Mittwoch, 10. September 2014

Schmuddelkind

Ich bin unter die Schmuddelkinder gegangen. Wobei es ja Leute gibt, die behaupten, da sei ich sowieso schon immer gewesen. Nun, wenn man bedenkt, was ich früher für Blogtexte geschrieben habe, und wenn man weiter bedenkt, wo ich lebe, dann stimmt das wohl tatsächlich irgendwie. Andererseits laufe ich auch nach all den Jahren, in denen ich in diesem Quartier wohne, gelegentlich immer noch wie eine Touristin durch die Gegend („Was es nicht alles gibt!“). Und gegen das, was ich jetzt geschrieben habe, sind meine Blogtexte ... nun ja, langweilig?

Ich habe einen sehr erotischen Roman geschrieben, verpackt in eine sehr schmalztriefende Liebesgeschichte. Es wimmelt in dem Buch nur so von Adjektiven und erotischen Handlungen, verpackt in eben jene Adjektive. Der Plot ist schnell erzählt, die Geschichte nicht minder schnell gelesen. Ich habe fürs Schreiben nur einen Bruchteil der Zeit benötigt, die ich für meine anderen Bücher üblicherweise brauche. Statt den Text zwanzigmal zu überarbeiten, waren es jetzt nur fünfmal. Und als ich keine Lust mehr hatte, habe ich einfach einen Schlusspunkt gesetzt, obwohl noch einige halbfertige Kapitel in der Schublade lagen.

Anfangs hatte ich gewisse Widerstände bei diesem Projekt, das ich ursprünglich nur aus Ärger über dieses unselige Machwerk anfing. Was diese Dame kann, kann ich auch, dachte ich empört. Doch eine Geschichte lieblos hinzurotzen, mit einem Wortschatz, der kaum größer als der einer Viertklässlerin ist, muss man erst mal hinbekommen. Ich schaffte es nicht. Das Manuskript flog in die Ecke und blieb dort ein gutes Jahr liegen. Dann gab ich den Text einer Kollegin zu lesen, sie gab ihn mir mit ein paar netten Ideen zum Plot zurück - und das Manuskript flog für ein weiteres Jahr in die Ecke.

Bis ich es vor ein paar Monaten erneut hervorholte und in schwülwarmen Sommernächten die Geschichte komplett überarbeitete und fertigerzählte. Von dem Moment an, als ich begriff, dass es keinen Sinn macht, Triviales zu kopieren, sondern ich auch Schmacht und Schmalz und heißen Sex auf meine eigene Art erzählen muss, lief es. Ja, und es läuft immer noch. Sie sehen mich fassungslos auf die Verkaufscharts stieren, denn dieses kleine, schlichte Büchlein verkauft sich wie warme Semmeln. Und das nahezu ohne Werbung, weil das Pseudonym, das ich verwendet habe, (fast) kein Mensch kennt. Ich denke, damit ist klar: Ich hänge sämtliche literarischen Ambitionen an den Nagel und schreibe nur noch solches Zeug. Alles andere ist offenbar Perlen vor die Säue.

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