Auszeit
Kürzlich stand mir noch hiernach der Sinn. Und siehe da – mein Wunsch ging zumindest teilweise schneller in Erfüllung, als ich zu träumen wagte. Super-last-minute-mäßig buchte ich einen Aufenthalt in einem Haus dieser Kette, gleich hier in der Nachbarschaft, das war sehr praktisch, weil es mir eine lange Anreise ersparte.
Leider konnte ich mir kein Zimmer aussuchen, wer last minute bucht, und das auch noch zu Schnäppchenpreisen, der muss halt nehmen, was er kriegt. Aber ich hatte Glück. Mein Zimmer lag im elften Stock mit fantastischem Blick über die halbe Stadt. Nur mit dem Meerblick hatten sie mich betrogen (Billigangebot eben), ich sah nicht mal die Elbe, bloß die ganzen Kräne im Hafen, die hinter den Bäumen aufragten. Apropos Bäume: Wer hätte gedacht, dass Hamburg von oben betrachtet so grün ist? Der Ausblick war wie gesagt fantastisch und unglaublich nervenberuhigend, vor allem nachts, wenn ich nicht schlafen konnte.
Einzelzimmer waren im Preis nicht inbegriffen, aber ich hatte Glück mit meiner Zimmernachbarin. Sie war eine stille, nette Frau aus dem Kosovo, und nachdem sie mir ausführlich ihre ganzen unverdauten Kriegserlebnisse geschildert hatte, beschäftigte sie sich hauptsächlich mit meiner Zukunft.
„Eine Frau braucht Kinder“, sagte sie sehr entschieden, „damit sie im Alter nicht alleine ist.“ Sie sah mich ernst an. „Du brauchst Kinder.“
„Ich habe keinen Mann, da ist das mit dem Kinderkriegen nicht so einfach“, entgegnete ich.
„Macht nix. Reicht, wenn du Mann für eine oder zwei Nächte hast. Hauptsache, du kriegst Kind.“
„Tja, ich weiß nicht so recht. Ich möchte eigentlich keine alleinerziehende Mutter sein. Das wäre mir zu anstrengend.“
„Ja, ja, ist anstrengend, aber besser, als alt und einsam zu sein.“
Dann philosophierte sie weiter:
„Manche Menschen haben immer Pech in der Liebe. Meine Schwester auch. Ist wie du. Ein Mann nach dem nächsten. Alle weg. Aber es gibt auch Männer mit Pech. Bruder von meinem Mann. Immer Pech. Viel alleine. Dabei ist er sooo nett.“
Langer Blick aus großen, traurigen Augen in meine Richtung:
„Ich kann dir Adresse geben, wenn du willst.“
Für Unterhaltung war also gesorgt. Und ich trieb täglich Sport. Meine Joggingstrecke war ungefähr fünfzig Meter lang, und am ersten Tag schaffte ich sie in 15,0. Minuten, wohl gemerkt. Der Service war ausgezeichnet und daher bestellte ich immer alles aufs Zimmer. Genau genommen konnte man den ganzen Tag im Bett verbringen. Himmlisch!
An attraktiven Männern mangelte es auch nicht. Sie waren alle sehr jung, sehr blond und sehr smart. Mit einigen ließ ich mich sogar auf hemmungslose und riskante Abenteuer ein. Ehe ich mich versah, wurden wir sehr intim miteinander, ich ließ alle Hüllen fallen und mich von ihnen am ganzen Körper anfassen. Leider waren auch reichlich Drogen im Umlauf, so dass ich gleich in der ersten Nacht einen ziemlich großen Filmriss hatte. Das bereute ich allerdings dann doch, denn als ich wieder zu mir kam, hatte ich Blessuren am ganzen Körper und mehrere Narben am Bauch. Himmel auch, die jungen Herren hatten es mit ihren Doktorspielen doch etwas übertrieben. Aber sie entschuldigten sich ausgiebig bei mir und waren in den nächsten Tagen besonders fürsorglich und liebevoll. Einer schrieb mir sogar eine Telefonnummer auf eine Serviette, unter der ich mich jederzeit melden könne. Was will Frau mehr?
Daher tat es mir fast ein wenig Leid, als ich wieder heimwärts zog. Aber so entspannt wie ich war, verlängerte ich meinen Urlaub gleich ganz lässig. Und ehrlich gesagt war ich immer noch von diesem Drogenrausch benommen. Ich begab mich daher in paradiesische Zustände, ließ mich noch mehr verwöhnen, lag faul in der Sonne, beobachtete fröhliche Kinder bei munterem Treiben und hätte den Rest meines Lebens so weiter leben mögen. Nur widerstrebend brach ich schließlich wieder gen Heimat auf. Denn auch der schönste Urlaub ist irgendwann vorbei. Traurig, aber wahr.
PS: Dies ist natürlich nur eine Geschichte, zu schön, um wahr zu sein. Aber wer will bei diesem Wetter schon deprimierende Wahrheiten erfahren?
PPS: Na gut, ich will mal nicht so sein. Alle Neugierigen dürfen hier weiter lesen.
Leider konnte ich mir kein Zimmer aussuchen, wer last minute bucht, und das auch noch zu Schnäppchenpreisen, der muss halt nehmen, was er kriegt. Aber ich hatte Glück. Mein Zimmer lag im elften Stock mit fantastischem Blick über die halbe Stadt. Nur mit dem Meerblick hatten sie mich betrogen (Billigangebot eben), ich sah nicht mal die Elbe, bloß die ganzen Kräne im Hafen, die hinter den Bäumen aufragten. Apropos Bäume: Wer hätte gedacht, dass Hamburg von oben betrachtet so grün ist? Der Ausblick war wie gesagt fantastisch und unglaublich nervenberuhigend, vor allem nachts, wenn ich nicht schlafen konnte.
Einzelzimmer waren im Preis nicht inbegriffen, aber ich hatte Glück mit meiner Zimmernachbarin. Sie war eine stille, nette Frau aus dem Kosovo, und nachdem sie mir ausführlich ihre ganzen unverdauten Kriegserlebnisse geschildert hatte, beschäftigte sie sich hauptsächlich mit meiner Zukunft.
„Eine Frau braucht Kinder“, sagte sie sehr entschieden, „damit sie im Alter nicht alleine ist.“ Sie sah mich ernst an. „Du brauchst Kinder.“
„Ich habe keinen Mann, da ist das mit dem Kinderkriegen nicht so einfach“, entgegnete ich.
„Macht nix. Reicht, wenn du Mann für eine oder zwei Nächte hast. Hauptsache, du kriegst Kind.“
„Tja, ich weiß nicht so recht. Ich möchte eigentlich keine alleinerziehende Mutter sein. Das wäre mir zu anstrengend.“
„Ja, ja, ist anstrengend, aber besser, als alt und einsam zu sein.“
Dann philosophierte sie weiter:
„Manche Menschen haben immer Pech in der Liebe. Meine Schwester auch. Ist wie du. Ein Mann nach dem nächsten. Alle weg. Aber es gibt auch Männer mit Pech. Bruder von meinem Mann. Immer Pech. Viel alleine. Dabei ist er sooo nett.“
Langer Blick aus großen, traurigen Augen in meine Richtung:
„Ich kann dir Adresse geben, wenn du willst.“
Für Unterhaltung war also gesorgt. Und ich trieb täglich Sport. Meine Joggingstrecke war ungefähr fünfzig Meter lang, und am ersten Tag schaffte ich sie in 15,0. Minuten, wohl gemerkt. Der Service war ausgezeichnet und daher bestellte ich immer alles aufs Zimmer. Genau genommen konnte man den ganzen Tag im Bett verbringen. Himmlisch!
An attraktiven Männern mangelte es auch nicht. Sie waren alle sehr jung, sehr blond und sehr smart. Mit einigen ließ ich mich sogar auf hemmungslose und riskante Abenteuer ein. Ehe ich mich versah, wurden wir sehr intim miteinander, ich ließ alle Hüllen fallen und mich von ihnen am ganzen Körper anfassen. Leider waren auch reichlich Drogen im Umlauf, so dass ich gleich in der ersten Nacht einen ziemlich großen Filmriss hatte. Das bereute ich allerdings dann doch, denn als ich wieder zu mir kam, hatte ich Blessuren am ganzen Körper und mehrere Narben am Bauch. Himmel auch, die jungen Herren hatten es mit ihren Doktorspielen doch etwas übertrieben. Aber sie entschuldigten sich ausgiebig bei mir und waren in den nächsten Tagen besonders fürsorglich und liebevoll. Einer schrieb mir sogar eine Telefonnummer auf eine Serviette, unter der ich mich jederzeit melden könne. Was will Frau mehr?
Daher tat es mir fast ein wenig Leid, als ich wieder heimwärts zog. Aber so entspannt wie ich war, verlängerte ich meinen Urlaub gleich ganz lässig. Und ehrlich gesagt war ich immer noch von diesem Drogenrausch benommen. Ich begab mich daher in paradiesische Zustände, ließ mich noch mehr verwöhnen, lag faul in der Sonne, beobachtete fröhliche Kinder bei munterem Treiben und hätte den Rest meines Lebens so weiter leben mögen. Nur widerstrebend brach ich schließlich wieder gen Heimat auf. Denn auch der schönste Urlaub ist irgendwann vorbei. Traurig, aber wahr.
PS: Dies ist natürlich nur eine Geschichte, zu schön, um wahr zu sein. Aber wer will bei diesem Wetter schon deprimierende Wahrheiten erfahren?
PPS: Na gut, ich will mal nicht so sein. Alle Neugierigen dürfen hier weiter lesen.
Unterwegs - feinstrick - 1. Jul, 17:54
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