Mittwoch, 20. August 2008

Helden

Es gibt Geschichten, die treiben einem die Tränen in die Augen. Sie erzählen von Menschen, die schreckliche Tragödien erleiden, mit denen es das Leben gar nicht gut meint. Und denen dann plötzlich doch noch großes Glück zuteil wird, über das sie sich auf eine Weise freuen und das sie zu schätzen wissen, wie es nur Menschen können, die durch ganz tiefe Tiefen gegangen sind.

Ich stehe überhaupt nicht auf große, dicke Männer jenseits der 100-Kilo-Marke. Und Gewichtheben ist nicht gerade mein Lieblingssport. Genau genommen schaue ich mir nie Wettkämpfe darin an, außer bei den Olympischen Spielen, da kommt man irgendwie nicht dran vorbei. Gestern Mittag wollte ich eigentlich die Turner sehen, und dann waren da auf einmal die Bilder dieses Gewichthebers, Matthias Steiner, der ganz überraschend Gold holte und dessen unbändige Freude ansteckend war. Ich sah ihn auf dem Siegertreppchen stehen, das Foto seiner verstorbenen Frau fest in der Hand, während der Reporter die Geschichte der beiden erzählte. Sie berührte mich sehr und ich stellte mir vor, wie es sich anfühlen muss, wenn kurz nach der Hochzeit, dem Tag meines größten Glücks, die Liebe meines Lebens einfach stirbt. Was sich da für Abgründe auftun müssen, wie einem der Schmerz die Brust zerreißt und die eigene Seele sich am liebsten auch davon machen und dem geliebten Menschen folgen würde. Und ich stellte mir vor, was für Kraft es kostet, sich aus diesem Loch wieder zu befreien, wie viel Stärke, Mut und Lebenswillen man braucht, um die Seele wieder ins Hier und Jetzt zurück zu holen und das eigene Leben weiter zu leben, alleine, wie amputiert, mit blutendem Herzen. Und ich empfinde großen Respekt vor diesem Matthias Steiner, der genau genommen zwei Goldmedaillen gewonnen hat. Eine mit dieser großartigen körperlichen Leistung und eine im Kampf mit dem Leben, dessen Gewichte eigentlich zu schwer für ihn schienen. Aber er hat sich der Herausforderung gestellt und am Ende die gesamte Last gestemmt, voller Mut und Optimismus, den Blick nach vorne gerichtet, in ein Leben alleine, voller Erinnerungen, aber berührt, bewegt, gereift, gestärkt. So sehen echte Helden aus.

Und dann denke ich an Leute, die nichts Besseres zu tun haben, als Geschichten dieser Art zu erfinden, nur, um sich wichtig zu machen und weil sie sich einbilden, ihr echtes Leben würde nicht genug Sensationen abwerfen. Was auch stimmt. Wer nicht trainiert und nicht kämpft, kann auch nicht gewinnen und nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Wer vor den großen, den tiefen Kämpfen des Lebens zurückschreckt, kann nur verlieren. Der bleibt immer nur ein kleiner Möchtegern-Sieger, der am Ende mit leeren Händen dasteht und nichts als Spott und Verachtung erntet. Wahre Helden sehen anders aus. Und von denen wünsche ich mir noch viele, auch und gerade in meinem eigenen, kleinen Leben.

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feinstrick - 15. Mai, 21:06
Hat ja geklappt :)
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