November
Der November ist für mich ein schwieriger Monat. Jedes Jahr wieder, und von Jahr zu Jahr mehr. Ich bin in diesen Wochen erschöpft und kraftlos, mutlos und bedrückt. Resigniert blicke ich auf ein scheinbar erfolgloses fast vergangenes Jahr zurück und ängstlich schiele ich zum neuen Jahr hinüber. Im November bin ich mir sicher, dass die Zukunft mir nichts Gutes verheißt. Es ist der Monat des Sterbens, des Abschiednehmens, des Loslassens. Ich kann das nicht gut, ich halte ständig fest, an Menschen, Erinnerungen, Orten, Jahreszeiten. Ich sehne mich nach dem Sommer, wenn Herbst ist und nach dem Herbst, wenn Winter ist. In November denke ich immer häufiger: Ich möchte jetzt sofort in einen Flieger in die Sonne steigen und erst im März wiederkommen.
Gleichzeitig ist es mir aber auch wichtig, den Abschied vom Jahr bewusst zu gestalten. Ich hasse diese vorgezogene Weihnachtsfröhlichkeit, die viel zu früh geöffneten Weihnachtsmärkte, die Läden, in denen man mittlerweile bereits seit September nicht nur Lebkuchen, sondern auch Christbaumkugeln und Nikoläuse erstehen kann. Was soll der Unsinn? Im September ist fast noch Sommer. Da denke ich nicht eine Sekunde lang über Weihnachten nach. Auch im November tue ich das nicht. Nur gelegentlich schleicht sich eine leise Sehnsucht ein, und ich denke: Wenn der Totensonntag rum ist, dann wird alles besser, dann naht die Adventszeit mit all ihren Lichtern und Farben und Düften.
Am Samstag vor dem Totensonntag gehe ich zum Friedhof. Ich lege ein Wintergesteck auf unser Familiengrab und zünde eine Kerze an. Es ist ein einsamer Gang, bei dem mich nie jemand begleitet, meine Geschwister leben zu weit weg oder haben zu wenig Interesse an diesen ritualisierten Friedhofsbesuchen. Darum gehe ich auch nicht mehr direkt am Totensonntag zum Grab. Ich konnte es nicht aushalten, so viele Familien um mich herum zu erleben, die gemeinsam trauern und sich erinnern, während ich selbst immer alleine war. Am Samstag ist es angenehm still auf dem Friedhof, da bin ich fast alleine und kann in Ruhe meinen Gedanken nachhängen.
Die Gräber wurden bereits für den Winter vorbereitet, die Erde ist locker, Bäume und Sträucher wurden verschnitten. Es ist sehr neblig, mehr November geht kaum. Aber ich kann es diesmal aushalten. Staunend mustere ich die Jahreszahlen auf dem Grabstein. So viele Jahre schon, so lange ist es her, dass meine Eltern gestorben sind. Ich kann es kaum glauben. Auf meinem Weg über den Friedhof werfe ich flüchtige Blicke auf Gräber, in denen Kinder liegen oder Jugendliche, junge Erwachsene, Menschen, die viel zu früh gehen mussten. Dann bin ich sehr dankbar dafür, dass ich nur das Grab meiner Eltern besuchen muss, die zwar auch nicht alt wurden, aber doch ein erfülltes Leben hatten. Den Gedanken, jemanden aus meinem engsten Familien- und Freundeskreis zu verlieren, der in meinem Alter oder viel jünger ist, kann ich kaum aushalten.
Jetzt ist es fast geschafft. Noch wenige Tage, dann ist der November rum. In diesen Tagen gehe ich Tannenreisig kaufen und schmücke meine Wohnung weihnachtlich. Ich werde Pläne fürs nächste Jahr machen, voller Hoffnung und Zuversicht. Im Dezember glaube ich wieder an mich, ich bin mir sicher, dass das neue Jahr gut werden wird. Und ich nehme mir fest vor, nächstes Jahr im November wegzufliegen, garantiert.
Gleichzeitig ist es mir aber auch wichtig, den Abschied vom Jahr bewusst zu gestalten. Ich hasse diese vorgezogene Weihnachtsfröhlichkeit, die viel zu früh geöffneten Weihnachtsmärkte, die Läden, in denen man mittlerweile bereits seit September nicht nur Lebkuchen, sondern auch Christbaumkugeln und Nikoläuse erstehen kann. Was soll der Unsinn? Im September ist fast noch Sommer. Da denke ich nicht eine Sekunde lang über Weihnachten nach. Auch im November tue ich das nicht. Nur gelegentlich schleicht sich eine leise Sehnsucht ein, und ich denke: Wenn der Totensonntag rum ist, dann wird alles besser, dann naht die Adventszeit mit all ihren Lichtern und Farben und Düften.
Am Samstag vor dem Totensonntag gehe ich zum Friedhof. Ich lege ein Wintergesteck auf unser Familiengrab und zünde eine Kerze an. Es ist ein einsamer Gang, bei dem mich nie jemand begleitet, meine Geschwister leben zu weit weg oder haben zu wenig Interesse an diesen ritualisierten Friedhofsbesuchen. Darum gehe ich auch nicht mehr direkt am Totensonntag zum Grab. Ich konnte es nicht aushalten, so viele Familien um mich herum zu erleben, die gemeinsam trauern und sich erinnern, während ich selbst immer alleine war. Am Samstag ist es angenehm still auf dem Friedhof, da bin ich fast alleine und kann in Ruhe meinen Gedanken nachhängen.
Die Gräber wurden bereits für den Winter vorbereitet, die Erde ist locker, Bäume und Sträucher wurden verschnitten. Es ist sehr neblig, mehr November geht kaum. Aber ich kann es diesmal aushalten. Staunend mustere ich die Jahreszahlen auf dem Grabstein. So viele Jahre schon, so lange ist es her, dass meine Eltern gestorben sind. Ich kann es kaum glauben. Auf meinem Weg über den Friedhof werfe ich flüchtige Blicke auf Gräber, in denen Kinder liegen oder Jugendliche, junge Erwachsene, Menschen, die viel zu früh gehen mussten. Dann bin ich sehr dankbar dafür, dass ich nur das Grab meiner Eltern besuchen muss, die zwar auch nicht alt wurden, aber doch ein erfülltes Leben hatten. Den Gedanken, jemanden aus meinem engsten Familien- und Freundeskreis zu verlieren, der in meinem Alter oder viel jünger ist, kann ich kaum aushalten.
Jetzt ist es fast geschafft. Noch wenige Tage, dann ist der November rum. In diesen Tagen gehe ich Tannenreisig kaufen und schmücke meine Wohnung weihnachtlich. Ich werde Pläne fürs nächste Jahr machen, voller Hoffnung und Zuversicht. Im Dezember glaube ich wieder an mich, ich bin mir sicher, dass das neue Jahr gut werden wird. Und ich nehme mir fest vor, nächstes Jahr im November wegzufliegen, garantiert.
Unterwegs - feinstrick - 28. Nov, 10:35
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