Freitag, 1. Mai 2015

Absturz

Wenn man vom Schreiben leben will, ist das kein Spaß. Jedenfalls dann nicht, wenn es ans Veröffentlichen geht. Das Schreiben als solches kann qualvoll bis höchst vergnüglich sein, je nachdem, in welchem Stadium man sich gerade befindet - in der Geschichte und in sich selbst.

Für mich bestanden die vergangenen Monate aus Vergnügen. Ich war mir selbst genug, fand reichlich Unterhaltung durch die Figuren, die in meinem Kopf ein eigenwilliges Leben führten und mich bis in meine nächtlichen Träume begleiteten. Es ist nur eine kleine Geschichte, ein weiterer Schundroman, für den ich mich gelegentlich immer noch entschuldige, falls ich mit den falschen Leuten spreche. Aber es ist eine handwerklich gute Geschichte, eine, die mit den üblichen Klischees spielt und sich doch nicht aus dem vorgegebenen Rahmen bewegt.

Ich gebe es zu: Das Schreiben hat mir riesigen Spaß bereitet, ja, ein geradezu kindliches Vergnügen brachte mich dazu, all diesen Unsinn locker-leicht aus dem Ärmel zu schütteln. Das tat gut. Ich war so ausgeglichen, entspannt und zufrieden wie schon lange nicht mehr - zumal ich zum ersten Mal seit langem finanziell so gut abgesichert war, dass ich es mir erlauben konnte, für eine Weile nur zu schreiben. Etwas hatte sich verändert, leise und unbemerkt erst, dann so offensichtlich, dass Freunde mich darauf ansprachen. Meine Gelassenheit strahlte nach außen.

Und dann der Sprung in die Welt hinaus. Die Veröffentlichung. Das Sichtbarwerden. Und die Angst. Eine riesengroße Angst zu versagen. Nicht denselben überwältigenden Erfolg zu erhalten, der meinem ersten Schundroman widerfuhr. Der wurde damals über Nacht zum Bestseller, ohne dass ich irgendetwas dafür tat. Das war wie ein Lottogewinn, unfassbar und unwirklich. Ein modernes Märchen. Ich weiß, Märchen erlebt man nur einmal im Leben. Und so wappnete ich mich schon im Vorwege, dass der Lottogewinn diesmal vielleicht etwas bescheidener ausfallen könnte.

Das war gut. Und dennoch hatte ich mich von der Begeisterung vieler Freunde und Kollegen anstecken lassen, die sich sicher waren, dass ich es auch diesmal wieder packen würde. Ich hatte mich nicht auf die absolute Katastrophe vorbereitet. Darauf, komplett zu scheitern. Und so erwischt mich die Erkenntnis gerade eiskalt, dass sich das Märchen nicht fortsetzen wird, und der Aufprall auf dem Boden der Realität schmerzt so sehr, dass mir die Worte dafür fehlen.

Es hätte einfach gut getan, wenn dieses Märchen weitergegangen wäre. Damit ich da, wo ich angekommen bin, wo ich mich nach langer Zeit endlich zu Hause fühle, auch bleiben könnte. Und damit meine ich nicht die Welt der Schmuddelromane, sondern die der unabhängigen Autoren. Mit Geld erkauft man sich Freiheit - und eine Sicherheit, die ich dringend gebraucht hätte. Noch ist es viel zu früh, um eine echte Bilanz ziehen zu können. Aber ich kenne den Markt inzwischen ganz gut und weiß, dass die Verluste durch einen holprigen Start in der Regel nicht mehr wettzumachen sind. Das Geschäft, in dem ich mich bewege, ist schnelllebig und gnadenlos. Und bei aller Begeisterung und allem Glück frage ich mich gerade, ob ich das überhaupt aushalten kann, ob das wirklich meine Welt ist.

Jetzt muss ich mich erst mal sammeln und die aufsteigende Panik bezwingen, die Verzweiflung und auch die Scham darüber, dass schon wieder etwas, das ich mit viel Enthusiasmus begonnen habe, zu scheitern droht.

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