Frühling
Dieser Frühling, der sich nicht so recht entscheiden kann, der überraschend ein paar Schneeflöckchen schickt und so tut, als sei er doch noch ein Winter, obwohl es den ja nie so richtig gab, jedenfalls in diesem Jahr nicht, dieser Frühling also, der sich noch so unentschlossen gibt, der vorwärts will, sich aber nicht traut, der all dem Vogelgezwitscher und den blühenden Krokussen und Kirschbäumen und Forsythien nicht glauben mag, der lieber zaghaft auf der Stelle tritt, statt selbstbewusst los zu stürmen und die Welt zu erobern, ganz darauf vertrauend, dass sie ihn liebt, so unbekümmert und jung wie er daher kommt, so frisch und neu, als sei er der erste Frühling, den sie jemals gesehen hat, und ach, diese Farben und der ganze Duft, betörend süß und so leicht, wie ein Windhauch nur im März sein kann, wenn er dem Winter entschlüpft, neckisch und verführerisch, Sehnsüchte weckt und die Fantasie anregt, Kälte und Dunkelheit vergessen lässt, auf dass wir nur noch leben, leben, leben und lieben, ja, auch das, und ach, dieser Frühling, diese Zaghaftigkeit und gleichzeitig diese Sehnsucht nach Leichtigkeit, nach Licht und Wärme, das alles lässt einen glatt vergessen, worüber man eigentlich schreiben wollte, und die Buchstaben springen einfach davon, verstecken sich hinter den ersten Gänseblümchen und den Narzissen, aber das macht gar nichts, denn so kann man einfach hinterher hüpfen und denkt nicht mehr daran, dass es noch mehr gibt im Leben als diese grenzenlose Heiterkeit.
Balkonien - feinstrick - 4. Mär, 17:36
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