Seltsam
Ein Junge, dunkelhäutig, vielleicht mit indischen oder pakistanischen Wurzeln, spricht mich auf der Straße an, oben in St. Pauli, in diesem merkwürdig toten Brauviertel. Er hat ein Bündel Supermarktprospekte in der Hand und sagt in seltsamer Hilflosigkeit, er wisse nicht, wohin damit, er habe keine Tasche dabei. Nach einigem Hin und Her stopfe ich ihm das Zeug in die Jackentasche und frage mich, warum er das nicht selbst gemacht hat, und was dieser ganze Zirkus überhaupt soll.
„Sie sind sehr nett“, sagt er und blickt mich mit großen, ernsten Augen an. Er ist vielleicht zwölf Jahre alt, wirkt gepflegt, spricht akzentfrei Deutsch. „Darf ich Sie noch etwas fragen?“
„Ja, klar.“ Ich schaue ihn aufmerksam an.
„Kann ich Sie begleiten?“
Scheiße, denke ich alarmiert, und ich sage eine Spur zu laut „Nein!“
Er lässt nicht locker. „Wohin gehen Sie denn?“
„Nach Hause.“
„Und warum darf ich nicht mitkommen? Nur ein Mal?“
„Weil ich das nicht möchte. Fertig.“
Ich stapfe durch den Schnee davon und hoffe, dass der Junge mir nicht folgt. Erst nach etlichen Metern drehe ich mich noch mal um. Ich atme auf. Er ist in die andere Richtung weiter gegangen.
Den ganzen Heimweg über frage ich mich jedoch, ob ich richtig reagiert habe. Ich fühle mich unbehaglich. Die Geschichte war zu schräg, zu uneindeutig. Vielleicht war der Junge ein mieser kleiner Gauner, vielleicht aber auch nur ein Kind in Not. Ich hätte ihm wenigstens noch ein paar Fragen stellen können. Keine Ahnung, ob ich dann mehr Klarheit erhalten hätte, aber irgendwie hätte es mein Herz beruhigt.
Einige Tage später sehe ich vom Fenster aus den Jungen durch meine Straße rennen. Ich erkenne ihn an seiner orangen Jacke. Dass er durch diese Straße läuft, hat sicher nichts mit mir zu tun. Vielmehr scheint er auf der Flucht zu sein. Vor wem oder was auch immer. Mein mulmiges Gefühl wächst.
„Sie sind sehr nett“, sagt er und blickt mich mit großen, ernsten Augen an. Er ist vielleicht zwölf Jahre alt, wirkt gepflegt, spricht akzentfrei Deutsch. „Darf ich Sie noch etwas fragen?“
„Ja, klar.“ Ich schaue ihn aufmerksam an.
„Kann ich Sie begleiten?“
Scheiße, denke ich alarmiert, und ich sage eine Spur zu laut „Nein!“
Er lässt nicht locker. „Wohin gehen Sie denn?“
„Nach Hause.“
„Und warum darf ich nicht mitkommen? Nur ein Mal?“
„Weil ich das nicht möchte. Fertig.“
Ich stapfe durch den Schnee davon und hoffe, dass der Junge mir nicht folgt. Erst nach etlichen Metern drehe ich mich noch mal um. Ich atme auf. Er ist in die andere Richtung weiter gegangen.
Den ganzen Heimweg über frage ich mich jedoch, ob ich richtig reagiert habe. Ich fühle mich unbehaglich. Die Geschichte war zu schräg, zu uneindeutig. Vielleicht war der Junge ein mieser kleiner Gauner, vielleicht aber auch nur ein Kind in Not. Ich hätte ihm wenigstens noch ein paar Fragen stellen können. Keine Ahnung, ob ich dann mehr Klarheit erhalten hätte, aber irgendwie hätte es mein Herz beruhigt.
Einige Tage später sehe ich vom Fenster aus den Jungen durch meine Straße rennen. Ich erkenne ihn an seiner orangen Jacke. Dass er durch diese Straße läuft, hat sicher nichts mit mir zu tun. Vielmehr scheint er auf der Flucht zu sein. Vor wem oder was auch immer. Mein mulmiges Gefühl wächst.
Unterwegs - feinstrick - 19. Dez, 22:15
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