Tolldreist
Träume zu haben, ist eine feine Sache. Darauf zu spekulieren, sie auf Kosten anderer verwirklichen zu können, ist hingegen weniger fein. So verschlug es mir ganz schön die Sprache, als, wenn auch aus zweiter Hand, die Bitte an mich herangetragen wurde, meine Wohnung mit einer anderen Wohnung in dieser Straße zu tauschen. Grund des seltsamen Ansinnens: Mein Nachbar will seine Wohnung dauerhaft untervermieten, und die tolldreisten Damen, die dafür in Frage kommen, hätten gern mehr Platz – der sich wunderbar erzielen ließe, wenn meine Wohnung mit des Nachbars Wohnung zusammengelegt würde. Ich solle daher, so der Plan, in die jetzige Wohnung einer der Damen ziehen. Diese Wohnung hat zwar den gleichen Grundriss wie meine, liegt aber sehr nah an einer großen Straße und hat außerdem keine Dielenböden, sondern Linoleumbeläge. Davon ganz zu schweigen, dass ich seit vielen Jahren hier im Haus lebe, alle Nachbarn kenne und weiß, auf wen ich mich im Ernstfall verlassen kann. Das ist fast noch mehr wert als eine ruhige Lage und schöne Holzböden. Es versteht sich natürlich von selbst, dass ich ohne zu zögern laut und vernehmlich Nein zu diesem absurden Ansinnen sagte. Interessanterweise stammen solch dreiste Pläne übrigens gern von Leuten, die sehr sozial, politisch korrekt und wahnsinnig engagiert tun. Nein, nein und nochmals nein!
Treppenhaus - feinstrick - 23. Okt, 15:21
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