mit ihrer Tochter den Laden verlässt, langsam und ein wenig humpelnd. Ein großer Star ganz menschlich. Ich bin froh, dass ich sie nicht in ihrem Menschsein gestört habe.
Unterwegs - feinstrick - 4. Aug, 14:16
8 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
foxeen (Gast) - 4. Aug, 23:04
Cliffhanger
Ein schöner Text - und total konsequent, dass er das Inkognito der Grande Dame wahrt... Und dennoch und dennoch: Ist es nur meine mangelnde Bildung in Sachen deutscher Leinwandheldinnen oder vielleicht die Ferne zur hanseatischen Gesellschaft oder einfach, dass ich diese Stimme nicht selbst gehört hab, so fragt sich die Berlinerin, welche unverkennbaren Charakter ahnt und doch im namenlosen Nebelmeer tappt... verflugste Neugierde! ;)
feinstrick - 5. Aug, 09:42
Ach, das hat nichts mit der Berliner Ferne zu tun, denn die Dame ist auch keine Hanseatin, sondern verbringt hier nur, wie ich gestern las, ihren Lebensabend in einem exklusiven Seniorenheim. Und ja, den Namen zu nennen, hätte ich nach meinem vorherigen Geschreibsel dann doch sehr inkonsequent gefunden. Aber da ich ja nun weiß, dass sie in meiner Nachbarschaft lebt, ergibt sich vielleicht ein anderer, unverfänglicherer Moment, um sie anzusprechen.
Liebsten Gruß nach Berlin
(Um den falschen Link zu korrigieren, müsste ich leider deinen ganzen Kommentar löschen, das wär aber ja nun schade).
Liebsten Gruß nach Berlin
(Um den falschen Link zu korrigieren, müsste ich leider deinen ganzen Kommentar löschen, das wär aber ja nun schade).
testsiegerin - 4. Aug, 23:48
das macht natürlich neugierig, wer das gewesen sein kann.
und ich finds schön, dass du sie nicht angesprochen, sondern ihre intimität akzeptiert hast.
und ich finds schön, dass du sie nicht angesprochen, sondern ihre intimität akzeptiert hast.
feinstrick - 5. Aug, 09:45
Wie ich im Kommentar oben schon schrieb: Vielleicht ergibt sich eines Tages ein anderer, weniger intimer Moment, in dem ich sie ansprechen kann.
rosmarin - 5. Aug, 20:39
tröstend, dass wir letztlich alle einfach menschen sind. diva hin und inkognito her
feinstrick - 6. Aug, 00:09
Das fand ich auch.
rosmarin - 6. Aug, 00:29
und seit sie die kommentare moderieren, haben sie meist eine gerade anzahl.
:-)
:-)
Jasmin (Gast) - 11. Aug, 14:36
Ja, man ist immer wieder überrascht, wie normal diese Leute im Alltag wirken. Sobald sie sich unbeobachtet fühlen und sich normal verhalten, verliert man unmittelbar das Interesse sie anzusprechen. Im Gegenteil, allein der Gedanke ist einem unangenehm,
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