Freitag, 17. April 2009

Frühlingsrausch

Das geht alles viel zu schnell. War gestern nicht noch Winter, mit kahlen Bäumen, Frost und grauem Himmel? Heute ist Sommer. Die Bäume leuchten in frischem, satten Grün, im Gras liegen schneeweiße Blütenblätter neben Frauen in kurzen Kleidern. Ich traue dieser plötzlichen Wärme noch nicht, tausche nur zögerlich die dicke Jacke gegen ein luftiges Shirt, laufe aber weiterhin in Socken und festen Schnürschuhen herum. Jeden Tag, wenn irgendwann unterwegs meine Füße anfangen zu glühen, stelle ich fest, dass ich etwas falsch gemacht habe und schaue neidvoll auf die nackten Füße um mich herum, in leichten Sommerschuhen und mit frisch lackierten Zehennägeln. Doch ich gehe tapfer weiter, die aufsteigende Hitze ignorierend und wohl wissend, dass ich auch morgen keine Sandalen anziehen werde. Also wirklich, wir haben April, wo kommen wir denn da hin, wenn nach dem Winter sofort der Sommer folgt? Es kann doch nicht angehen, dass wir einfach eine Jahreszeit ausfallen lassen, dass wir am einen Tag noch Handschuhe und Wollmantel tragen und am nächsten gar nichts mehr. Dass wir gestern noch Eis kratzen mussten und heute den Sonnenschirm aufspannen. Dass wir vor dem Einschlafen kahle Äste an regennassen, schwarzen Bäumen betrachten und in einem Meer aus hellen, leuchtenden Farben erwachen. Wenn jetzt schon Sommer ist, was machen wir dann im eigentlichen Sommer? Ist dann bereits Herbst? Eine grauenvolle Vorstellung. Ich bin daher sehr dafür, wieder etwas langsamer zu werden und den Frühling festzuhalten. Den Frühling, der unbeständig ist wie ein stürmischer Liebhaber, launisch wie ein altes Weib und voller Sehnsucht wie ein junges Mädchen. Der frostige Nächte bringt und Hagel, Sonnenschein und finstere Wolken. Der die Natur durchschüttelt, noch einmal an den Winter erinnert, um dann nach vorne zum Sommer zu schauen. Aber bitte alles in einem angemessenen Tempo. Ich möchte beobachten können, wie sich Blütenblätter langsam entfalten und nicht eines Morgens feststellen, dass die japanischen Kirschen schon verblüht sind, bevor ich sie überhaupt wahrgenommen habe. Ich möchte zuschauen, wie die Primeln auf meinem Balkon wachsen und gedeihen und nicht in der Wärme kraftlos in sich zusammensinken. Ich möchte Zeit haben für meine Frühjahrsgarderobe und nicht schon nach den Sommerklamotten schielen müssen. Frühling, ja, unbedingt! Aber bitte etwas entschleunigt, dann haben wir alle viel mehr davon.

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rosmarin - 17. Apr, 23:44

sommer? was für ein sommer???? oder sind bei ihnen läppische vierundzwanzig grad schon sommer????? also ehrlich gesagt, zieh ich die socken bei dieser temperatur noch lange nicht aus und geh erst mal in ruhe sommerklamotten suchen.
sommer fängt bei frühestens 29 grad an.
:-)

feinstrick - 18. Apr, 10:03

Typisch verwöhnte Süddeutsche. ;-) In Hamburg ist Sommer bei 18 Grad und Sonnenschein. Ich persönlich ziehe ja die Socken auch erst bei weit über 20 Grad aus. Aber um mich herum rennt alle Welt in Sommerkleidung rum und lagert halbnackt auf den Wiesen.
rosmarin - 18. Apr, 15:01

och von wegen süddeutsche :-) ich war östern in der lübecker ecke und da hatte es auch satte 24 grädchen :-)
feinstrick - 18. Apr, 19:01

Sach ich doch: Sommer. :-)

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