Sozial
„Wenn das so weitergeht, werde ich eines Tages noch ein richtig soziales Wesen“, sagt meine Freundin. Wir liegen auf einer Wiese im Park und schauen in den fast wolkenlosen Himmel. „Das geht mir auch so“, sage ich. „Pass auf, das wird noch was ganz Großes mit uns. Erst kriegen wir das mit den Freundinnen hin, und dann, in zwanzig Jahren oder so, vielleicht sogar mit den Männern.“
Wir kennen uns seit über zwanzig Jahren, waren während des Studiums fast Nachbarinnen. Richtig nahe gekommen sind wir uns jedoch erst in den letzten Jahren. Da hatte meine Freundin, die bis dahin immer viel zielstrebiger und selbstbewusster als ich durchs Leben ging und beruflich extrem erfolgreich war, einen schlimmen Zusammenbruch. Auf einmal ging gar nichts mehr. Burnout, Depression. Ein Jahr totale Arbeitsunfähigkeit – und das als Selbstständige. Panik vor den kleinsten Dingen. Verzweiflung. Einmal setzte ich mich an einem Samstagnachmittag Hals über Kopf in den Zug und fuhr zu ihr, weil sie am Telefon so verstört klang, dass ich sie mit ihrer Not nicht allein lassen mochte. Ich kochte für sie und übernachtete bei ihr. Wir saßen auf ihrem Sofa, ich besorgt, sie voller Panik. „Darf ich meinen Kopf in deinen Schoß legen?“, fragte sie zaghaft. Ich begriff, dass sie es nicht gewohnt war, sich Freundinnen so körperlich zu nähern. Ich bin es auch nicht. Sie legte ihren Kopf in meinen Schoß, ich legte meine Hand auf ihren Bauch. Es fühlte sich ungewohnt an, aber gut.
Dann erwischte es mich selber. Nicht so schlimm wie sie, es ist nie so schlimm bei mir, ich hänge oft am seidenen Faden, aber er reißt nie und rettet mich vor einem Totalabsturz. Diesmal kam sie zu mir, mein Kopf lag in ihrem Schoß. Ich fühlte mich seltsam befangen und gleichzeitig auch getröstet. Hier war ein Mensch, dem ich mich zeigen durfte. Nach so vielen Jahren der inneren Einsamkeit war das geradezu eine Erlösung. Wir sprachen viel in dieser Zeit und erzählten uns Geschichten, die wir kaum je zuvor jemandem erzählt hatten. Aus Scham. Aus Hilflosigkeit. Aus falschem Stolz. Aus Angst davor, alte Wunden aufzureißen.
„Ich habe nie Nähe aushalten können“, sagt sie, während wir auf der Wiese liegen und in den Himmel schauen. „Aber ich erkenne immer mehr, dass ich nicht mehr alleine sein kann und will.“ Mir geht es ähnlich. Und während ich mir ihre Geschichten anhöre, begreife ich meine eigenen. Und ich verstehe, dass wir beide endlich die Chance haben, etwas zu verändern.
Wir kennen uns seit über zwanzig Jahren, waren während des Studiums fast Nachbarinnen. Richtig nahe gekommen sind wir uns jedoch erst in den letzten Jahren. Da hatte meine Freundin, die bis dahin immer viel zielstrebiger und selbstbewusster als ich durchs Leben ging und beruflich extrem erfolgreich war, einen schlimmen Zusammenbruch. Auf einmal ging gar nichts mehr. Burnout, Depression. Ein Jahr totale Arbeitsunfähigkeit – und das als Selbstständige. Panik vor den kleinsten Dingen. Verzweiflung. Einmal setzte ich mich an einem Samstagnachmittag Hals über Kopf in den Zug und fuhr zu ihr, weil sie am Telefon so verstört klang, dass ich sie mit ihrer Not nicht allein lassen mochte. Ich kochte für sie und übernachtete bei ihr. Wir saßen auf ihrem Sofa, ich besorgt, sie voller Panik. „Darf ich meinen Kopf in deinen Schoß legen?“, fragte sie zaghaft. Ich begriff, dass sie es nicht gewohnt war, sich Freundinnen so körperlich zu nähern. Ich bin es auch nicht. Sie legte ihren Kopf in meinen Schoß, ich legte meine Hand auf ihren Bauch. Es fühlte sich ungewohnt an, aber gut.
Dann erwischte es mich selber. Nicht so schlimm wie sie, es ist nie so schlimm bei mir, ich hänge oft am seidenen Faden, aber er reißt nie und rettet mich vor einem Totalabsturz. Diesmal kam sie zu mir, mein Kopf lag in ihrem Schoß. Ich fühlte mich seltsam befangen und gleichzeitig auch getröstet. Hier war ein Mensch, dem ich mich zeigen durfte. Nach so vielen Jahren der inneren Einsamkeit war das geradezu eine Erlösung. Wir sprachen viel in dieser Zeit und erzählten uns Geschichten, die wir kaum je zuvor jemandem erzählt hatten. Aus Scham. Aus Hilflosigkeit. Aus falschem Stolz. Aus Angst davor, alte Wunden aufzureißen.
„Ich habe nie Nähe aushalten können“, sagt sie, während wir auf der Wiese liegen und in den Himmel schauen. „Aber ich erkenne immer mehr, dass ich nicht mehr alleine sein kann und will.“ Mir geht es ähnlich. Und während ich mir ihre Geschichten anhöre, begreife ich meine eigenen. Und ich verstehe, dass wir beide endlich die Chance haben, etwas zu verändern.
Unterwegs - feinstrick - 8. Jun, 22:21
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